Traeume Suess, Mein Maedchen
Road genommen?«
»Es hat mir bloß irgendwie Angst gemacht. Komm rein.«
»Ich will nicht stören.«
»Du störst überhaupt nicht.«
»Ich war in der Gegend«, begann er und brach ab. »Also
ehrlich gesagt, war ich am anderen Ende der Stadt.« Er betrat das Haus, und Lily schloss die Tür. »Tolle Methode, sich rar zu machen, was?«
Lily lächelte. »Diese Spielchen waren noch nie mein Ding.«
»Gut. Ich war nämlich noch nie besonders gut darin.«
»Ehrlich gesagt habe ich dich vor ein paar Minuten angerufen«, gab sie zu.
»Wirklich? Warum?«
»Ich hatte gehofft, dass du Lust hast, auf einen Kaffee vorbeizukommen.«
»Eine Tasse Kaffee wäre jetzt wundervoll.«
»Na, dann ist es ja gut, dass ich angerufen habe.« Sie lachten, während Lily mit einem Mal ausgelassen und beschwingt in die Küche voranging.
»Mein Gott, was ist denn hier passiert?«
Lily blickte von dem umgefallenen Stuhl zu den zerknüllten Papierfetzen auf dem Boden, richtete eilig den Stuhl auf und warf die Papierfetzen in den Mülleimer unter dem Spülbecken. »Ich war ein bisschen frustriert, weil ich mit einer Geschichte nicht so recht vorankomme.«
»Irgendwas, wobei ich dir helfen kann?«
Du kannst dich ausziehen und mich gleich auf dem Küchentisch wild und leidenschaftlich lieben, dachte Lily, maß Pulver für sechs Tassen ab und füllte Wasser in die Maschine, wobei es all ihrer Konzentration bedurfte, ihre Hände ruhig zu halten. »Ist koffeinfrei okay?«, fragte sie und drehte sich um, als er einen Schritt auf sie zumachte.
Der folgende Kuss war gleichzeitig sanft und fordernd, alles, wovon sie den ganzen Tag heimlich geträumt hatte. Sie zwang sich, ihre Hände bei sich zu lassen, weil sie Angst hatte, dass sie, wenn sie ihn erst einmal berührte, nicht mehr aufhören konnte, bis sie ihm sämtliche Kleider vom Körper gerissen hatte. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie es vielleicht im Stehen machen konnten. Was war mit
ihr los? Was, wenn ihr Sohn aufwachte, nach unten kam und sie dabei erwischte, wie sie es an den Küchenschrank gelehnt trieben? »Ich war heute mit den Jungen im Kunstmuseum, wie du vorgeschlagen hast, und es war toll, sie waren begeistert«, flüsterte sie, um ein wenig auf die Bremse zu treten.
»Die Jungen?«, fragte er, suchte ihre Lippen und küsste sie noch einmal.
»Michael und Dylan. Emmas Sohn.« Sie spürte, wie er sich am ganzen Körper verspannte und zurückzog. »Jeff? Was ist los?« Hatte die Erwähnung ihres Sohnes gereicht, seine Leidenschaft nicht nur zu dämpfen, sondern gleich ganz zum Erliegen zu bringen?
Jeff machte einen Schritt zurück, lehnte sich an den Küchentisch und musterte sie mit Polizistenblick. »Wie gut kennst du diese Emma Frost?«
»Was ist los? Ich verstehe das nicht.«
»Deine Freundin Emma. Wie lange kennst du sie schon?«
Warum fragte er sie das? »Nun, wir sind schon seit einer Weile Nachbarn, haben uns aber erst in letzter Zeit angefreundet. Warum? Was ist los?«
»Was kannst du mir über sie erzählen?«
»Warum sollte ich dir etwas über sie erzählen?« Lily hörte den defensiven Ton in ihrer Stimme und fragte sich, wen genau sie verteidigen wollte.
»Ich habe sie heute getroffen.«
»Oh?« War er der erwähnte alte Freund von Emma, mit dem sie Kaffee getrunken hatte und der angeblich »qualmte wie ein Schlot«? »Du warst mit ihr Kaffee trinken?«
»Ja, aber erst hinterher …«
»Hinterher?« Mein Gott, dachte Lily. Nach was?
»Nachdem ich sie beim Ladendiebstahl erwischt habe.«
»Was!«
»Bei Marshalls. Ich hätte sie beinahe verhaftet.«
»Was!«, sagte Lily noch einmal, offenbar das einzige Wort, das zu formulieren sie imstande war.
»Ich habe es bloß nicht getan, weil sie deine Freundin ist.«
»Das ist lächerlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Emma jemals etwas stehlen würde.«
»Sie hat eine Bluse, einen Schal und ein Paar Ohrringe gestohlen, und wer weiß, was sie noch alles unter ihrer Jeansjacke hatte«, zählte Jeff auf.
Lily sah Emma plötzlich in ihrem aprikosenfarbenen Twinset vor sich. War Emma deswegen ihrem Blick ausgewichen, als sie Dylan zurückgebracht hatte?
»Erzähl mir, was du über sie weißt.«
»Nicht sehr viel«, musste Lily zugeben. »Nur, dass sie früher mal Model war.«
»Was sonst noch?«
»Dass sie eine Geschichte in der Cosmopolitan hatte.«
»Hast du sie gesehen?«
»Nein. Sie hat nichts mitgenommen, als sie ihren Ehemann verlassen hat.«
»Und warum hat sie ihn
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