"Träume aus 1001 Nacht" 6
sowieso nichts mit ihm angefangen.“
„Vielleicht liebt er dich ja und weiß nur nicht, wie er sich aus dieser Ehe befreien kann. Ich kann mir schon vorstellen, dass ein Mann dich auf jeden Fall behalten will.“
Molly wirbelte herum. „Eure Exzellenz, flirten Sie etwa mit mir?“
„Eure Exzellenz?“ Er erstarrte.
„Nun, so nennt dich zumindest Hasim.“
„Gut, er stammt aus Manasia, da ist er das gewöhnt. Aber ich lebe in Amerika, da spielt ein Titel keine Rolle.“
„Aber in deiner Heimat …“
„Natürlich sind die Verhältnisse dort anders. Das kann man nicht auf mein Leben hier übertragen. Komm, machen wir es uns gemütlich. Ich hoffe, ich erfahre dann auch ein paar Details aus deinem Leben. Das könnte gut sein für die Befragung durch die Einwanderungsbehörde.“
„Was möchtest du denn wissen?“
„Wie du im Alter von fünf Jahren warst.“
Molly musste lachen. „Wenn ich dir etwas über mich erzähle, erfahre ich dann auch was über dich?“
„Natürlich, das gehört sich doch so in einer Ehe, dass man über den anderen Bescheid weiß, oder nicht? Abgesehen von den Kompromissen, von denen du gesprochen hast.“
Hasim brachte Saft und zog sich leise zurück.
Molly zögerte kurz und sprach dann über ihre Kindheit in Elmsville, Ohio. Sie hatte es sich dabei auf dem Diwan gemütlich gemacht und zuckte zurück, als Kaliq ihr im Nacken hochgestecktes Haar löste und mit den Fingern hindurchfuhr.
Sie sah ihn aus großen Augen an.
„Dein Haar glänzt wie Sonnenschein“, sagte er lächelnd. „Und es ist weich wie Seide.“ Er zog sie zu sich heran. „Im Büro hast du es immer streng zurückgebunden, dabei steht es dir offen viel besser.“
„Zurückgebunden ist es aber viel praktischer“, sagte sie atemlos.
„Ja, aber nicht so weiblich.“
Langsam beugte er sich vor, und Molly hielt den Atem an.
5. KAPITEL
Mollys Herz raste, während sie die Lippen öffnete. Sie wusste, dass es falsch war. Statt sich willig ihrem neuen Ehemann hinzugeben, sollte sie aufspringen und Distanz schaffen.
Hasim räusperte sich laut und vernehmlich und ließ sie beide in die Wirklichkeit zurückfinden.
„Ja?“ Kaliq schien etwas ungehalten über die Störung.
„Es tut mir leid wegen der Störung, Eure Exzellenz. Mr. Mannering ist am Telefon. Er sagte, es sei dringend.“ Hasim hielt ihm ein schnurloses Telefon hin.
Kaliq nahm es entgegen und setzte sich aufrecht hin. „Hallo?“
Molly hielt es nicht mehr in ihrem bequemen Sitz. Sie erhob sich und ging zu den hohen Fenstern. Sie starrte hinaus in den herrlichen Frühlingstag im Central Park, ohne wirklich etwas zu sehen.
Sie musste aufpassen, dass sie nicht Kaliqs Charme erlag. Es war keine echte Liebesbeziehung, die sie mit ihm verband. Er schätzte sie als Mitarbeiterin, das war auch einer der Gründe gewesen, die ihn zu dieser Heirat bewogen hatten. Er hatte sie nicht verlieren wollen.
„Molly?“
Sie wandte sich zu ihm um. „Was wollte Phil?“, erkundigte sie sich. Sie mussten erst einmal ein paar Dinge klären, bevor Molly sich wieder wohlfühlen konnte.
„Er hat die Einwanderungsbehörde kontaktiert. Natürlich waren sie misstrauisch, vor allem weil wir so schnell heiraten wollten. Wir sollen den Kontrolleur übermorgen treffen. Falls er mit unseren Ausführungen nicht zufrieden ist, werde ich vermutlich abgeschoben.“
„Dann müssen wir eben sicherstellen, dass er zufrieden ist, nicht wahr?“
„Es wird vermutlich nicht nur diese eine Befragung geben.“
Molly zuckte mit den Schultern. „Wir werden unser Bestes geben. Und eigentlich sehe ich keine Probleme.“
„Solange wir an einem Strang ziehen, sicherlich nicht.“
Sie schaute ihn misstrauisch an. „Was meinst du damit?“
Er lächelte sie an. Molly hatte das Gefühl, als würde sie dahinschmelzen. Ob er wusste, wie sehr ihr das zu schaffen machte?
„Nun, es sollte uns nicht schwerfallen, nach außen das glückliche Paar zu spielen. Wir haben ja Zeit, ein wenig zu üben. Wir fangen gleich damit auf der Party von Sven Johannsen am Freitag an. Es gibt eine Ausstellungseröffnung in einer Galerie an der Fifth Avenue.“
„Diesen Freitag schon?“
„Ja. Ich hatte die Einladung bereits angenommen. Du wirst mich selbstverständlich begleiten.“
„Du warst dir ja sehr sicher, dass man dich nicht ausweisen wird. Und überhaupt. Könntest du mich nicht mindestens fragen, ob ich Lust auf diese Eröffnung habe?“ Molly redete sich allmählich in Rage. „Ich
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