"Träume aus 1001 Nacht" 6
wissen, was der zukünftige Ehemann dachte? Sie wusste ja, dass es keine andere Möglichkeit gab, wenn sie Schande von ihrem Vater abwenden wollte. Und doch hatte die Vorstellung, das Land mit dem nächsten Flieger zu verlassen, etwas höchst Reizvolles.
Oder war es nicht das Beste, ihren Vater um Hilfe zu bitten? Sie schreckte aus diesen Gedanken hoch, als Kharun erklärte: „Die Fahrt bis Staboul City wird noch mindestens zwei Stunden dauern.“ Als Sara ihm einen raschen Seitenblick zuwarf, bemerkte sie, wie er sie von Kopf bis Fuß musterte. Wieder durchlief sie ein heißer Schauer.
Als sie in der Limousine Platz genommen hatte, hatte Kharun die Scheibe zwischen dem Fahrer und der Rückbank geschlossen. Die nächsten beiden Stunden würden sie also ganz allein sein. Sara spürte die atemberaubende Ausstrahlung, die von Kharun ausging. Rasch wandte sie den Blick ab, da sie genau spürte, wie heftig ihr Herz klopfte. Doch auf einmal raste der schwere Wagen durch ein Schlagloch. Sara wurde gegen ihren Begleiter gedrückt. Sie spürte seine starken Muskeln und atmete den würzigen Duft ein, der von ihm ausging.
Verwirrt zog sie sich auf ihren Sitz zurück, wobei sie auf noch mehr Abstand achtete. Sie war schmutzig, verschwitzt und müde. Kharun aber schien so frisch zu sein, als wäre er eben erst aufgestanden. Er warf Sara einen freundlichen Blick zu und erklärte: „Einer der Vorteile, die wir aus der Konzession ziehen, ist die Möglichkeit, mit dem Geld die Straßen zu reparieren.“
„Werden Sie auch den Dorfbewohnern helfen? Die Menschen auf dem Land scheinen ja in sehr armseligen Verhältnissen zu leben.“
„Wir haben vor, viele Projekte voranzutreiben. Dazu gehören natürlich auch die Ausbildung der Kinder, der Bau von Krankenhäusern und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Es geht uns darum, das Land aus dem Mittelalter in die Neuzeit zu führen.“
Sara schluckte schwer. Sie versuchte, sich darauf zu konzentrieren, was er gesagt hatte, und das seltsame Gefühl zu verdrängen, das sie überkam. Beinah war es so, als ob er sie berührte, obwohl sie doch deutlich Abstand hielten. Und in der Luft lag eine erotische Spannung, der sie sich kaum noch entziehen konnte. Unsicher wandte sie den Blick ab und schaute in die Dunkelheit hinaus. Die nächsten beiden Stunden kamen ihr wie eine Ewigkeit vor. Wie sollte das erst werden, wenn sie diesen verrückten Plan in die Wirklichkeit umsetzten und sie die Ehefrau von Scheich Kharun bak Samin wurde?
„Ich schlage vor, dass wir die Fahrt nutzen, um uns ein wenig besser kennenzulernen. Da wir uns ja angeblich schon vor einer ganzen Zeit das erste Mal getroffen haben, sollte ich wohl ein wenig mehr von Ihnen wissen, als dass Sie die Tochter von Samuel Kinsale sind und versucht haben, Fotos von unserer Villa zu schießen.“
Sara gelang es nicht gleich, zu antworten, da ihre Gedanken zu ganz anderen Szenen abschweiften. Sie stellte sich vor, wie es wohl wäre, von diesem fantastisch aussehenden Mann in den Armen gehalten zu werden. Es musste einfach wunderschön sein, von ihm liebkost zu werden. Wenn er mit den Fingern sanft über ihre Brüste strich und die Spitzen umspielte, bis sie sich aufrichteten …
Sie atmete tief durch. Es war unsinnig, sich solchen Fantasien hinzugeben, wo doch alles darauf ankam, einen kühlen Kopf zu bewahren, um diese Situation durchzustehen.
„Vielleicht darf ich mich erst einmal vorstellen“, erklärte er, da sie weiterhin schwieg. Er streckte ihr die Hand entgegen und sagte: „Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Scheich Kharun bak Samin.“
Widerstrebend schüttelte Sara ihm die Hand. Die leichte Berührung war wie ein Stromstoß, der ihr fast den Atem verschlug. Dann aber beschloss sie, sich auf das Spiel einzulassen. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Ich bin Sara Kinsale, die jüngste Tochter von Samuel und Roberta Kinsale.“
„Jetzt sollten wir festlegen, wo wir uns das erste Mal getroffen haben. Und noch etwas ist wohl unvermeidbar. Ich denke, wir sollten uns duzen, was meinst du?“
„Einverstanden“, erwiderte Sara nach kurzem Zögern.
„Also, wann haben wir uns ineinander verliebt? Vielleicht auf einer anderen Reise deines Vaters.“
„Gute Idee. Er ist sehr oft in Europa unterwegs. Wie wäre es da mit Paris?“
„Klingt glaubwürdig. Meine Mutter ist Französin, und ich reise oft in ihr Heimatland. Das letzte Mal vor einigen Monaten.“
„Das passt ja hervorragend. Ich habe meinen Vater
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