Traeume aus der Ferne
angespannt wirkte, zog ich sie ein Stück enger in meinen Arm, streichelte ihren Rücken und konnte mich gerade noch beherrschen, ihr nicht das Haar zu küssen.
Während draußen das Gewitter tobte, wurde Kim mit jedem Atemzug ruhiger. Nach wenigen Minuten schlief sie friedlich in meinen Armen. Ich hingegen lag die halbe Nacht wach.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, schien ich mich kein Stückchen bewegt zu haben. Entsprechend verspannt fühlten sich meine Muskeln an.
Dicht neben mir streckte sich Kim, die wohl auch gerade erst aufgewacht war. Aus dem Badezimmer hörte ich Wasser rauschen.
»Na, mit wem war die Nacht schöner, mit Olivia oder mit mir?« fragte ich keck.
»Natürlich mit dir«, antwortete Kim wie aus der Pistole geschossen.
»Das sagst du ja nur, weil Olivia gerade nicht da ist«, versuchte ich sie aufzuziehen.
»Oh nein, Annette. Das würde ich auch vor Olivia sagen. »Übrigens . . . danke für heute Nacht. Du hast mir wirklich das Leben gerettet . . . und . . . es war sehr schön.«
Ehe ich mich versah, hatte Kim sich über mich gebeugt und streichelte mein Gesicht. Ihre Augen tauchten so tief in meine ein, als würde sie etwas suchen. Offenbar fand sie es auch, denn im nächsten Augenblick beugte sie sich über mich und berührte meine Lippen sanft und vorsichtig mit ihren. Für einen kurzen Moment zog sie sich zurück, doch noch ehe ich die Augen öffnen und protestieren konnte, küßte sie mich erneut. Wieder mit dieser zärtlichen Sanftheit, die ich schon so oft in ihren Augen gelesen hatte.
Plötzlich öffnete sich mit einem lauten Rumms die Badtür, und Olivia trat ins Zimmer. Sie hatte ihren Kopf nach vorn gebeugt und trocknete sich mit einem Handtuch die Haare, so dass sie uns nicht gleich sehen konnte. Wie auf Kommando sprangen Kim und ich auseinander. Sie stürzte an Olivia vorbei ins Bad, und ich suchte verzweifelt in meiner Tasche nach meiner Fassung.
»Guten Morgen. Ich habe herrlich geschlafen, so ganz allein in diesem herrlichen Bett.« Olivia schien nicht bemerkt zu haben, wie zerstreut Kim und ich durchs Zimmer stürmten.
Mit weichen Knien und Schmetterlingen im Bauch murmelte ich ein »Guten Morgen« zurück, jedoch ließ ich dabei die Badtür nicht aus den Augen.
Beim Frühstück brachte ich kaum einen Bissen hinunter, weil mein Kopf voller Fragen war. Warum hat sie mich geküsst? Warum würdigt sie mich seitdem kaum eines Blickes? Wie soll das mit uns nun weitergehen? Wie verhalte ich mich, wenn wir uns wieder das Bett teilen? Ich kam zu dem Entschluss, dass ich mit Kim reden musste. Doch leider gab es den ganzen Morgen über keine Möglichkeit zu einem ungestörten Plausch.
Hin und wieder fing ich Kims Blicke auf. Was willst du von mir? fragte ich sie stumm, doch ihre Augen bekamen immer nur diesen traurigen Ausdruck.
»Wärt ihr mir sehr böse, wenn ich heute einen faulen Tag im Bett verbringe, während ihr euren Ausflug macht?« hörte ich Kim fragen.
»Geht’s dir nicht gut?« fragte Olivia besorgt nach.
»Nein . . . ich . . . brauche nur mal ein paar Stunden Ruhe, das ist alles.«
Also fuhren Olivia und ich nach dem Frühstück allein los. Wir stellten das Auto an einem kleinen, abgelegenen Parkplatz ab und wanderten zu einem noch abgelegeneren Wasserfall. Bei jedem Schritt musste ich an Kim denken. Es würde ihr hier bestimmt gefallen. Wahrscheinlich hätte sie längst ihre Schuhe ausgezogen und sich in dem kleinen Bach abgekühlt. Unter diesem Baum hätte ich ein schönes Foto von Kim machen können.
»Du schaust drein, als hätte man dir deinen Lieblingsteddy weggenommen.« Olivia sah zwar direkt zu dem Wasserfall hin, den wir inzwischen erreicht hatten, aber ich ging dennoch davon aus, dass sie mit mir sprach.
»Nein, nein. Ich habe nur etwas Kopfschmerzen«, versuchte ich mich herauszureden.
»Weißt du, was ich mich die ganze Zeit frage?« Inzwischen hatte sie ihren Blick vom Wasserfall abgewendet und schaute mich direkt an.
Ich hob fragend die Augenbrauen.
»Ob du es nur vor mir verbergen willst oder ob du es tatsächlich noch nicht gemerkt hast!«
»Bitte?« Olivia konnte manchmal wirklich sehr gut in Rätseln sprechen.
»Ich spreche davon, dass du dich in Kim verliebt hast«, klärte sie mich in freundschaftlichem Ton auf.
Mit weitaufgerissenen Augen starrte ich meine Freundin an.
»Okay, du hast es also tatsächlich selbst noch nicht gemerkt«, lachte diese nun.
»Ich . . .«
»Sag jetzt nicht, dass du nicht in
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