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Träume jenseits des Meeres: Roman

Träume jenseits des Meeres: Roman

Titel: Träume jenseits des Meeres: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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abkühlen.«
    Wie benommen taumelte Susan hinter ihr her. Jonathan war zurückgekehrt, und ihre Gefühle für ihn waren stark wie eh und je. Sie spürte es am Klopfen ihres Herzens und am Prickeln auf der Haut – so belebt hatte sie sich seit Jahren nicht gefühlt.
    »Es überrascht mich, Lord Cadwallader hier zu sehen«, sagte Ann und schüttete Limonade aus dem Krug in ein Kristallglas. »Er ist so selten hier in der Gegend, und es muss Jahre her sein, seit er zum letzten Mal in Cornwall war.«
    Susan zwang sich, zusammenhängend zu denken. »Ezra hat sie eingeladen.« Sie konnte nicht widerstehen, einen kurzen Blick auf Jonathan zu werfen, der seine Frau an einen Schattenplatz begleitete.
    »Wie dumm von ihm«, erwiderte Ann und reichte Susan das gefüllte Glas.
    Susan fuhr zusammen. »Was meinst du damit?«, stammelte sie.
    Ann schob ihre Hand in Susans Armbeuge und führte sie an zwei Stühle, die abseits von den anderen unter einem Baum standen. Nachdem sie Platz genommen und ihre langen, wallenden Röcke in Ordnung gebracht hatten, sagte sie: »Ich habe die Gerüchte mitbekommen. Du und Jonathan habt eine Geschichte miteinander, eine alte zwar, aber ich glaube nicht, dass es klug ist, in die Vergangenheit zurückzukehren oder nach dem zu schmachten, was hätte sein können. Das enttäuscht einen nur.«
    Susan wurde rot. »Wir waren Kinder«, sagte sie leise. »Ich bin vollends zufrieden mit Ezra.«
    Ann tätschelte ihr die Hand. »Solange du dich darauf besinnst, meine Liebe«, erwiderte sie.
    Susan entging die sanfte Ermahnung nicht, und sie merkte, wie Ann die Schultern straffte und das Rückgrat versteifte, während sie beobachtete, wie der Gegenstand ihrer Unterhaltung sich dem Krocketspiel anschloss. Ann strotzte vor Missfallen – das war ungewöhnlich für ein so zartfühlendes Wesen –, und Susan beschlich ein leises Unbehagen.
    Ann trank einen Schluck Limonade, ehe sie wieder das Wort ergriff. »Jonathan Cadwallader geht ein ziemlicher Ruf voran, was Frauen betrifft, und in manchen Kreisen gilt er als Abenteurer«, sagte sie tonlos. »Er mag ja schmuck und wohlhabend sein und seine Diskretion makellos, aber Gerüchten zufolge ist er die Ursache für so manches gebrochene Herz. Kein Wunder, dass seine arme Frau so verbittert wirkt.«
    Susan tat diese Äußerung als müßiges Geschwätz ab, fing Jonathans Blick auf und errötete, als er ihr ein strahlendes Lächeln schenkte. Wie sehnte sie sich danach, dass die Party vorbei wäre, damit sie über eine Möglichkeit nachdenken könnte, ihn zu treffen.
    »Meine Liebe«, murmelte Ann und stupste sie sanft in die Seite.
    Susan merkte, dass Ann eine Reaktion auf ihre Meinung erwartete. Sie wollte ihr schon raten, nicht auf Gerüchte zu hören, als Gilberts Stimme über den Rasen dröhnte. »Mylord, meine Damen, Offiziere, meine Herren.«
    Ann klappte den Fächer auf und begann, heftig damit zu wedeln. »Gilbert scheint anzunehmen, dass er noch auf einem Exerzierplatz ist«, flüsterte sie.
    Susan kicherte, erleichtert darüber, dass sie Anns wohlmeinender Einmischung entkommen war.
    »Aber er gibt schon eine schnittige Figur ab, findest du nicht?«, fuhr ihre Schwägerin fort. »Man sollte nicht glauben, dass er schon achtundvierzig ist.«
    »Dass er dich geheiratet hat, ist ihm offensichtlich gut bekommen«, stellte Susan fest.
    Ann wurde rot und fächelte ihrem Gesicht Kühlung zu.
    Gilberts Stimme klang durch die Stille. »Heute ist ein Feiertag, nicht nur, weil meine Nichte Emma Geburtstag hat, sondern wegen der Neuigkeiten, die ich aus London mitbringe.«
    »Gilbert hört sich gern reden«, bemerkte Ann entspannt. »Aber ich wünschte mir, er würde auf den Punkt kommen.« Ihr fiel Susans fragender Blick auf, und sie tätschelte ihr die Hand. »Du wirst es noch früh genug erfahren«, versprach sie.
    »Aufgrund der unglücklichen Ereignisse des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges und der daraus folgenden Feindseligkeiten vonseiten Frankreichs und Spaniens hat unser Premierminister William Pitt erkannt, dass eine fortwährende britische Präsenz im Osten unsere einzige Hoffnung ist, wenn Großbritannien sich wieder erholen soll.«
    »Ach du liebe Güte«, seufzte Ann. »Er hat sich vergaloppiert. Wir werden noch Stunden hier sitzen.«
    Susan bekam weder von Ann noch von Gilbert ein Wort mit, denn sie schaute zu Jonathan hinüber.
    »Doch es gibt noch anderes zu bedenken, wenn Großbritannien seine Seemacht wiedererlangen soll«, dröhnte Gilbert.

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