"Träume aus 1001 Nacht" 6
Frau verwandeln könnte, dass er ihr einfach nicht widerstehen konnte. Gerade an diesem Tag kam sie sich wenig begehrenswert vor. Und in einigen Monaten würde sie kugelrund sein. Dann würde kaum ein Mann sie attraktiv finden können, geschweige denn Kaliq.
Die nächsten beiden Wochen vergingen wie im Flug, in der Firma ging es extrem hektisch zu. Die Verhandlungen mit der Gewerkschaft dauerten oft bis spät in die Nacht. Immer wieder stockten die Besprechungen. Mal war Kaliq mit einer Forderung nicht einverstanden, oder Frank LeBec zeigte sich nicht bereit, Angebote der Gegenseite zu akzeptieren. Hin und wieder sah Molly einen Hoffnungsschimmer, dass es bald vorbei sein könnte, aber dann tauchten wieder neue Probleme auf. Sie war vollauf damit beschäftigt, die neuen Zahlen zu beurteilen und Statistiken zu überprüfen, Beispiele auszuarbeiten und zu ergründen, welche Kompromissvorschläge sie empfehlen konnte.
Wenn es eine Pause gab, zog Kaliq sich mit ihr in sein Büro zurück, um zu beratschlagen, wie die einzelnen Schachzüge der Gegenpartei zu bewerten seien. Danach konnten sie die eigene Position noch einmal überprüfen und darüber spekulieren, was wohl der nächste Schritt der Gewerkschaft sein würde. Das war zwar anstrengend, aber andererseits auch sehr aufregend.
Am Donnerstagabend der zweiten Woche war Molly ziemlich geschlaucht. Sie war sich nicht mehr sicher, ob ein Kompromiss überhaupt noch möglich war. Der jetzige Vertrag lief bald aus; wie würde es dann weitergehen? Natürlich konnte man den Standardvertrag der anderen Reedereien übernehmen, aber Kaliq war der Meinung, dass man bessere Abschlüsse erreichen konnte. Und dafür war er bereit, alles zu riskieren.
Molly saß als Kaliqs Assistentin mit am Tisch, konnte ihn beobachten, wie er sich voll darauf konzentrierte, jeden Schritt der Gegenpartei vorauszuahnen und Argumente für seine Preispolitik vorzutragen. Doch immer wieder schweiften ihre Gedanken ab, verlor sie sich in Tagträumereien.
Sie verstand sein kühles Verhalten ihr gegenüber nicht. Hatte sie sich diese Nacht in Washington nur eingebildet? Hatte er wirklich gesagt, dass er die Ehe fortführen wollte? Würden sie jemals echte Nähe aufbauen können? Oder würde er ihre Ehe immer nur als Geschäftsbeziehung betrachten?
Falls die vergangenen beiden Wochen ein Hinweis darauf waren, wie ihre gemeinsame Zukunft aussehen würde, dann könnte das Leben ziemlich anstrengend werden. Allerdings entsprach das nicht ganz ihrer Vorstellung von einer Ehe auf Dauer.
Dabei hatte die erste Woche direkt nach der Hochzeit so vielversprechend begonnen. Sie wünschte sich die ruhigen Abende zurück, wo sie es sich bei einem Drink auf dem weichen niedrigen Diwan in ihrem Wohnzimmers gemütlich gemacht und über Gott und die Welt diskutiert und sich Geschichten aus ihrer Kindheit erzählt hatten.
Sie vermisste auch Hasims köstliche Menüs. Zurzeit fiel das Frühstück ziemlich kurz aus, und Lunch und Dinner wurden von einem Catering Service im Konferenzraum serviert. Und wenn sie spätabends nach Hause kam, war sie so müde, dass sie wie ein Stein ins Bett fiel.
Sie seufzte. So allmählich war sie in ihrem Zustand dem Stress der aufregenden Verhandlungen nicht mehr gewachsen. Sie hatte fast das Gefühl, dass beide Parteien an einem Punkt angelangt waren, wo sie sich festgefahren hatten. Vielleicht sollte man eine Verhandlungspause einlegen, die Freitagstermine absagen, um nach dem Wochenende mit neuer Energie in die Verhandlungen zu starten.
Als sie aufsah, bemerkte sie, dass die Herren sie erwartungsvoll anschauten.
„Molly, du wolltest etwas sagen?“, fragte Kaliq.
Resolut schritt sie zur Tat. „Ich glaube, ich wäre dankbar für eine kleine Pause. Ich würde mich gern zu einer kurzen Besprechung mit Kaliq zurückziehen.“ Auf jeden Fall musste sie hier erst mal raus! Allein die Luft war zum Ersticken.
Die Männer erhoben sich höflich, sie nickte ihnen allen noch einmal freundlich zu und rauschte hinüber in Kaliqs Büro. Er kam nur kurze Zeit später hinter ihr her.
„Ja, was ist?“, erkundigte er sich kühl. Er schien irgendwie auf der Hut zu sein.
„Ich bin müde. Ich werde jetzt nach Hause gehen. Nur eines möchte ich dir noch sagen. Ich denke, du solltest es bei dem jetzigen Stand der Dinge belassen. Ich glaube nicht, dass LeBec dir noch weiter entgegenkommen wird. Für die Gewerkschaft steht ihr Ruf auf dem Spiel. Und für LeBec natürlich sein Stolz. Das ist
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