Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
wir schlafen nicht einmal dort. Auch jetzt betreten wir diese nicht, damit sie in Ruhe sauber machen kann. Die soll sich also mal runter kochen. Umso mehr kann man dafür die andere Hospitalera schätzen. Als ich später wieder für eine zweite Übernachtung zahle und ihr erkläre, meiner Begleitung würde es nicht gut gehen und wir könnten heute nicht weiter laufen, ist sie unglaublich um uns bemüht. Sie kocht Tee für Lucia und sagt mir, was ich alles zu besorgen habe, damit sie wieder auf die Beine kommt. Ich werde also los geschickt, um einen Apfel zu kaufen, damit ich diesen braten kann und Lucia was zu essen bekommt. Wusste bis zu dem Tag nicht, dass gebratene Äpfel gegen Magenprobleme helfen, aber man lernt ja bekanntlich nie aus. Im Supermarkt kaufe ich zusätzlich noch einen kleinen Schokoladenkuchen, nicht zum Essen, sondern einfach nur für Lucia, um ihren Geburtstag zumindest ein klein wenig zu feiern. Der Kuchen kommt fantastisch bei ihr an und obwohl ich ihn nur symbolisch gekauft habe, besteht Lucia gegen all meine Einwände darauf, diesen zumindest zu einem Teil zu essen. Wie ich später erfahre, liebt sie Schokolade über alles und der Geburtstagskuchen war für sie eine Delikatesse. Trotzdem erlaube ich ihr nicht mehr als ein ganz kleines Stückchen zu sich zu nehmen, aus Angst um ihre Gesundheit und stelle ihn im Kühlschrank der Herberge unter.
Unsere beiden Hunde genießen ebenfalls den freien Tag und sind bereits zu einem richtigen Duo geworden. Buju ist Majas großer Beschützer. Sobald ein Hund kommt oder Maja Schutz vor den ständig ankommenden Pilgern sucht, die sie alle streicheln wollen, baut er sich wie eine böse Bestie auf und vertreibt alle, die ihr zu nahe kommen. Ich fange an, den alten jungen Buju richtig zu lieben. Er hat richtig Charakter, ist lieb wie ein Schoßhund und trotzdem für jeden, der ihn nicht kennt, wirklich furchterregend. Würde er auf mich so zustürmen und bellen, wie er es zu tun pflegt, hätte ich auf jeden Fall ordentlich Respekt vor dem Tier und ich bin, was Hunde betrifft, nicht im Geringsten ängstlich. Als kleiner Junge habe ich Hunde schon über alles geliebt. Meine Eltern sind jedes Mal vor Angst gestorben, wenn ich mit meinen kleinen jungen Händchen wieder mal einen laut bellenden Hund beruhigt habe, bis er sich ganz zahm von mir streicheln ließ und mir das Gesicht leckte.
Maja isst im Gegensatz zu uns alles, was sie zwischen die Zähne bekommt. Egal, ob ein Taschentuch, Plastiktüten, Apfelkitschen oder ein altes Stück Seife. Ich bin ständig mit meinen Augen hinter ihr her, um zu kontrollieren, dass sie nicht wieder irgendwelchen Müll verschluckt.
Am Abend koche ich Lucia eine leichte Pasta mit ein klein wenig Butter und Salz. Ihr geht es auch schon wieder ein bisschen besser und wir hoffen, morgen beide wieder bei Kräften zu sein, um den „Camino Duro“ gehen zu können.
05.07.09, Sonntag — Villafranca nach Trabadelo
Es ist feucht in unserem Zelt, als wir am Morgen aufwachen. Draußen nieselt es leicht. Uns beiden geht es mehr oder weniger gut. Zwar fühlen wir uns nicht gesund, aber krank sind wir auch nicht mehr und so beschließen wir, heute weiter zu laufen. Von Villafranca aus hat man die Möglichkeit, den sogenannten „Camino Duro“ (Der harte Weg) zu gehen. Es wird dringend empfohlen, diesen Weg nur zu nehmen, wenn man geübter Pilger ist. Auf dem Weg durchs Dorfzentrum begegnen wir der netten Hospitalera, die uns ganz entgeistert anschaut. Sie kann nicht fassen, dass wir heute in unserer Verfassung weiter laufen und als sie erfährt, dass wir den Camino Duro nehmen wollen, verschlägt es ihr vollends die Sprache. Sie hat schwarzen Tee und eine Zitrone für uns besorgt und wollte grade zur Herberge und uns den Tee zubereiten. Sie drückt uns die Sachen in die Hand, umarmt und küsst uns und wünscht uns ein „buen camino“.
Mit unseren beiden Hunden im Gespann pilgern wir also los und stehen wenige Minuten später vor der Weggabelung. Ein großes
Schild steht am Aufstieg zum Camino Duro und weist noch einmal in allen Sprachen darauf hin, dass dieser Weg nur von geübten Pilgern eingeschlagen werden sollte. Fühlen uns zwar noch ein wenig schlapp, aber zutrauen wollen wir uns den Weg allemal und da er hoch über den Gebirgspass führt und somit sehr schön sein muss, steht für uns die Entscheidung fest. Beim Anstieg macht der duro seinem Namen alle Ehre. Es geht ungeheuer steil hoch. Habe bisher auf der gesamten Reise
Weitere Kostenlose Bücher