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Traeume aus der Ferne

Traeume aus der Ferne

Titel: Traeume aus der Ferne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Liebert
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Rücken. »Entschuldige«, flüsterte sie. »Wenn ich darüber rede, dann kommt alles wieder hoch.« Dann liefen ihr die Tränen übers Gesicht, und ich konnte gar nicht anders, als sie in meinen Arm zu ziehen. Erschöpft legte sie ihren Kopf auf meine Schulter, und ich stellte erneut fest, wie perfekt sie in meinen Arm passte. Mit rauer Stimme sprach sie schließlich weiter. »Als es dann immer schlimmer mit der Krankheit wurde und wir uns mit dem Ende auseinandersetzen mussten, nahm sie mir das Versprechen ab, dass ich mir das alles hier irgendwann einmal allein anschauen werde. Tja, und dieses Versprechen habe ich in diesem Jahr endlich eingelöst.«
    Wieder legte sich Schweigen zwischen uns. Ich suchte nach Worten, mein Mitgefühl und Verständnis auszudrücken, doch es gelang mir nicht. Und selbst wenn ich die richtigen Worte gefunden hätte, ich hätte sie wohl kaum aussprechen können, da ich selbst mit den Tränen kämpfte.
    »Für mich war diese Reise sehr wichtig. Sie hatte etwas Symbolisches. Einerseits steht dieser Urlaub für mein Versprechen dafür, dass ich meiner Freundin beweise, dass ich immer noch an sie denke. Und andererseits erhoffte ich mir, dass mich diese Reise ein Stück weit freier macht.« Kim setzte sich auf und sah mich mit traurigen Augen an. »Ich werde sie nie vergessen, aber ich bin gerade dabei, selbst wieder leben zu lernen. Deshalb ist das hier für mich auch so eine Art Abschied. Kannst du das verstehen oder sind meine Gedanken zu verrückt«?
    Ich atmete tief durch und versuchte dabei den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. »Nein . . . ich verstehe dich schon.«
    »Ich war so glücklich darüber, dass Olivia und du mich aufgegabelt habt. Es ging mir ziemlich schlecht, weil alles hier wieder Wunden in mir aufriss. Ich war ehrlich gesagt kurz davor, den Urlaub abzubrechen. Olivias Einladung kam gerade zum rechten Zeitpunkt. Und sie hat mich mit ihrer direkten und energiegeladenen Art wirklich abgelenkt.«
    Olivia hatte sie von ihrem Schmerz abgelenkt? Dieser Satz traf mich mitten ins Herz, weshalb ich schnell zur Seite blickte, damit Kim mir meine Eifersucht nicht ansehen konnte. Doch anscheinend hatte sie meinen verletzten Gesichtsausdruck bereits bemerkt.
    »Hey, guck nicht so wie ein begossener Pudel.« Jetzt war sie diejenige, die den Arm um mich legte. »Schließlich habe ich DICH geküsst und nicht Olivia!«
    Der Kuss! Langsam kamen wir also zum eigentlichen Thema.
    »Wir müssen nicht darüber reden, also zumindest nicht jetzt«, sagte ich. Natürlich lag es mir am Herzen, dass wir über uns redeten, schließlich hatte ich einige Fragen, die mich quälten. Aber ich sah auch, wie sehr Kim unser Gespräch mitnahm.
    »Ist schon okay.« Kim rückte ein Stück näher zu mir und legte ihren Kopf wieder auf meine Schulter. »Ich habe dich geküsst, du hast meinen Kuss erwidert, dann kam Olivia dazwischen und seitdem geh’ ich dir aus dem Weg«, fasste sie die Ereignisse erstaunlich nüchtern zusammen.
    »So wie du das sagst, klingt es recht simpel. Aber warum schwirren mir dann so viele Fragen und Gedanken durch den Kopf?«
    »Weil ich mich seltsam verhalte, und dafür möchte ich mich entschuldigen.«
    »Okay«, brummte ich vor mich hin.
    »Sieh mich an«, bat Kim, und ich gehorchte aufs Wort. »Ich habe dich geküsst, weil ich mich in dich verliebt habe. Und ich weiß nicht, was geschehen wäre, wenn Olivia uns nicht gestört hätte. Aber als sie dann da war . . . da hatte ich plötzlich ein schlechtes Gewissen meiner Freundin gegenüber. Ich hatte das Gefühl, sie zu betrügen, wenn ich eine andere Frau ausgerechnet auf der Reise küsse, die ich ihr am Sterbebett versprochen hatte. Und außerdem habe ich auch viele Fragen. Ich weiß nicht, was du für mich empfindest. Ich spüre, dass da etwas ist, aber vielleicht bin ich ja nur ein Urlaubsflirt für dich.«
    »Kim, ich . . .« Ich wollte ihr so vieles sagen. Sie trösten, ihr sagen, dass ich sie liebe, sie beschützen. Doch alles, was ich zustandebrachte, war: ». . . warum hast du mich heute allein gelassen?«
    »Ich habe die Zeit zum Nachdenken gebraucht.«
    »Und bist du zu einem Ergebnis gekommen?« fragte ich leicht verärgert. So gut ich ihr Verhalten auch nachvollziehen konnte, aber ich fühlte mich doch allein gelassen von ihr. »Warum hast du nicht erst mir mit geredet und dich dann zurückgezogen? Denkst du nicht, dass ich dich verstanden hätte?«
    »Ja, das hättest du bestimmt«, antwortete Kim

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