"Träume aus 1001 Nacht" 6
wahre Liebe teilen.
„Es gibt viele Motive für eine Heirat. Liebe ist vergänglich. Auch andere Dinge können eine gute Basis für eine Ehe sein.“
„Zum Beispiel?“ Bridget konnte nicht glauben, dass sie vor einem Friedhof mit einem Scheich über Liebe und Ehe diskutierte. Sie hatte ihn gerade erst kennengelernt! Wahrscheinlich würde sie ihn nie wiedersehen – es sei denn, Francesca und er meinten es ernst miteinander. Wusste ihre Cousine, dass er solch eine zynische Einstellung zur Liebe hatte?
„In meinem Land sind arrangierte Ehen seit Generationen Tradition. Die Verbindung großer Familien aus finanziellen Gründen ist eine Sicherheit für den Fortbestand der Blutlinie.“
Bridget sah Francesca an. Vielleicht hatte sie die Situation doch missverstanden? Vielleicht unterschied sich dieses Verhältnis doch nicht von den flüchtigen Beziehungen ihrer Cousine? Bridget konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Francesca sich mit weniger als leidenschaftlicher, wahrer Liebe zufriedengeben würde.
„Planen Sie in nächster Zeit zu heiraten?“
„Ich war bereits verheiratet.“
Erstaunt sah sie ihn an. „Wirklich? Und was ist passiert?“
„Sie starb.“
„Oh.“ Bridget fehlten die Worte. Rashid wirkte nicht traurig. Allerdings kannte sie ihn auch nicht, wie sollte sie da seine Gefühle einschätzen können?
„Es tut mir leid“, sagte sie.
„Fatima war eine schöne Frau. Intelligent. Und eine gute Gefährtin. Ich vermisse sie immer noch.“
Bridget war nicht überrascht, das zu hören. Rashid war äußerst gut aussehend, und er umgab sich offensichtlich gerne mit schönen Frauen. Wie traurig, dass ihm so wenig Zeit mit seiner Frau vergönnt gewesen war.
„Ich werde mit Tante Donatella zurückfahren. Francesca sagte, Sie fahren direkt zum Flughafen“, erklärte Bridget und versuchte so, ein neutrales Thema anzuschneiden. Je eher sie sich von Rashid trennte, desto besser für sie. Er war wie ein Filmstar, von dem man träumen konnte, aber jenseits ihrer Möglichkeiten. Sicher reagierte sie nur so stark auf ihn, weil sie aufgrund der Beerdigung emotional aus dem Gleichgewicht geraten war. Morgen würde sie lachen, wenn sie daran dachte, dass sie sich zum Freund ihrer Cousine hingezogen gefühlt hatte.
Sie musste packen und sich für ihren eigenen Flug fertig machen. Außerdem war es nicht wichtig, noch mehr über Rashid zu erfahren. Falls er und Francesca heirateten, hätte sie noch Zeit genug, ihn besser kennenzulernen. Und falls nicht …
„Ich würde mich freuen, wenn Sie sich Ihrer Cousine anschließen würden“, unterbrach Rashid ihre Gedanken. „Sie trauern beide um Ihren Vater. Francesca hat auf dem Hinflug so liebevoll von ihm gesprochen. Ein oder zwei Wochen in einer anderen Umgebung würden Ihnen guttun. Sie könnten ein wenig ausspannen, zur Ruhe kommen, bevor Sie in Ihre gewohnte Umgebung zurückkehren.“
Bridget war erstaunt, wie einfühlsam Rashid war. Tatsächlich fürchtete sie sich davor, nach San Francisco zurückzukehren, in ihr Apartment, wenige Straßen vom nun leeren Haus ihres Vaters entfernt. So viele traurige Pflichten erwarteten sie dort. Sie musste seinen Nachlass ordnen, denn ihr Vater hatte ihr alles hinterlassen, was das Haus betraf. Das Geschäft war mit allem, was dazugehörte, an Antonio gefallen.
Auch wenn es ihr schwerfiel. Sie musste lernen, ohne die tröstliche Gegenwart ihres Vaters zu leben.
Hatte Rashid beim Tod seiner Frau ähnlich empfunden?
Ein bisschen Zeit mit Francesca zu haben wäre wunderbar. Bridget konnte sich kaum erinnern, wann sie zuletzt mehr als zwei Tage miteinander verbracht hatten.
„Ich möchte nicht aufdringlich wirken“, erklärte sie unsicher.
„Wir haben im Moment vier Gäste, ansonsten leben noch meine Großmutter und mein Sohn im Hause. Auf eine Person mehr oder weniger kommt es nun wirklich nicht an. Die anderen Gäste bleiben auch noch mindestens eine Woche. Kommen Sie doch mit. Francesca freut sich sicher.“ Seine Bitte klang unterschwellig wie ein Befehl.
„Sie sind sehr großzügig zu einer Fremden, die Sie gerade erst kennengelernt haben.“ Bridget zögerte noch.
„Vielleicht bin ich es ja Francesca zuliebe. Meinen Sie nicht, dass sie sich sorgen würde, Sie allein nach San Francisco reisen zu sehen?“
„Ich bin nicht wirklich allein. Mein Bruder ist da, und meine Freunde …“ Sie gab sich einen Ruck. „Dennoch wäre es schön, wenn ich nicht direkt zurückkehren müsste.“
„Dann kommen Sie
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