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"Träume aus 1001 Nacht" 6

"Träume aus 1001 Nacht" 6

Titel: "Träume aus 1001 Nacht" 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McMahon
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strich sich die Hose und das T-Shirt glatt, das sie schon seit zwei Tagen trug, ohne sich gewaschen zu haben. Sie fühlte sich niedergeschlagen, hungrig und müde.
    „Ich bestehe darauf, die Botschaft der Vereinigten Staaten anzurufen“, sagte sie und konnte nur hoffen, dass der Araber einige Brocken Englisch verstand. Er aber antwortete nicht und machte nur ein Zeichen, dass sie folgen sollte.
    Als sie die Zelle verließ, packte der Wächter sie mit festem Griff am Arm und führte sie durch den langen Gang, an dessen Ende eine geschwungene Treppe lag. Wieder fragte Sara sich, was ihre Eltern wohl denken mochten. Sie war wie vom Erdboden verschwunden. Der Wagen, den sie gemietet hatte, stand vermutlich noch bei der Residenz. Von dort aber führte keinerlei Spur zu diesem Gefängnis.
    Sie stiegen zwei Stockwerke hoch. Der Wächter klopfte an die Tür und öffnete, da ihm von innen jemand etwas zurief. Er schob Sara in den Raum und ließ sie endlich los. Sie sah sich rasch um. Das Büro war karg eingerichtet. Es gab nur einen Tisch, einen Stuhl, keine Vorhänge vor den Fenstern. Ein großer Mann stand davor und schaute hinaus. Sara hatte nicht die geringste Ahnung, wo sich das Gefängnis befand. Sie wusste nur, dass es nicht weit von der Villa, die sie fotografiert hatte, entfernt lag, da die Fahrt nicht lange gedauert hatte.
    Langsam drehte der Mann sich um und sah sie an. Sara erschauerte unwillkürlich, als sie sich tief in die Augen schauten. Der Mann ihr gegenüber war beinah einen Meter neunzig groß. Er hatte schwarzes Haar, das in dem warmen Sommerlicht, das durch das Fenster hereinfiel, samtweich schimmerte. Er hatte hohe Wangenknochen und feine Gesichtszüge. Dabei ging aber eine sehr machtvolle Ausstrahlung von ihm aus. Die breiten Schultern und der muskulöse Oberkörper wurden noch von dem elegant geschnittenen Anzug unterstrichen. Mit jeder Faser ihres Körpers verspürte Sara die Kraft dieses Mannes.
    Auf einmal wurde ihr klar, was für einen armseligen Eindruck sie selbst machen musste. Wenn man ihr doch wenigstens erlaubt hätte, sich die Haare zu waschen! Dabei war ihre Lage absurd. Es ging nicht darum, einen guten Eindruck auf einen Fremden zu machen. Sie musste alles daransetzen, dieses Gefängnis so rasch wie möglich zu verlassen. Und dieser Mann schien hier etwas zu sagen zu haben. Warum sonst war er gekommen?
    „Ich möchte die Botschaft meines Landes anrufen“, wiederholte Sara noch einmal.
    Der andere Mann sagte etwas auf Arabisch zu dem Wächter, der das Büro sofort verließ. Als sie allein waren, sagte er: „Setzen Sie sich.“
    Neben der Tür stand ein einfacher Stuhl. Jetzt fiel ihr auf, dass sich ein Telefon auf dem Tisch befand. Daneben lagen einige Akten. Eine davon aufgeschlagen. Ging es dabei um ihren Fall?
    „Ich bin Bürgerin der Vereinigten Staaten. Deshalb bestehe ich darauf, meine Botschaft zu informieren. Sicher handelt es sich um ein Missverständnis, das rasch aus der Welt geschafft werden kann.“
    „Setzen Sie sich!“ Es war ein Befehl.
    Sara wagte es nicht, ihm zu widersprechen. Sie nahm Platz, doch sie blieb auf der Stuhlkante sitzen. Der Mann trat hinter den Schreibtisch und warf einen raschen Blick auf die Unterlagen. „Sie sind verhaftet worden, weil Sie versucht haben, Aufnahmen von einem Privatgrundstück zu machen. Ohne Erlaubnis wollten Sie Mitglieder der Herrscherfamilie fotografieren. Als sie aufgegriffen wurden, trugen Sie keine Papiere bei sich.“ Er sah sie eindringlich an. „Wie sind Sie in unser Land gekommen? Und was haben Sie hier vor?“
    Sara schluckte. Es ging ihr darum, ihren Vater so weit wie möglich aus dieser Geschichte herauszuhalten, da das seine geschäftlichen Verhandlungen zum Scheitern bringen konnte.
    „Mein Ausweis ist in meinem Hotelzimmer.“
    „Und wo befindet sich das?“
    Würde er ihr glauben, wenn sie ihm die Wahrheit sagte? Ein schneller Blick zu ihm hinüber, und schon hatte sie verstanden, dass ihr gar keine andere Wahl blieb. „Im Presentation Hotel in Staboul“, antwortete sie.
    Er ließ einen ungläubigen Blick über ihre ungepflegte Kleidung gleiten, dann erklärte er: „Das ist eine der besten Adressen des Landes. Schon erstaunlich.“
    „Ich bin mit meiner Familie gekommen.“
    „Vielleicht könnten Sie sich ein wenig genauer ausdrücken.“
    Wer war dieser Mann? Sein Anzug war aus feinstem Stoff, und das blütenweiße Hemd betonte seine dunkle Haut. Er machte einen weltläufigen Eindruck, gleichzeitig

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