"Träume aus 1001 Nacht" 6
Kharun lächelte zynisch. Was auch immer er tat, Garh wäre niemals damit einverstanden. Genauso wenig wie seine eigene Tante. Wenn es nach ihr ginge, wären die Verhandlungen schon längst abgebrochen worden.
Da war es nur ein Glück, dass die letztendliche Entscheidung in Kharuns Händen lag. Sein Onkel, der Herrscher des Landes, hatte volles Vertrauen in ihn. Das durfte er auf keinen Fall enttäuschen. Vielleicht war der Vorschlag seiner Schwester gar nicht so abwegig, wie es ihm zunächst erschienen war. Wenn der Plan aufging, würde selbst Garh nicht mehr von Spionage sprechen können.
Er ließ Sara Kinsale rufen.
Sie betrat den Raum mit erhobenem Kopf. Jabil, der Wächter, ließ sie los und schloss die Tür.
„Ich möchte die amerikanische Botschaft anrufen.“
Um Kharuns Lippen spielte ein ironisches Lächeln. Offenbar hatte er es mit einer charakterstarken Frau zu tun. Sie war größer als die meisten Frauen seines Landes, und ihr goldblondes Haar fiel hier natürlich besonders auf. Sie drückte den Rücken stolz durch. Unter der verschmutzten Kleidung zeichneten sich ihre weiblichen Formen höchst vorteilhaft ab.
Kharun zwang sich, den Blick zu heben und ihr direkt in die Augen zu schauen. „Ich habe Ihre Angaben überprüfen lassen. Ihr Vater hat bereits Nachforschungen angestellt. Wir werden Ihren Aufenthalt hier nicht mehr lange verheimlichen können. Wie Sie selbst gesagt haben, hat nicht jeder ein Anrecht auf eine Privatsphäre, oder?“
Sie hielt seinem Blick stand und antwortete: „Es tut mir leid, dass ich ohne Ihre Erlaubnis versucht habe, Fotos von Ihrem Anwesen zu machen. Das nächste Mal werde ich mich anders verhalten.“
„Das nächste Mal?“
Sie zuckte nur die Schultern und gab sich nach wie vor selbstsicher und stolz. Schon lange trug sie kein Make-up mehr, doch auch ohne Schminke waren ihre Lippen voll und rot. Kharun wandte rasch den Blick ab, da er sich in Versuchung geführt fühlte. Dabei kam jetzt alles darauf an, dass sie seinen Vorschlag richtig auffasste und keine anderen Erwartungen dahinter vermutete.
„Ich habe bereits angedeutet, in welch misslicher Lage Sie sich befinden. Ich fürchte, es bleiben uns nicht viele Möglichkeiten, eine Lösung zu finden, die allen Seiten gerecht wird. Sind Sie bereit, mich anzuhören?“
Sara nickte.
„Gut.“ Kharun atmete tief durch, dann sagte er: „In diesem Fall schlage ich vor, dass wir so tun, als würden wir uns schon lange kennen. Die Reise mit der Familie war nur ein Vorwand, da wir in Wirklichkeit heimlich miteinander verlobt sind. Die Fotos, die Sie machen wollten, sollten ein Hochzeitsgeschenk sein, mit dem wir vorhatten, die Familie zu überraschen.“
Sie sah ihn ungläubig an. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie begriff, was er da vorschlug, dann platzte sie heraus: „Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Niemand wird diese Geschichte glauben. Wo haben Sie nur so eine lächerliche Idee her? Ich dachte, Sie seien ein erfahrener Geschäftsmann und ein kluger Kopf, aber da habe ich mich wohl gründlich getäuscht. Am besten lassen Sie mich gehen. Ich verspreche, dass ich niemandem von diesem Vorschlag erzählen werde.“
Er beobachtete sie eine Weile, wobei er von der Leidenschaft beeindruckt war, die von ihr ausging. Ihre Augen funkelten, ihre Brüste bebten leicht, und die Wangen waren gerötet. Ob diese Frau im Bett auch so ein Vulkan war? Kharun überraschte sich selbst bei diesem Gedanken. Dabei hatte er nicht die geringste Absicht, eine Antwort auf diese Frage zu finden. Es ging ihm um eine vernünftige Lösung für beide Seiten, das war alles.
Endlich hob er die Hand, um Sara Einhalt zu gebieten. Als sie sich beruhigt hatte, sagte er leise: „Ich gebe zu, dass mein Vorschlag auf den ersten Blick ein wenig seltsam anmutet. Aber ich bitte Sie, in Ruhe darüber nachzudenken. Hören Sie mir zu. Wir stehen auf der gleichen Seite, da uns beiden daran gelegen ist, dass die Verhandlungen mit Ihrem Vater keinen Schaden nehmen. Und unsere Beziehung wäre natürlich auf den Zeitraum begrenzt, bis der Vertrag geschlossen ist. Dann können Sie nach Hause zurückkehren, und wir veröffentlichen eine Mitteilung, in der wir erklären, dass wir uns auseinandergelebt haben.“
„Das wird niemals funktionieren“, stieß sie hervor. „Vielen Dank, dass Sie bereit sind, das für mich zu tun, aber können Sie mich nicht einfach gehen lassen?“
„Waren Sie schon einmal verlobt?“
„Nein. Bitte, es hat doch
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