"Träume aus 1001 Nacht" 6
musste ein Pferd sein. Doch was machte der Reiter um Mitternacht hier draußen? Der Polizist sagte etwas zu dem anderen Mann. Dieser startete den Motor. Sara wollte sich wieder auf die Rückbank setzen, da erklärte der Uniformierte: „Sie bleiben hier!“ Schon waren die Polizisten abgefahren.
Sara blickte in die Richtung, aus der sie das Hufgetrappel gehört hatte. Doch in der Dunkelheit war kaum etwas zu erkennen. Auf einmal sah sie den schwarzen Hengst vor sich. Auf dem Rücken saß ein Mann. Er reichte ihr die Hand und sagte: „Komm.“
„Nein.“
„Keine Lust auf ein Abenteuer?“
„Kharun, bist du es?“
„Komm.“
Sie konnte es nicht fassen. War er wirklich hier? Wie war er so plötzlich mitten in dieser Einöde aufgetaucht? Offenbar war er sehr ungeduldig. Wieder machte der Reiter ein Handzeichen. „Komm her.“
Wenige Sekunden später saß sie hinter dem Reiter auf dem Pferd. Sie hatte kaum Zeit, sich an ihm festzuhalten, als er dem Hengst schon die Sporen gab. Sie konnte nur hoffen, dass er wusste, was er tat. Doch spielte das noch eine Rolle? Es war aufregend, nachts durch die Wüste zu reiten. Tausende von Sternen strahlten am nachtblauen Himmel. Sara presste sich dicht an Kharun. Niemals im Leben würde sie diesen Augenblick vergessen.
Sie hätte später nicht sagen können, wie lange dieser Ritt gedauert hatte. Als Kharun den Hengst anhielt, schaute sie sich um. Nichts war zu sehen. Kein Licht. Kein Gebäude. Nichts.
„Wo sind wir?“, fragte sie.
„An einem Ort, wo uns niemand finden wird.“
„Niemand?“
„Nein. Du hast doch gesagt, dass du in die Wüste möchtest. Da sind wir jetzt. Warte einen Augenblick.“ Er sprang vom Pferd und zog den Vorhang zu einem Zelt zurück. Dann half er Sara aus dem Sattel und führte sie ins Innere. Sie traute ihren Augen nicht. Auf dem Boden lagen prächtige Orientteppiche. Die Wände waren mit feinsten Stoffen bespannt. In der Mitte des Zeltes stand ein flacher Tisch mit Obst, Früchten und Nüssen.
„Wahnsinn!“, stieß Sara hervor. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Dicht vor ihr stand Kharun. Er trug einen traditionellen Umhang. Es war wie in einem Märchen. Und doch war es Wirklichkeit. Sara spürte, dass ihr Herz wie wild klopfte. Kharun schien ihr nicht mehr böse zu sein.
„Hier haben wir Zeit nur für uns“, sagte er. „Die Verhandlungen sind zu Ende.“
„Ich habe davon gehört. Und ich nehme an, damit ist auch unsere Ehe beendet.“ In seinen dunklen Augen lag ein seltsamer Ausdruck. Da er nichts sagte, fuhr sie fort: „Vielleicht kannst du mir erklären, warum du mich hierhergebracht hast.“
„Damit du die Wüste siehst, bevor du zu dir nach Hause zurückkehrst. Das hast du doch immer gewollt.“
„Fürchtest du nicht, ich könnte wieder Fotos machen, die ich dann heimlich an Zeitungen schicke?“
Er lachte auf. „Du hast doch gesagt, dass die Journalisten die Informationen nicht von dir haben.“
„Richtig. Aber du hast mir nicht geglaubt. Hast du deine Meinung geändert?“
Wieder musterte er sie lange, bevor er antwortete: „Vielleicht. Aber willst du dich nicht setzen?“
Sie verstand einfach nicht, was vor sich ging. Langsam nickte sie und ließ sich in die tiefen Kissen gleiten. Dann schaute sie sich eine Weile in dem Zelt um, um nicht Kharuns Blick zu begegnen. Er aber setzte sich neben sie und erzählte: „Ich komme zuweilen hierher, um mich vom Stadtleben zu erholen. Es gibt genug zu essen, und auch für das Pferd wird gesorgt.“
„Sind wir hier wirklich mitten in der Wüste?“
„Ja. Und wir sind ganz allein. Du hast hoffentlich keine Angst.“ Er schob sich näher zu ihr heran, sodass sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren konnte.
„Nein“, flüsterte sie.
„Gut.“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie. Es war wie im Traum. Sara hatte sich so sehr danach gesehnt, dass er sie wieder küssen würde. Verlangend schloss sie die Augen und spürte, wie er mit der Zunge leicht zwischen ihre Lippen drang. Dabei strich er ihr durchs Haar und zog sie so fest an sich, als wollte er sie niemals mehr loslassen. Schon bedeckte er ihren Halsansatz mit heißen Küssen, die immer wilder, immer leidenschaftlicher wurden. Heiße Schauer durchliefen Sara.
„Das ist unsere Nacht“, raunte Kharun und nahm spielerisch ihr Ohrläppchen zwischen die Lippen. Sara legte ihm die Arme um den Nacken. Sie bog sich leicht zurück, blickte Kharun lange in die Augen und bedeckte sein Gesicht dann mit
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