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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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»Die Versorgung mit Hanf ist für eine seefahrende Nation von entscheidender Bedeutung, doch hat Kaiserin Katharina von Russland an unseren Vorräten dieser Ware Raubbau betrieben, da sie alle verfügbaren Lagerbestände aus dem Baltikum aufkaufte.« Er hielt inne, um Atem zu schöpfen und den sich sträubenden Schnurrbart zu glätten. »Die Gründung einer Kolonie in New South Wales bietet eine Lösung. Damit werden wir nicht nur eine Quelle für Flachs und Nutzholz haben, sondern uns militärisch und strategisch in die Lage versetzen, einer französischen Besiedelung zuvorzukommen und in Kriegszeiten eine wichtige Marinebasis zu haben.«
    Ein ungeduldiges Raunen lief durch die Versammlung. Er sprach hastig weiter. »Dieses Wagnis wird auch das Problem aus der Welt schaffen, was mit den Hunderten von Häftlingen zu geschehen hat, die auf ihre Deportation warten und früher nach Amerika geschickt worden wären.«
    Susan spitzte die Ohren und war in Gedanken sofort wieder bei Billy.
    »Lord Sydney, der die Amtsgewalt im Innenministerium innehat, verkündete diese Woche, Seine Majestät habe zugestimmt, in Botany Bay eine Strafkolonie zu errichten. Er hat die Admiralität angewiesen, Schiffe für siebenhundertfünfzig Sträflinge sowie Vorräte und alle im neuen Land erforderlichen Gerätschaften für die Landwirtschaft zur Verfügung zu stellen. Diese erste Flotte wird im Frühjahr 1787 auslaufen.«
    Susans Herz hämmerte. Sollte Billy am Ende doch noch deportiert werden? Sollte er ans Ende der Welt geschickt werden, in ein wildes Land, das auf keiner Karte festgehalten war – um als Sträfling in Ketten fern der Heimat ohne Familie zu leben und zu sterben? Sie schaute zu Maud hinüber, die unter ihrer Haube erblasst war, und ihre gequälten Blicke trafen sich.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, meine Damen und Herren. Diese neue Kolonie wird von Sträflingen gegründet, nicht für Sträflinge – sie sind nur Mittel zum Zweck. Arthur Phillip ist zum Oberkommandierenden und Gouverneur von New South Wales ernannt worden, von Cape York bis vierzig Grad, neununddreißig Strich südlicher Breite und nach Westen bis einhundertfünfunddreißig Grad östlicher Länge, einschließlich aller vorgelagerten Inseln im Pazifik.«
    Die meisten Zuhörer hatten keine Ahnung, wovon er redete, denn Nachrichten brauchten lange, um hierher in den Westen vorzudringen, und Begriffe wie Längengrade und Breitengrade waren ihnen so unverständlich wie Altgriechisch.
    Susan saß neben Ann. Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Gilbert war noch nicht am Ende seiner Rede angelangt. »Eine starke militärische Einheit wird Gouverneur Phillip bei seiner Verwaltung unterstützen, und ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass ich zum Feldmarschall befördert wurde und meinen Posten als Kriegsgerichtsrat des Militärgerichts übernehmen werde, sobald wir mit der ersten Flotte dort eintreffen.«
    Höflicher Applaus folgte dieser Ankündigung. Susan wandte sich an Ann, ihre Stimme bebte vor Angst um ihren Bruder. »Was hat das für Billy zu bedeuten?«
    Ann tätschelte ihr die Hand. »Das weiß ich nicht, Susan. Aber Gilbert wird Nachforschungen anstellen, und wenn er deportiert wird, dann halten wir nach ihm Ausschau.«
    »Du gehst doch nicht etwa mit Gilbert?«, fragte sie fassungslos.
    »Aber gewiss«, erwiderte sie. »Mein Platz ist an der Seite meines Mannes, wie der jeder guten Ehefrau.«
    Susan hörte den ungewöhnlich spitzen Ton sehr wohl. »Aber was willst du denn in dem gottverlassenen Land machen? Das ist doch bestimmt gefährlich?«
    Ann sah zu, wie ihr Mann dankbar die Gratulationen der um ihn versammelten Menschen entgegennahm. »Es wird nicht gottverlassen sein, Susan«, erwiderte sie. »Wir werden Reverend Richard Johnson als Kaplan für die Kolonie dort haben, außerdem noch andere Frauen und viele Kinder – und mit der zweiten und dritten Flotte kommen noch mehr Geistliche.«
    Susan schaute Ann bewundernd an. Sie waren gleich alt, und doch lagen Welten zwischen ihnen. »Du bist so mutig, Ann. Ich weiß nicht, ob ich die Courage hätte, so weit weg in ein unbekanntes Land zu fahren.«
    Anns Augen strahlten vor Erregung. »Es ist ein prickelndes Abenteuer, meine Liebe, und eines Tages, wenn die Kolonie voll eingerichtet ist, willst du vielleicht mit Ezra kommen und bei uns bleiben. Für einen Pastor wie Ezra wird es viel zu tun geben.«
    Susan überlief ein kalter Schauer. »Ich werde Cornwall nie verlassen.« Ihr Blick

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