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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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warum auch immer, ich habe ja nur mal gefragt, beruhigt sie ihn wie eine Mutter ihr Neugeborenes. Um ihn nicht weiter zu beunruhigen, lasse ich es gut sein mit dem Zelt und erkläre ihm, dass ich dann ganz normal in den Zimmern schlafen werde. Die Idee, am Fluss zu nächtigen, habe ich in dem Moment verworfen, als ich die transzendente Erscheinung hier erblickte. Liebevoll führt sie mich zu meinem Bett und sucht mir ein besonders schönes, einzeln stehendes am Fenster aus. Sie weist mich ein, zeigt mir die Duschen, die Küche und alle anderen Räumlichkeiten. So richtig kann ich ihr jedoch gar nicht zuhören, da ich viel zu sehr von ihrer Schönheit abgelenkt bin. Sie strahlt die ganze Zeit und verbreitet solch eine Wärme und Freude um sich herum, dass man sie am liebsten einfach nur in den Arm nehmen möchte. Ich danke ihr für die Einweisung und habe mich in diesen 5 Minuten, ohne auch nur ein Wort mit ihr gewechselt zu haben in sie verliebt!

    Ich setze mich auf mein Bett und gucke in das breite Grinsen von Carlos, den Kolumbianer von gestern, der mir auf seinem Bett gegenüber sitzt. Als hätte ich es noch nicht bemerkt, erzählt er mir erst einmal, wie wunderschön diese Frau ist. Ich kann nicht anders, als ihm sprachlos mit mehrmaligem Kopfnicken zuzustimmen.
    Wir beschließen, heute zusammen zu Abend zu essen und noch ein, zwei andere Pilger aufzutreiben, die sich uns anschließen wollen. Ich werfe noch einmal einen Blick in die Eingangshalle, um nochmals von dem Licht dieser Schönheit erfüllt zu werden. Sie telefoniert grade und ich höre sie Portugiesisch mit brasilianischem Akzent sprechen. Ich nehme meine Dusche und spreche sie danach an, ob sie Brasilianerin ist. Sie bejaht und erzählt mir, sie sei in Rio de Janeiro geboren, habe 1 Jahr in Italien gelebt und wäre dann spontan auf die Idee gekommen, den Camino zu laufen. Ich hole natürlich gleich den Joker aus der Tasche und berichte ihr von meiner brasilianischen Mutter und dass ich auch ein wenig Portugiesisch spreche. Sie ist sichtlich begeistert, dass ein knapp 2m großer, blonder Kerl mit blauen Augen eine brasilianische Mutter hat. Ich stelle mich ihr vor und sie verrät mir ihren Namen, Lucia. Luz bedeutet übersetzt das Licht. Passt perfekt zu ihr, denke ich mir. Danach gehen Carlos und ich einkaufen. Er ist ein wenig älter als ich und gibt mir seine Visitenkarte mit einer wunderschönen Zeichnung darauf. Ich erfahre, dass er Künstler ist und diese Zeichnung von ihm stammt. Wir kaufen Tomaten, Salat, Pasta, Thunfisch sowie Wein und Bier und begeben uns zurück in die Herberge. Unser Essen wird köstlich. Wir treiben eine Mitte dreißigjährige Spanierin auf, die das Kochruder übernimmt. Ich treffe Pedro wieder, den alten Herrn aus Puente la Reina. Hatte ihn wesentlich jünger eingeschätzt und erfahre nun, dass er 73 Jahre alt ist! Nicht übel, habe ihn auf Anfang 60 eingestuft! Sein Gesicht strahlt wie immer. Er erzählt mir, dass er sich nur die schönen Abschnitte des Caminos rauspickt und die anderen mit dem Bus zurücklegt. Auch das Ende des Caminos wird er nicht gehen, da ihm dort zu viele Pilger unterwegs sind. Er fährt lieber nach Portugal und steuert Santiago dann von dort aus an.

    Unsere nette kleine Runde macht es sich draußen im Garten am Tisch gemütlich und wir decken eine köstliche Mahlzeit auf. Etwas über 2,- € hat jeder von uns bezahlt und dafür gibt’s Salat, Pasta, Bier und Wein und sogar eine riesige Melone zum Nachtisch. Neben uns gesellt sich eine weitere Gruppe, bestehend aus 4 Pilgern, die sich wie wir zusammengeschlossen haben. Drei Franzosen, Vater und seine beiden Söhne sowie eine Deutsche, die, wie ich später erfahre, auch aus Hamburg stammt und mit dem Auto keine 15min von mir entfernt wohnt. Als wir unseren Nachtisch zu uns nehmen, erscheint Lucia mit ihrem Hund, den ich zuvor noch nicht kennen gelernt habe. Sie hat ihren Rucksack auf und vermittelt den Eindruck, aufbrechen zu wollen. Dabei ist es schon relativ spät. Unsere Einladung, ein Stück Melone zu sich zu nehmen, lehnt sie ab und wenig später verlässt sie die Herberge zu meinem Entsetzen. Da geht sie dahin und wahrscheinlich auf nimmer Wiedersehen.

28.06.09, Sonntag — Hospital de Órbigo nach Rabanal del Camino

    Auch ohne Zelt habe ich wunderbar tief und fest geschlafen. Morgens gibt es Frühstück in der Herberge und der Hospitalero ist sichtlich bemüht, es allen Pilgern recht zu machen. Schade, dass die Brasilianerin gestern

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