"Träume aus 1001 Nacht" 6
Herz schlug höher.
„Okay, aber ich warne Sie vor, sehr viel Platz werden wir nicht haben.“
„In fünfzehn Minuten hier“, schlug er vor und strich seinem Sohn liebevoll über das Haar.
Zwanzig Minuten später kämpften sie sich durch die dichte Hecke. Für sie und Mo war das Heckenversteck groß genug gewesen, nun mit Rashid würde es recht eng werden. Mo setzte sich in die äußerste Ecke, und so blieb Bridget nur der Platz neben Rashid. Schulter an Schulter, Knie an Knie, saßen sie im Gras. Durch das Blätterdach fielen vereinzelte Sonnenstrahlen, und es ging eine angenehme Brise. Bei dem Gedanken, dass Rashid so nahe bei ihr saß, stieg Bridget allerdings die Hitze in die Wangen.
Sie griff nach dem ersten Buch und hoffte, dass ihre Stimme ihre Gefühle nicht verriet. Rashid saß so nah, dass sie, wenn sie den Kopf ein wenig drehte, die feinen Linien um seine Augen sehen konnte. Er trug bequeme Kleidung, seine Schultern waren breit, und sein Kopf ragte beinahe bis in die Blätter hinein. Bridget musste sich zusammennehmen. Rashid war schließlich ihr Gastgeber, weiter nichts.
„Alice im Wunderland“, begann sie die altbekannte Geschichte. Mo hörte aufmerksam zu, als söge er jedes einzelne ihrer Worte in sich auf.
„Wenn du bei deinem Daddy auf den Schoß kletterst, kannst du die Worte mitlesen“, schlug Bridget vor.
Glücklich kletterte Mo auf seines Vaters Schoß und kuschelte sich in seinen Arm. Bridget drehte das Buch leicht in seine Richtung, damit er genug sehen konnte. Rashid hielt seinen Sohn zärtlich fest. „Fahren Sie fort.“
Das Buch war schnell gelesen, ebenso das nächste.
„Ende.“ Bridget klappte das Buch zu und blickte lächelnd auf den kleinen Jungen. Er schlief tief und fest.
„Ups, er hat wohl doch etwas zu viel im Wasser getobt“, flüsterte sie. „Vielleicht sollten wir ihn hineintragen?“
„Wenn wir jetzt hier rauskrabbeln, wacht er auf.“ Rashid hielt seinen Sohn fest im Arm.
„Wir können ruhig hierbleiben, wenn Sie einverstanden sind.“ Bridget wunderte sich über ihren Mut. Er hatte schließlich noch andere Gäste. Aber es war so schön, einen Moment lang seine ungeteilte Aufmerksamkeit genießen zu dürfen.
„So etwas habe ich noch nie gemacht“, sagte Rashid leise und sah sich in dem Blätterhaus um.
„Dieser Garten ist perfekt für Kinder. Mo kann laufen, klettern, Verstecken spielen. Er wird wunderbare Kindheitserinnerungen daran haben. Sie sollten mehr Kinder bekommen.“
„Dafür müsste ich verheiratet sein.“
„Sie müssen doch nur Ihre Familie fragen“, warf sie ein.
„Was soll ich sie fragen?“
„Na, ob sie Ihnen eine neue Ehe arrangiert.“
Rashid hob die Augenbrauen. „Ich bin durchaus in der Lage, mir meine Braut selbst auszuwählen.“
„Ich dachte, Sie sind ein Verfechter arrangierter Ehen“, konterte sie provokativ.
„Nein. Sie können funktionieren oder auch nicht. Aber wenn ein Mensch ein gewisses Alter erreicht hat, darf er sich selbst eine Frau aussuchen.“
„Eine, die seiner Position entspricht“, fügte Bridget hinzu, als wollte sie sich selbst ermahnen, keine falschen Hoffnungen zu hegen. Rashid konnte ihr gefährlich werden. Und sie war nur im Urlaub. Bald schon würde sie heimkehren und ihn nie wiedersehen. Außerdem hatte sie sich geschworen, niemals wie ihre Mutter die zweite Geige zu spielen. Rashid hing noch immer an seiner ersten Frau, der schönen Fatima. Wie sollte eine Frau, die einen Witwer mit Kind heiratete, jemals wissen, ob er sie um ihrer selbst willen geheiratet hatte? Ob er sie liebte?
„Glauben Sie, eine standesgemäße Ehe ist dauerhafter als eine unstandesgemäße oder eine, in der Lust eine vorrangige Rolle spielt? Was passiert, wenn die Leidenschaft erkaltet?“, fragte Rashid.
„Ich glaube an eine wahre, dauerhafte Liebe. Eine Liebe, die nie erkaltet.“
„Standesgemäß muss sie nicht sein?“
„Im Grunde schon. Ich glaube nicht, dass sich zwei Menschen ineinander verlieben, deren Werte und Ziele grundlegend voneinander abweichen. Wenn ich einen Mann liebe, muss ich mir vorstellen können, wie er in fünfzehn Jahren wäre, von den Kindern umgeben, oder in dreißig Jahren, mit schütterem Haar und einem Bauchansatz. Würde ich ihn dann immer noch lieben und mein Leben und meine Träume mit ihm teilen wollen? Wenn dem so ist, dann weiß ich, er ist der Richtige“, erklärte sie verträumt.
„Das glaube ich nicht“, widersprach Rashid.
„Wieso nicht? Meinen Sie, ich
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