Traeume Suess, Mein Maedchen
Oder lesen. Oder Jeff Dawson anrufen, ihm sagen, wie nett ich den gemeinsamen Abend gefunden hatte, und fragen, ob er nicht auf einen Kaffee vorbeischauen wollte. Nackt. »Herrgott noch mal. Nun reiß dich zusammen.«
Weiterleben Von Lily Rogers
Auf dem Heimweg von der Schule mit ihrem kleinen Sohn kam Nancy Firestone plötzlich der Gedanke, dass drei der Männer, mit denen sie in den letzten fünf Jahren geschlafen hatte, tot waren.
»Oje«, sagte Lily, als sie auf das Blatt starrte. Woher war das gekommen?
Sie sollte über etwas schreiben, was sie kannte, und in Wahrheit war sie in den letzten fünf Jahren nur mit einem Mann zusammen gewesen.
Einer war an einem Herzinfarkt gestorben, der Zweite an einem Hirntumor, und der Dritte hatte sein Motorrad gegen einen dicken, unnachgiebigen Baumstamm gelenkt.
»Oh, das ist super. Einfach super.« Lily riss das Papier von dem Block, zerfetzte es in ein halbes Dutzend Stücke, die sie noch weiter zerknüllte, bevor sie sie auf den Fußboden rieseln ließ. Hatte sie sich nicht gerade vorgenommen, nach vorne zu blicken? Sie startete einen neuen Versuch.
Weiterleben Von Lily Rogers
Auf dem Heimweg von der Schule mit ihrer kleinen Tochter kam Nancy Firestone der Gedanke, dass drei der Männer, mit denen sie in den letzten fünf Jahren geschlafen hatte, tot waren. Einer war auf einer Kreuzung überfahren worden, der Zweite erlag einem Herzinfarkt, und der Dritte war von einem Unbekannten in den Kopf geschossen worden.
»Das klingt schon besser.« Wenn sie sich ohnehin nicht an das hielt, was sie kannte, konnte sie auch gleich richtig dick auftragen. Aber was sollte jetzt weiter geschehen? »Ich sollte sie beschreiben.«
Mit gut 1,75 Meter war Nancy Firestone größer, als sie hätte sein sollen, wenn man bedachte, dass ihre Eltern beide 1,65 Meter nicht überragten. Sie hatte eine lange Nase, und ihre Haare waren eine Spur zu schwarz für ihre blasse Haut. Aber ihr auffälligstes Merkmal waren ihre großen, blauen Augen, die immer mehr zu wissen schienen, als sie preisgaben. Ihre Augen waren voller Geheimnisse, wie ein Mann ihr einmal ins Ohr geflüstert hatte. Nancy hatte nur den Kopf in den Nacken geworfen und laut gelacht.
Lily ließ ihren Stift sinken und fragte sich, wann Nancy Firestone sich in Emma Frost verwandelt hatte. Und was hatte Dylan gemeint, als er heute Nachmittag gesagt hatte, dass seine Mutter nach Rachels Baby in Friends benannt worden war?
»Du meinst, sie haben denselben Namen«, hatte sie ihn abwesend verbessert, als es im Kino dunkel wurde. Sie hatte beobachtet, wie Dylan seine kleine Hand in seiner großen Tüte Popcorn vergraben und dabei die Hälfte auf seinem Schoss verteilt hatte.
»Nein«, hatte er erwidert, während er die verstreuten Körner aufsammelte und in den Mund stopfte, als hätte er Angst, dass sie ihm die Tüte ohne Warnung abnehmen könnte. »Sie hatte vorher einen anderen Namen, aber das soll ich keinem erzählen.«
Anschließend hatte er erklärt, dass er auch nicht Dylan hieße, was vielmehr der Name eines Jungen wäre, der in Beverly Hills lebte, und weil er den Namen nicht mochte, hätte seine Mutter ihm versprochen, dass er sich seinen Namen beim nächsten Mal selbst aussuchen könnte. Aber das sollte er auch keinem erzählen. Lily hatte ihm lächelnd versichert, dass sein Geheimnis bei ihr gut aufgehoben war.
Lily schüttelte den Kopf. Dylan hatte wirklich eine lebhafte Fantasie. Ein bisschen was davon könnte sie jetzt auch gut gebrauchen, dachte sie fast ein wenig neidisch.
Er war wirklich ein seltsamer kleiner Junge. Auf der einen Seite still und ängstlich, auf der anderen offen und redselig. In vielerlei Hinsicht furchtlos, aber dann wieder überängstlich. Mal heiß, mal kalt, wie ihre Mutter zu sagen pflegte. In dieser Beziehung war er ganz wie Emma, dachte Lily. Bei ihr wusste man auch nie, woran man war. Wie heute Abend, als sie Dylan zurückgebracht hatte. Emma war höflich, aber distanziert gewesen und hatte ihr kaum in die Augen, sondern durch sie hindurchgesehen und Lilys Kompliment über ihre neue Frisur kaum registriert. Ihr schickes aprikosenfarbenes Twinset roch nach frischem Zigarettenrauch. »Hübsche Jacke«, machte Lily einen neuen Anlauf. »Neu?«
»Selbstverständlich nicht«, hatte Emma scharf erwidert, wo ein schlichtes Nein gereicht hätte.
»Du stinkst!«, hatte Dylan plötzlich gerufen, war in Tränen ausgebrochen und hatte seine Mutter beschuldigt, ihr
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