"Träume aus 1001 Nacht" 6
lassen oder die Ehe annullieren?“
„Worauf willst du hinaus?“ Plötzlich schlug er sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Kharun, du willst doch nicht etwa andeuten, dass ihr …“
„Es war nur eine hypothetische Frage.“ Dabei spürte er genau, wie das Verlangen nach Sara wuchs. Gestern bei den Stallungen hatte er den Eindruck gehabt, dass es mehr zwischen ihnen geben könnte. Sara hatte ihn lange angeschaut. Das Blut war ihr in die Wangen geschossen. Woran hatte sie wohl gedacht?
Piers räusperte sich. „Vermutlich wäre es besser, sich scheiden zu lassen. Das klingt glaubwürdiger, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Sicher.“
„Schauen wir der Wahrheit ins Gesicht, Kharun. Niemand würde auf die Idee kommen, dass eure Ehe nur zum Schein besteht. Und das ist auch besser so. Denn wenn die Minister herausfinden, dass sie hinters Licht geführt worden sind, werden sie sicher alles andere als erfreut reagieren. Ich brauche ein wenig Zeit, um über die Dinge in Ruhe nachzudenken.“
„Du hast so viel Zeit, wie du willst.“
„Ich frage mich, wie lange das noch so bleiben wird“, erwiderte Piers, als Sara an der offenen Tür erschien.
„Oh, Entschuldigung, ich wusste nicht, dass du Besuch hast.“
„Das macht nichts“, erwiderte Kharun. „Komm herein. Sicher erinnerst du dich an Piers.“
„Natürlich, er war doch dein Trauzeuge.“
„Gibt es etwas Besonderes?“
„Ich wollte meine Mutter anrufen, da sie schon lange nichts mehr von mir gehört hat. Sicher macht sie sich Gedanken. Ich bin mit meinen Eltern hierhergekommen, dann auf einmal verschwunden und schließlich mit einem Ehemann wieder aufgetaucht. Das kommt ja wohl nicht alle Tage vor.“
„Deine Mutter ist bestimmt davon überzeugt, dass du in besten Händen bist.“
„Kann ich sie anrufen?“
„Sicher.“ Er zeigte zum Telefon hinüber.
„Ich werde später telefonieren, wenn ich nicht störe“, sagte Sara, wandte sich um und ging.
Auch Piers wollte den Raum verlassen, doch Kharun machte ihm ein Zeichen zu bleiben. Nachdenklich fragte dieser: „Ist es wirklich eine gute Idee, sie telefonieren zu lassen?“
„Sara hat mir ihr Ehrenwort gegeben, dass sie nichts gegen meine Interessen unternehmen wird. Und ich habe volles Vertrauen zu ihr.“
„Du vertraust einer Frau?“, fragte Piers überrascht.
„Zumindest in gewissen Grenzen.“
„Das wundert mich. Ich dachte, nach deiner Erfahrung mit Andrea du Polline hättest du geschworen, niemals mehr einer Frau zu trauen.“
„Stimmt, aber die Lage war damals anders. Sara geht es schließlich auch um den guten Ruf ihres Vaters.“
„Und sie selbst hat sicher keine Lust, wieder ins Gefängnis zurückzukehren“, fügte Pier zynisch hinzu.
„Dann sind wir also einer Meinung. Wie sieht es mit Kinsale aus?“
Piers zog eine dicke Mappe aus der Aktentasche und legte sie auf den Tisch. „Er hat ein Gegenangebot gemacht. Was hältst du davon?“
Kharun spürte, wie überrascht Piers gewesen war, da er in der Vergangenheit immer wieder erklärt hatte, dass man keiner Frau über den Weg trauen könne. Sie alle hatten es doch nur auf sein Geld abgesehen. Seit seinen Studientagen in England war er immer von bildschönen Frauen umgeben gewesen, die alle geschworen hatten, dass es ihnen einzig und allein um ihn gehe. Dabei aber hatte keine einzige vergessen, dass er eines Tages ein bedeutendes Vermögen erben würde. Zweimal hatte er kurz davor gestanden, um die Hand einer Frau anzuhalten, doch hatte er immer wieder feststellen müssen, dass es nur um Geld und Macht gegangen war.
Da war es schon eine Ironie des Schicksals, dass er eine Frau geheiratet hatte, die scheinbar keinerlei Interesse an ihm persönlich hatte. Und auch nicht an seinem Reichtum.
Sara wanderte durch den Garten. Sie langweilte sich ein wenig. Und sie wollte endlich ihre Mutter anrufen, um ihr zu versichern, dass sie niemals zuvor so glücklich gewesen sei. Dann würden sie sich zum Essen verabreden, ohne das genaue Datum festzulegen, und Abschied voneinander nehmen.
Nachdenklich ließ Sara sich auf einen Liegestuhl sinken. Ihre Mutter kam aus einer großen Familie, und der Zusammenhalt war ihr sehr wichtig. Daher würde sie Kharun sofort akzeptieren. Doch wie würde er sich verhalten? Fiel es ihm leicht, sich in eine andere Familie zu integrieren? Dabei war es doch überflüssig, sich solche Fragen zu stellen, schließlich würden sie bald wieder auseinandergehen. Bei diesem Gedanken wurde
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