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"Träume aus 1001 Nacht" 6

"Träume aus 1001 Nacht" 6

Titel: "Träume aus 1001 Nacht" 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McMahon
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Vielleicht waren die Ölvorkommen gar nicht so bedeutend, wie sie gedacht hatte. Oder der Scheich meinte, einen zusätzlichen Trumpf in der Hand zu haben, solange sie im Gefängnis war. Würde er ihren Vater damit zu Kompromissen zwingen wollen?
    Sie seufzte auf. Wenn sie doch nur die Zeit zurückdrehen könnte! Das erste Mal, seitdem man sie in diese Zelle gesperrt hatte, dachte sie daran, dass sie vielleicht sehr lange hier bleiben musste. Bei dieser Vorstellung lief ihr ein eiskalter Schauder über den Rücken. Als sie die Augen schloss, sah sie wieder Kharun bak Samin vor sich. Er war der Mann, der mit ihrem Vater verhandelte, der Neffe des Staatsoberhauptes. Der Sohn des Scheichs, der vor Kurzem verstorben war und eine wichtige Rolle als Ratgeber am Hof gespielt hatte. Es hätte wirklich nicht schlimmer kommen können. Was würde ihr Vater zu alledem sagen?
    Unruhig sprang sie auf und lief hin und her. Immer wieder stellte sie sich die Frage, wie der Scheich wohl entscheiden würde. Dabei versuchte sie, nicht an ihn als Mann zu denken, obwohl sie sich eingestehen musste, dass er sehr anziehend war. Wenn es ihr gelänge, Aufnahmen von diesem Mann zu machen, würde sie sicher einen großen Erfolg damit landen. Die Frauen in Amerika würden sich die Zeitung aus den Händen reißen. Und Kharun würde berühmt wie ein Filmstar werden.
    Das konnte für ihre eigene Karriere nur hilfreich sein. Andererseits aber hatte sie sich vorgenommen, einen guten Job zu machen, um sich bei einer seriöseren Zeitung zu bewerben. Da wäre es vielleicht ein Handicap, wenn man sie mit einer Skandalgeschichte in Verbindung brachte.
    Dabei aber ging es ja nicht nur um sie selbst. Sie musste vor allem an ihren Vater denken, der unter ihrem Verhalten leiden würde. Sie hatte in letzter Zeit kaum einmal einen Gedanken an seine Geschäfte verschwendet, da sie mit ihrem neuen Job alle Hände voll zu tun hatte. Die gemeinsame Reise in den Wüstenstaat kam da wie eine fantastische Gelegenheit. Sara aber ging es nicht darum, einen Skandal auszulösen, sie wollte offen und ehrlich über die Lebensbedingungen der Menschen hier berichten.
    Damit hatte sie gehofft, den Respekt ihres Vaters zu erringen. Das aber war wohl gründlich danebengegangen! Warum hatte sie nicht den Mund gehalten, anstatt dem Scheich zu sagen, wer sie war? Sara Kay war ein Name, mit dem er nichts anfangen konnte. Doch die Tochter von Samuel Kinsale, das war ein ganz anderer Fang.
    Ihr Vater würde weder Kosten noch Mühen scheuen, um sie ausfindig zu machen. Und wenn ihm nicht gefiel, wie man ihn behandelte, würde er sicherlich die Verhandlungen abbrechen. Sara konnte nur hoffen, so schnell wie möglich zu ihrer Familie zurückzukehren. Der Nachmittag verging quälend langsam. Sie hatte ihren letzten Trumpf ausgespielt. Und wieder verging ein Tag, ohne dass ihre Familie wusste, was mit ihr war und wo sie sich aufhielt.
    Kharun schäumte vor Ungeduld. Mit wenigen Telefonaten hatte er die gewünschten Informationen bekommen. Sara Kinsale war tatsächlich die jüngste Tochter seines Verhandlungspartners. Samuel Kinsale stellte seit einigen Tagen diskret Nachforschungen an, um herauszufinden, wo sich Sara aufhielt. Bis jetzt ging er dabei sehr vorsichtig vor. Das aber würde sich bestimmt ändern, wenn er erfuhr, dass sie in einem Gefängnis saß.
    Piers, der Ratgeber des Scheichs, hatte vorgeschlagen, Sara an einem unbekannten Ort gefangen zu halten, bis die Verhandlungen abgeschlossen waren, doch hatte Kharun das für keine gute Idee gehalten. Eltern und Tochter noch wochenlang im Ungewissen zu lassen war unnötig grausam.
    Garh Sonharh, der Führer der Traditionalisten, hatte darauf gedrungen, dass die Strafe vollstreckt würde. Kharun hatte nicht direkt mit ihm gesprochen, doch Piers hatte ihm mitgeteilt, was Garh dachte. Auch der Anruf bei seiner Schwester Jasmine hatte keine Lösung gebracht. Sie hatten offen über die verzwickte Lage gesprochen, bis Jasmine auf einmal einen höchst seltsamen Vorschlag gemacht hatte.
    Verdammt! Was nur sollte Kharun tun? Er wünschte sich nichts mehr, als einen langen, unbeschwerten Ausritt hinaus in die Wüste unternehmen zu können. Die Freiheit, die er auf dem Rücken seines Pferdes Magic Satinempfand, ließ ihn alle Anspannungen des politischen Alltags vergessen.
    Doch das Pferd war in seiner Sommerresidenz am Meer, fünfzig Meilen entfernt. Und seine Widersacher würden ihm wohl kaum die Muße lassen, lange Ausritte zu unternehmen.

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