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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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drückte das Kinn an die Brust, starrte auf die Flickendecke und fragte sich, was passieren würde, wenn sie daran zupfte. Würde sich das ganze Ding aufribbeln und auflösen? »Warum warst du im Gefängnis?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Brad, der inzwischen zwischen Bett und Tür auf und ab lief.

    »Ich würde sie gern hören.«
    Brad zog unvermittelt einen Stuhl vom Tisch, drehte ihn herum und setzte sich verkehrt herum darauf, die Beine gespreizt und die Arme auf der Lehne gekreuzt. Er starrte auf die schweren senffarbenen Vorhänge, als könnte er durch sie hindurchsehen. Jenseits der Vorhänge lag Dayton, keine halbe Autostunde entfernt.
    Er blickt auf morgen, dachte Jamie und schloss die Augen, um es nicht zu sehen.
    »Sie wird dir nicht gefallen«, sagte er leise.
    »War es wegen dem, was du Grace Hastings angetan hast?«
    »Gracie? Nein.« Er lachte. Der Gedanke amüsierte ihn sichtlich. »Glaub mir - niemand wird das gute alte Gracie-Girl je finden.«
    »Warum warst du im Gefängnis?«, fragte Jamie noch einmal, weil sie zu viel Angst hatte, weiter nach Grace Hastings zu fragen.
    Gracie-Girl, dachte sie.
    Jamie-Girl.
    Erwartete sie alle dasselbe Schicksal?
    »Aber du musst mir versprechen, dass du dich nicht wieder aufregst. Es ist lange her, es war direkt nach meinem Umzug nach Florida.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich war neu in Miami und kannte keinen«, begann Brad. »Eines Abends hab ich in einer Bar einen fetten Typ mittleren Alters getroffen, und wir sind ins Gespräch gekommen. Er hat mir erzählt, dass er wegen irgendeiner Haushaltsgerätemesse in der Stadt ist, eine Frau und zwei Kinder daheim in Philly hat, der übliche Mist. Ich hab also eine Weile gebraucht, bis ich gemerkt habe, dass das Arschloch mich anmachen will. Ich war bestimmt nicht begeistert, das kann ich dir sagen, hab aber beschlossen mitzuspielen. Ich meine, er hat die Drinks spendiert und hatte so ein fettes Bündel
Geldscheine in der Brieftasche.« Brad zeigte die Größe mit beiden Händen an. »Er hatte einen Geldscheinclip aus massivem Gold. So etwas habe ich vorher und auch nachher nie wieder gesehen.« Er schüttelte den Kopf bei der Erinnerung. »Jedenfalls lud er mich ein paar Drinks später in sein Hotelzimmer ein, angeblich, um mir irgendwelche Kataloge zu zeigen, als ob ich mich einen Scheißdreck für Einbauherde und Kühlschränke interessiere, und ich dachte, das Sackgesicht betrügt nicht nur seine Frau, er ist auch noch eine verdammte Schwuchtel, und irgendjemand muss ihm eine Lektion erteilen, ja? Also bin ich mit auf sein Zimmer, wir haben noch ein paar Drinks genommen, und sobald er anfing, mich anzugrabschen, habe ich es ihm gezeigt.« Er zuckte die Achseln. »Ich hab wohl ein bisschen zu fest zugeschlagen.«
    »Er ist gestorben?«
    »An massiven Schädelblutungen, stand in der Zeitung.«
    »Und du bist verhaftet worden?«
    »Himmel, nein.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Es gab nichts, was mich mit der Tat in Verbindung gebracht hätte. Niemand kannte mich. Niemand hatte gesehen, wie ich mit auf sein Zimmer gegangen bin. Wir waren sehr diskret«, fügte er zwinkernd hinzu.
    »Aber wie …?«
    »… bin ich gefasst worden?«
    Jamie nickte. »Vertraue nie einer Frau«, sagte er ominös.
    »Du hast es deiner Frau erzählt«, sagte Jamie, die plötzlich eins und eins zusammenzählte.
    »Wir hatten den ganzen Tag gestritten. Frag mich nicht worüber. Sie hat mir gesagt, dass sie die Scheidung wollte. Ich hab ihr erklärt, vorher könnte sie in der Hölle verfaulen. Ich nehme an, sie hat mir nicht geglaubt.« Brad schüttelte aufrichtig verwundert den Kopf. »Sie ist ausgezogen. Ehe ich mich versah, redete sie davon, dass sie mit meinem Sohn
nach Kalifornien ziehen wollte. Da habe ich, glaube ich, den Schwulen aus der Bar erwähnt. Sozusagen als lehrreiche Warnung. Ein paar Tage später stand die Polizei vor meiner Tür. In irgendeiner Schublade haben sie den verdammten Goldclip gefunden. Ich hatte das blöde Ding längst vergessen. Um es kurz zu machen, ich wurde verhaftet, eine Freilassung auf Kaution wurde abgelehnt, und ich habe ein Jahr in einer stinkenden Zelle gesessen, bevor irgendein Richter entschieden hat, dass die vorliegenden Beweise vor Gericht unzulässig sind. Die Durchsuchung ist offenbar ohne gesetzliche Grundlage erfolgt, der Goldclip deshalb sozusagen die Frucht von einem giftigen Baum.« Er lachte. »Schon ironisch, was? Wegen einem Früchtchen werde ich verhaftet, wegen einem

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