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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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hatte deswegen viele schlaflose Nächte verbracht, aber schließlich einsehen müssen, dass Billy das Gesetz gebrochen hatte, obwohl ihm die Risiken bekannt waren, und nun dafür bezahlte. Sie konnte nicht viel mehr tun, als zu beten, er möge überleben.
    »Hallo, Liebes«, raunte Ezra ihr zu, als sie aus dem Haus trat. Er begrüßte sie mit einem leichten Kuss auf die gerötete Wange. »Du siehst wie immer wundervoll aus, aber ich spüre, dass du ein wenig zerstreut bist.«
    Susan schüttelte die finsteren Gedanken an Billy ab und schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln. »Hast du George gesehen?«
    »Ich habe ihn für eine halbe Stunde in sein Zimmer geschickt«, erwiderte Ezra mit einem Seufzer, der aber den amüsierten Zug um seinen Mund nicht ganz verbarg. »Er hat Florence an den Haaren gezogen und sich eine deftige Ohrfeige eingehandelt.«
    Susan grinste. »Unser Tochter kann bestimmt Schläge austeilen, die eines Fischermädchens würdig sind«, erwiderte sie. »Geschieht ihm ganz recht.«
    Jonathan wusste, dass es unklug war, doch nach so vielen Jahren Abwesenheit von Mousehole musste er sie einfach sehen. Der Schock, als er erfahren hatte, dass Susan ein paar Tage vor seiner Rückkehr nach England Ezras Frau geworden war, hatte ihm lange zugesetzt. Seine Mutter war natürlich begeistert gewesen.
    Ob Susan wohl glücklich war? Daran hätte er nichts ändern können, gab er kleinlaut zu. Sie hatten jeder ihr Leben weitergelebt, doch lag ihm ihr Glück am Herzen, und er bedauerte, so viele Jahre nicht in Cornwall gewesen zu sein. Er hätte sich mehr Mühe geben sollen, hierherzukommen, doch er hatte ihr einfach nicht gegenübertreten können, jetzt, da sie mit einem anderen verheiratet war. Er hatte sich in das Londoner Leben gestürzt und war seinem Forschungsdrang auf den Meeren gefolgt. Das alles ließ ihm nur wenig Zeit für innere Einkehr und Cornwall. Nach dem Tod seiner Mutter vor zwei Jahren hatte sich außerdem Braddock als durchaus fähig erwiesen, sich in Jonathans Abwesenheit um das Anwesen zu kümmern.
    Er half seiner Frau in die Kutsche, ohne auf ihre leidende Miene zu achten. Er setzte sich auf den Kutschbock, nahm die Zügel und ließ das Pferd in einen leichten Trab fallen.
    Emily saß hinter ihm in eisigem Schweigen, den Mund zu einer harten Linie in ihrem schmalen Gesicht zusammengepresst, die behandschuhte Hand fest um den Griff ihres Sonnenschirms gelegt. »Ich sehe nicht ein, warum wir den Pastor besuchen sollen«, fuhr sie ihn an.
    »Zufällig ist Ezra ein entfernter Vetter«, entgegnete er über die Schulter hinweg. »Und ich wäre Ihnen zu Dank verpflichtet, Madam, wenn Sie sich höflich verhielten.« Er hielt den Blick starr geradeaus auf den Weg gerichtet und seine Wut im Zaum. Es war angenehm, an Susan zu denken und sich zu überlegen, ob sie sich wohl verändert hatte – wie er sich fühlen würde, wenn er sie wiedersah, denn er hatte den letzten Tag damals in der Höhle nie vergessen.
    Leider war die Anwesenheit seiner Gattin nicht zu überhören, denn sie stichelte weiter, und es fiel ihm zunehmend schwerer, seine Ungeduld zu zügeln. Emily war ihm nach seiner Rückkehr nach England im Jahre 1772 aufgehalst worden. Er war fix und fertig gewesen und litt noch unter Liebeskummer, denn er fühlte sich von Susan verraten, und seine Mutter hatte diese Situation gnadenlos ausgenutzt. Noch ehe er sich versah, waren die Vereinbarungen so weit gediehen, dass er nicht mehr zurückkonnte.
    Das Anwesen hatte sich nie erholt, nachdem die Spielschulden seines Vaters abgezahlt waren, und man brauchte eine Kapitalspritze, wenn die Familie ihr hohes Ansehen in der Gesellschaft aufrechterhalten wollte. Im zarten Alter von einundzwanzig Jahren fand Jonathan sich plötzlich unwiderruflich an eine alte Vettel gebunden.
    Emily war die hausbackene Tochter eines wohlhabenden Earls und hatte sogar als junge Frau schon ein böses Mundwerk, was ihre großzügige Mitgift erklärte und den Mangel an weiteren Freiern. Zusammen ins Bett zu gehen machte ihnen beiden keinen Spaß, und als ihr Sohn Edward geboren war, stand für Emily fest, dass sie ihre Pflicht getan hatte. Zu Jonathans großer Erleichterung hatte sie ihn aus ihrem Schlafzimmer verbannt.
    Im Lauf der Jahre begann ihre säuerliche Haltung ihn zu quälen, so dass er zuweilen Trost bei anderen Frauen suchte. Zunächst hatte er Gewissensbisse, da Emily in den Ränkespielen seiner Mutter ebenso ein Bauernopfer war wie er. Andererseits schien sie

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