"Träume aus 1001 Nacht" 6
weit zu den Stallungen. Offenbar hatte Kharun nicht dem ganzen Personal freigegeben, da hier mehrere Männer sich um die Tiere kümmerten. Zwei Araber waren gesattelt worden. Sie waren schwarz, groß und wunderschön. „Das sind aber prachtvolle Tiere“, sagte Sara, als sie zu den Pferden ging, um ihnen auf den Hals zu klopfen. Dann zog sie zwei Karotten aus der Tasche, die die Pferde sofort verspeisten, als sie sie ihnen hinhielt.
„So machst du dir Freunde fürs Leben“, bemerkte Kharun, während er etwas abseits stand, die Hände in die Hüften gestützt. Sie blickte zu ihm hinüber. Ein wirklich beeindruckender Mann. Und ein echter Scheich, mit schwarzem Haar und feurigem Blick. Sie erschauerte und wandte sich rasch ab. Schließlich war sie zum Reiten gekommen und nicht, um sich Fantasievorstellungen hinzugeben.
Eines der beiden Pferde war ein wenig größer als das andere. „Das muss Magic Satin sein“, stellte Sara fest. „Wie heißt die Stute?“
„Alia. Sie sieht jetzt ruhig aus, aber warte nur ab, sie ist das schnellste und temperamentvollste Pferd im Stall.“
„Klingt gut.“
„Auf geht’s.“
Kharun fasste Sara bei den Hüften und half ihr in den Sattel. Sicher hätte sie dieser Hilfe nicht bedurft, doch wehrte sie sich nicht dagegen, da es ihr die erregendsten Schauer durch den Körper jagte, wenn er sie so berührte.
„Alles klar?“, fragte er.
„Ja.“ Sie war atemloser, als sie gedacht hätte. Rasch wandte sie sich ab und wartete darauf, dass er in den Sattel stieg. Wenige Augenblicke später trabten sie auf das Meer zu. Das Wasser glitzerte in der Abendsonne. So weit das Auge reichte, erstreckte sich die dunkelblaue Oberfläche, auf der sich langsam rötliche Reflexe bildeten, da die Sonne am Horizont in einem dramatischen Schauspiel unterging.
Alia machte einen unruhigen Eindruck. Beinah schien es so, als scheute das Pferd das Wasser. Sara fragte sich, ob sie die Stute in den Griff bekommen würde. Vielleicht war es das Beste, ihr die Sporen zu geben, um in schnellen Galopp zu verfallen.
„Wir wäre es mit einem flotten Ritt?“, fragte Sara in Richtung Kharun. Auf dem schwarzen Pferd machte er einen fantastischen Eindruck. Reiter und Hengst schienen wie eine Einheit.
„Dann los“, sagte er lachend. Sofort galoppierten die beiden Pferde Seite an Seite über den Strand. Die leichte Brise, die vom Meer herüberwehte, verstärkte noch den Eindruck von Geschwindigkeit. Sara lachte. Sie fühlte sich frei und glücklich. Sie hätte für immer so weiterreiten können. Nicht einmal die Dunkelheit der Nacht hätte sie gebremst. Alia war ein fantastisches Pferd, das sich anmutig bewegte. Schon nach kurzer Zeit hatte Sara das Gefühl, dass sie ein ideales Paar bildeten. Ob sie wohl jeden Tag ausreiten konnte?
Der Strand zog sich meilenweit dahin. Das weite Blau zu ihrer Rechten schien endlos. Die Pferde hatten alle Scheu abgelegt. Sie spannten die Muskeln und preschten über den Sand, als hätten sie niemals etwas anderes getan in ihrem Leben. Nach einiger Zeit verlangsamte Kharun den Ritt. Magic Satin verfiel in einen leichten Trab. Auch Sara zog die Zügel an, um die Stute zu bremsen. So konnte sie die Schönheit der Umgebung in vollen Zügen genießen.
Endlich hielt Kharun ganz an. Sara kam neben ihm zum Stehen. Ihr Herz schlug rasend schnell. Mit strahlendem Lächeln wandte sie sich ihm zu und fragte: „Das ist einfach fantastisch! Dort fängt der öffentliche Strand an, oder?“
„Ja. Wir können noch eine halbe Meile weiterreiten, aber wesentlich langsamer, da ich nicht die Badenden stören möchte.“
„Gut. Nur noch ein wenig.“
Dicht nebeneinander trotteten sie über den Strand. Wenn Sara die Hand ausgestreckt hätte, hätte sie Kharun berühren können. Rasch warf sie ihm einen Seitenblick zu. Sein Haar war vom Wind zerzaust, doch machte er keineswegs den Eindruck, als hätte der schnelle Ritt ihn angestrengt. Er schaute zu ihr und erklärte: „Du bist eine sehr gute Reiterin.“
„Mein Vater hat nur die besten Lehrer für mich engagiert, um mich darüber hinwegzutrösten, dass ich niemals ein eigenes Pferd haben konnte.“
„Wenn du willst, sorge ich dafür, dass du so oft ausreiten kannst, wie du willst, solange du hier bist. Immer unter der Voraussetzung, dass dich dabei jemand begleitet, natürlich.“
„Du hast wohl immer noch kein Vertrauen. Fürchtest du etwa, ich könnte mich aus dem Staub machen?“
Er zuckte nur die Schultern und erklärte:
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