Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
der Weg aber nur in eine Richtung führt, werden sie uns früher oder später schon wieder einholen. Und so geben wir es auf, uns ständig nach ihnen umzusehen und reden fleißig über Gott und die Welt, im wahrsten Sinne des Wortes, weiter. Alex beneidet mich um meine 26 Jahre so sehr, dass er regelrecht sentimental wird. „Ich würde alles geben, um noch einmal 26 zu sein“, beichtet er mir, wobei ich nicht genauer umschreiben möchte, Was er mit „alles“ meint. Erst denke ich, er bereut sein Leben, dann wird mir jedoch klar, dass er absolut gar nichts bereut und nur nicht will, dass es endet. Wir reden über mein und sein Leben und um die Verschwendung, die unserer Meinung nach 90% aller Menschen mit ihrem Leben betreiben. Nahezu jeder Mensch steigt in die Maschinerie ein, welche ihm die Gesellschaft auferlegt. Schule, Studium, Arbeit, Familie, Lebensversicherung, Altersheim, Tod! Ist das wirklich alles? Einen Ferrari in der Garage, Kariere im Beruf, eventuell berühmt werden, eine Villa am Meer und Geld zum abwinken? Macht einen das alles glücklich? Manche reiche Prominente scheinen so ihre Probleme damit zu haben. Aber wieso? Eventuell weil sie Marionetten ihres eigenen Lebens geworden sind? Klar freut man sich über Dinge, die man sich erarbeitet und dann sein eigen nennen kann, das macht einen glücklich, auf jeden Fall! Aber es ist nicht das teure Auto, das man nun fährt, sondern der Erfolg, dass man es nun fahren kann, da man sein Ziel erreicht hat. Wenn man sich darüber nicht bewusst ist, ist das Glücksgefühl nur von kurzer Dauer. Der Moment des Glückes erlischt in der Sekunde, in der sich der Wunsch erfüllt. Wer kennt das nicht, man möchte unbedingt diese eine spezielle Sache haben. Arbeitet lange darauf hin, doch sobald man diese besitzt, ist sie plötzlich gar nicht mehr so faszinierend. Man kann sich viel mehr über einen erfüllten Wunsch freuen, als über den materiellen Wert des erfüllten Wunsches. Genau an diesem Punkt sehe ich das Problem vieler, die sich nämlich über den materiellen Wert erfreuen und es vielleicht sogar zusätzlich auch noch nötig haben, damit angeben zu müssen. Wer Geld und materielle Dinge zu sehr in sein Herz aufnimmt und vergisst, dass dies alles vergänglich ist, wird von alle dem nichts haben. Es ist wie Puder auf der Hand, ein Windstoß und alles ist weg. Was jedoch immer bleibt, ist das Glücksgefühl des erfüllten Wunsches, das auch dann nicht erlischt, wenn man seinen Ferrari zu Schrott fährt! Unser Gespräch ist furchtbar interessant und wir beide blühen richtig auf, so dass die Zeit wie nichts an uns vorbei fliegt. Alex hat hart gearbeitet und Geld scheint für ihn keine Rolle mehr zu spielen. Er kann sich die schönsten Hotels leisten und doch schläft er dort, wo er grade etwas findet, egal, ob es eine Herberge mit 40 anderen Pilgern im selben Raum ist oder ein Einzelzimmer im 5 Sterne Hotel. Lebe dein Leben immer am Limit und lebe es so ausgiebig und intensiv, wie du nur kannst, denn es kommt der Zeitpunkt, an dem es endet!
Irgendwann tritt natürlich auch die Frage auf, „Wieso läufst du den Camino?“ Wie alle Pilger einigen auch wir uns darauf, dass wir auf der Suche nach etwas sind. Aber wonach? Auf der Suche nach Gott? Nach einem Glauben? Was ist Gott überhaupt? Oder sind wir auf der Suche nach uns selbst? Alex antwortet prompt: „Ich bin 63 Jahre alt und entdecke jeden Tag etwas Neues an mir, was ich vorher noch nicht kannte.“
Viele Pilger verschwenden ihre Zeit auf dem Jakobsweg damit, ständig auf der Suche zu sein. Sei es der Glaube an Gott, oder die Frage „wer ist Gott?“ oder „was ist Gott?“ oder die Suche nach sich selbst. Sie suchen die ganze Zeit, den ganzen Weg. Zwar gibt es das Sprichwort „wer sucht der findet“ jedoch haben sie so viele Fragen, mit denen sie sich beschäftigen, dass für Antworten gar kein Platz mehr bleibt. Wer nur sucht, der kann nicht fündig werden, da er seine Gedanken zu sehr blockiert in der Hoffnung, eine Antwort oder Lösung auf seine Fragen zu finden. Der Camino ist lang wie das Leben und am Ende erreicht man sein Ziel. Wer jedoch immer nur Santiago vor sich sieht, verpasst das Schönste auf der Reise, nämlich den langen Weg, der einen dorthin führt, denn eigentlich sind wir wegen des Weges hier und nicht wegen Santiago. Wer sein Leben lang nur studiert, arbeitet, sein Geld zählt und für alles Vorsorge trifft, der vergisst dabei, sein Leben zu leben.
Nachdem wir stundenlang
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