"Träume aus 1001 Nacht" 6
sollte er ihr einen weiteren Grund geben, ihren Aufenthalt zu verlängern.
„Ich hoffe, Sie bleiben zu dem Empfang, den mein Vater zu Ehren des ägyptischen Abgesandten gibt. Das Kleid, das Sie zuletzt trugen, wäre für diesen Anlass perfekt.“
„Welches Kleid?“, wollte Francesca wissen.
„Ich weiß nicht, ob du es gesehen hast. Die Verkäuferin hat es mir in die Ankleide gebracht. Es ist cremefarben und ziemlich elegant. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich zum Empfang gehen möchte. Ich fühle mich bei so etwas nicht sehr wohl.“ Sie wandte sich wieder an Rashid. „Danke trotzdem für die Einladung.“
„Alle Besucher gehen hin, Sie werden also einige dort kennen. Die anderen sprechen ebenfalls Englisch. Richten Sie sich also bitte auf den Empfang ein.“
Bridget unterdrückte den Impuls, ironisch vor ihm zu salutieren. „Mal schauen.“
Francesca lachte. „Bei deiner Mutter war das gleichbedeutend mit einem Nein.“
Das stimmte. Bridget dachte an ihre Mutter, an ihre Eltern. Ihre Mutter hatte ihren Vater so sehr geliebt, aber der hatte ihre Gefühle nicht erwidert. Er hatte um seines Sohnes willen geheiratet. Bridget fragte sich, warum er nicht wenigstens vorgegeben hatte, seine zweite Frau ebenfalls zu lieben.
Doch das war nicht der richtige Zeitpunkt, über ihre Familie nachzudenken. Erwartete Rashid wirklich, dass sie zu dem Empfang kam? Irgendwie musste sie einen Weg finden, diesem Abend zu entgehen. Selbst der Gedanke an das schöne Kleid half nicht. Es war typisch! Immer träumte sie von Bällen und romantischen Nächten, aber in Wirklichkeit war sie viel zu schüchtern, als dass sie sie genießen könnte.
Der Lunch wurde auf der Veranda beim Pool serviert. Marie und Elizabeth waren den Morgen über geschwommen und trugen nun ihre Sarongs über den Badesachen.
„Kommst du heute Nachmittag auch an den Pool, Rashid?“, fragte Marie.
„Wir alle, denke ich.“ Rashid sah in die Runde.
„Wir könnten in die Ställe gehen, Kumpel“, schlug Jack vor. „Das wäre interessanter, als zu schwimmen. Ich möchte sehen, ob du genug Pferde für das Turnier hast.“
Das Poloturnier war für Samstag geplant, und Jack wollte Rashids Pferde vorher ausprobieren.
„Das eine schließt das andere ja nicht aus. Zuerst sehen wir uns die Ställe an, dann leisten wir den Damen am Pool Gesellschaft. Möchte noch jemand mit?“, fragte Rashid.
Francesca schüttelte den Kopf. „Ich habe schon mal ein Pferd gesehen, danke“, entgegnete Marie spöttisch. Bridget wäre gerne mitgegangen, aber sie kannte sich mit Polo nicht aus und fürchtete, sich nicht an der Unterhaltung beteiligen zu können.
Während des Essens prahlten Charles und Jack mit ihren Polosiegen. Ihr Enthusiasmus erinnerte Bridget an die Begeisterung, die der Football in Amerika fand.
Francesca, Marie und Bridget machten es sich am Pool gemütlich. Bridget wählte einen Platz im Schatten. Leider war die Lieferung aus der Boutique noch nicht eingetroffen, sodass sie nicht ihren eigenen Badeanzug tragen konnte. Aber man hatte ihnen versprochen, dass sie am Nachmittag damit rechnen konnten.
„Was hast du vor, wenn du nach Hause kommst? Wirst du Antonio mit den Restaurants helfen?“
„Ich arbeite weiter in meinem Beruf. Das Geschäft hat mich nie besonders interessiert. Antonio wird es mit den Restaurants wahrscheinlich noch weiter bringen als Dad. Sie sind sein Ein und Alles.“
„Ach, ist es nicht wunderschön hier?“ Francesca ließ den Blick schweifen. „Diesen Luxus kann man sich gefallen lassen, mein normales Leben ist ja so ganz anders.“
„Nämlich?“, fragte Bridget.
„Ich weiß, das Leben eines Models ist aufregend, aber es ist auch harte Arbeit. Und ich wünschte, ich könnte essen wie du. Wenn ich mit dem Modeln aufhöre und nicht länger nach strikter Diät lebe, nehme ich bestimmt sofort zu.“
„Wieso solltest du? Deine Mutter war doch auch schlank.“
„Aber ich werde alles verschlingen, was ich mir all die Jahre für meine Figur verkneifen musste. Wo wir gerade vom Arbeiten sprechen, ich muss langsam anfangen zu packen. Wir sehen uns.“
Bridget döste eine Weile vor sich hin. Die warme Luft streichelte sanft über ihren Körper. Das Wasser schimmerte im Sonnenschein. Der farbenprächtige Hibiskus duftete zart.
Irgendwann wurde es Bridget langweilig. Ein Schatten legte sich auf ihr Gesicht, und sie schlug die Augen auf. Rashid nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben sie.
„Ihre Kleider sind
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