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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Jamie lauter.
    »Wer ist es, Melissa?«, hörte sie ihre Schwester im Hintergrund fragen.
    Vielleicht sollte sie einfach losschreien, dachte Jamie. Nur dass sie, wenn sie einmal zu schreien anfing, bestimmt nie wieder aufhören könnte.
    Bis er sie zum Schweigen brachte.
    So wie er Laura Dennison zum Schweigen gebracht hatte.
    »Melissa, gib mir deine Mutter«, sagte sie scharf.
    »Hallo?«, fragte Cynthia im nächsten Moment.
    Jamie stellte sich ihre Schwester in ihrer makellosen Küche vor, in einer Hand ein Kochbuch, den kleinen Tyler perfekt auf einer Hüfte balancierend, während Melissa fröhlich zu Füßen ihrer Mutter spielte.

    »Hallo?«, fragte Cynthia noch einmal, und ihr Ton machte deutlich, dass sie nicht zu Spielchen aufgelegt war. »Hallo?«
    »Sag deiner Schwester Hallo, Jamie«, flüsterte Brad.
    »Cynthia, ich bin’s.«
    »Jamie? Jamie, wo bist du? Todd, es ist Jamie.«
    »Wo ist sie?«, hörte sie Todd rufen.
    »Wo zum Teufel steckst du?«, wiederholte Cynthia. »Wir sind schon ganz krank vor Sorge.«
    »Sag ihr, dass du in Savannah bist«, befahl Brad mit einer Hand auf der Sprechmuschel. »Sag ihr, dass es dir gut geht.«
    »Es ist alles in Ordnung, Cynthia. Ich bin in Savannah.«
    »Savannah? Sie ist in Savannah«, hörte sie Cynthia ihrem Mann erklären. »Gott sei Dank. Wir haben uns solche Sorgen gemacht. Ich wusste nicht, was ich denken sollte, vor allem nachdem … Hast du CNN geguckt?«
    Brad nickte.
    »Ja«, sagte Jamie auf Stichwort. »Ich konnte es nicht glauben.«
    »Wir wussten nicht, was wir denken sollten. Ich meine, ich habe natürlich keine Sekunde geglaubt, dass du etwas damit zu tun haben könntest, aber du hast dich in letzter Zeit so seltsam benommen, hast deinen Job hingeworfen und bist einfach so abgehauen, und ich weiß, wie sehr du die Frau gehasst hast, und dann haben wir nichts von dir gehört. Also ich bin wirklich froh, dass du anrufst. Wann kommst du nach Hause?«
    Brad zuckte die Schultern.
    »Ich weiß noch nicht genau.«
    »Was soll das heißen, du weißt es noch nicht genau?«
    »In ein oder zwei Wochen«, flüsterte Brad.
    »In ein oder zwei Wochen«, sprach Jamie ihm nach.
    »In ein oder zwei Wochen? Jamie, was ist los?«
    »Nichts ist los.«
    »Bitte versprich mir, dass du nicht wieder heiratest.«

    »Was?«
    »Wir wissen beide, wie impulsiv du sein kannst. Ich hoffe, du hast deine Lektion beim letzten Mal gelernt.«
    »Ich hab nicht wieder geheiratet.« Die Unterhaltung wurde zusehends surreal.
    Brad hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht laut loszulachen.
    »Schwörst du es?«
    »Verdammt noch mal, Cynthia …«
    »Okay, ich glaube dir auch so. Sie hat nicht wieder geheiratet«, berichtete Cynthia ihrem Mann. »Und was genau machst du gerade? Bist du alleine?«
    »Du bist bei Freunden«, flüsterte Brad.
    »Ich bin mit ein paar Freunden zusammen.«
    »Was für Freunde? Du hast keine Freunde.«
    Oh Gott, dachte Jamie. Wenn es nicht so erbärmlich wäre, könnte es richtig komisch sein.
    »Sag ihr, dass du jetzt Schluss machen musst«, wies Brad sie an und bedeutete ihr mit einer kreisenden Bewegung des Messers, sich zu beeilen.
    »Ich muss jetzt Schluss machen, Cynthia«, erklärte Jamie ihrer Schwester.
    »Warte! Irgendwas stimmt doch nicht. Ich kann es spüren.«
    »Es ist alles in Ordnung.«
    »Versprichst du mir das?«
    »Mir geht es gut, Cynthia. Du musst dir meinetwegen keine Sorgen machen.«
    »Ja, klar. Als ob ich das jemals erleben werde.«
    »Sag den Kindern, ich hab sie lieb, und gib Todd einen dicken schmatzenden Kuss von mir.«
    »Was?«
    »Ich liebe dich.«
    Es entstand eine Pause. Jamie konnte die verwirrte Miene ihrer Schwester förmlich vor sich sehen.

    »Ich liebe dich auch«, sagte Cynthia.
    »Ich ruf dich in ein paar Tagen wieder an.« Jamie legte eilig auf. Ihr Herz raste.
    »Braves Mädchen«, sagte Brad.
    Jamie nickte und fragte sich, ob Cynthia ihren elenden Hilfeschrei verstanden hatte. Sie musste doch wissen, dass Jamie im Leben nicht darauf kommen würde, ihrem Mann einen dicken schmatzenden Kuss zu geben, selbst wenn sie ihn mochte. Es war nicht viel, aber zusammen mit der ebenfalls untypischen Bekundung schwesterlicher Liebe genügte es vielleicht, um Cynthia darauf zu stoßen, dass irgendetwas in der Tat ganz und gar nicht stimmte. Würde ihr das ausreichen, um die Polizei anzurufen und sie auf die Möglichkeit hinzuweisen, dass ihre Schwester in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte, weshalb sie nach ihrem alten blauen

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