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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Hobden wusste, dass Sie am liebsten zu ihr kommen würden, und hat mich gebeten, es Ihnen auszureden.« Er schenkte Jack ein freundliches Lächeln. »Sie hat Recht, Mr. Quince. Sie ist in guter Obhut und an dem besten Ort, an dem man sich erholen kann, mit einer englischen Krankenschwester, die sich ihrer annimmt. Ihr größter Wunsch ist, dass Sie die Schafe pflegen und auf sie warten – und genau das würde ich Ihnen auch vorschlagen.«
    Jack wusste, dass er keine andere Wahl hatte, und er seufzte gequält. »Wo sind sie?«
    Der Kapitän nahm ihn mit unter Deck, und als Jack die Tiere aus den Pferchen über die Gangway auf den Anleger trieb, merkte er, dass sie tatsächlich eine gute Zucht waren. Alice hatte ihnen alle Ehre gemacht. Er winkte dem Kapitän noch einmal zu und machte sich auf den langen Weg zurück nach Moonrakers.
    Es würde lange dauern, da er sich den langsamsten Schafen anpassen musste, doch während er von seinem Kutschbock aus die Tiere vor sich her trieb, spürte er, wie sich seine Laune besserte. Alice und er hatten gemeinsam davon geträumt, eines Tages die besten Merinoschafe in Australien zu besitzen. Die Wolle würde ihnen ein Vermögen einbringen, und während Alice in Kapstadt genas, würde er die Tiere hegen und pflegen, als wären es ihre Kinder.
    Hawks Head Farm, Mai 1793
    Die Männer schliefen, als die Krieger zu der kleinen Hütte schlichen. Sie sahen weder die dunklen Schatten, die sich draußen bewegten, noch das Flackern ihrer Feuerstöcke. Sie schliefen auch dann noch, als die Feuerstöcke über das trockene Gras fuhren und die Flammen an den versengten Holzwänden empor bis zum Dach züngelten.
    Lowitjas Onkel Pemuluwuy und sein Sohn Tedbury verschwanden in der Dunkelheit und schlossen sich den anderen an, die schon unter den Bäumen waren und das Vieh und die Pferde abführten. Sie waren nur zu siebt, denn die großen Stämme, die einst durch den Süden zogen, gab es nicht mehr – ihre Völker waren tot, vom Rum des weißen Mannes verführt, oder sie hatten einfach zu viel Angst, hier zu bleiben, nun, da ihre traditionellen Traumplätze zerstört waren.
    Pemuluwuy war vom Hass auf den Eindringling getrieben; er konnte nicht begreifen, wie selbstzufrieden sich viele aus seinem Volk mit allem abfanden: Er war davon überzeugt, dass jemand für ihr Recht zu kämpfen hatte, in dem Land zu leben, das ihnen vom Großen Geist anvertraut worden war.
    Rasch und still zogen sie durch die Dunkelheit, und Pemuluwuy war in Gedanken bereits beim nächsten Überfall. Das Land wurde nach und nach eingenommen, die Tiere wurden von ihren natürlichen Futterplätzen vertrieben. Die Reste der vielen Stämme, die einst hier lebten, wurden in Gebiete verdrängt, die nur schlechte Jagdgründe und Brackwasser zu bieten hatten.
    Er hätte besser hinhören sollen, als Lowitja die Steine gelesen hatte und mit den Großen Geistern in Verbindung getreten war, denn sie hatte den Exodus ihres Volkes ins unwirtliche Landesinnere vorhergesehen. Sie waren vom Aussterben bedroht, und allem Anschein nach konnte er die weiße Flut nicht aufhalten, die nicht nur sein Volk, sondern ihre Lebensweise und ihre Spiritualität zerstörte, auch wenn er noch so viele Farmen anzündete und noch so viel Vieh und Pferde stahl.
    Ruhelos warf sich Ernest auf dem klumpigen Kissen hin und her. Was Millicent zugestoßen war, geisterte durch seine Träume, und die Pein, die er empfand angesichts ihrer hartnäckigen Weigerung, ihn zu sehen oder auch nur mit ihm zu reden, bedeutete, dass er in einem ständigen inneren Aufruhr lebte. In dieser Nacht waren seine Träume mit dem Geruch nach Rauch und dem Knacken brennender Holzbalken verbunden. Als er die Augen aufschlug, stellte er fest, dass es kein Traum war. »George«, rief er. »Es brennt!«
    Die Brüder sprangen aus den Betten, griffen, ohne sich etwas überzuziehen, nach ihren Gewehren und rannten in Unterwäsche ins Freie. Dort trafen sie auf die Sträflinge, die ihnen zugeteilt waren. Sie standen herum und beobachteten die Feuersbrunst.
    Das schöne neue Haus stand lichterloh in Flammen, die Sträflingszelte loderten – sie alle waren glücklich entkommen, doch von den Brandstiftern war nichts zu sehen. »O nein«, flüsterte George. »Sie haben auch die Scheune in Brand gesteckt.«
    »Schnell, wir müssen die Ernte retten!« Ernest warf seinem Bruder einen Eimer zu, schnappte sich alle Behälter, die Wasser aufnehmen konnten, und verteilte sie unter den Sträflingen.

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