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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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er.
    Es war nur eine winzige Bewegung, ein kurzes Aufblitzen von Metall. Jamie sah die Klinge nicht zwischen Brads Rippen verschwinden. Sie sah nur seinen überraschten Gesichtsausdruck, als er vor ihr auf die Knie sank. Seine Augen verdrehten sich nach innen, und er fiel rückwärts um, der Griff des Messers ragte über dem Herzen aus seiner Brust.
    Jamie stürzte zum Telefon, wählte den Notruf und verlangte schreiend nach einem Krankenwagen. Dann band sie Lilys Arme und Beine los. Beide Frauen eilten an Emmas Seite, und Lily wiegte die halb bewusstlose Frau in ihren Armen.
    »Alles wird wieder gut«, versicherte Jamie Emma und versuchte, mit der Faust den Blutfluss zu stillen. »Hören Sie mich, Emma? Halten Sie durch. Alles wird wieder gut.«
    Emma reckte den Kopf in Lilys Richtung und versuchte mühsam zu sprechen. »Sag meinem Sohn, dass ich ihn liebe«, hauchte sie.

30
     
     
    Jamie saß auf dem beige-grünen Sessel. Tränen strömten über ihre Wangen. Sie unternahm keine Anstrengung, sie abzuwischen oder zu unterdrücken, obwohl die neben ihr stehende Polizistin ihr mit einem Papiertaschentuch die Wangen abtupfte und irgendjemand fragte, ob alles in Ordnung wäre. Wie sollte alles in Ordnung sein, fragte sie stumm zurück. Ich habe einen Mann getötet. Meinetwegen ist eine Frau in Atlanta gestorben. Eine weitere Frau wird ihre Verletzung möglicherweise nicht überleben, obwohl die Notärzte optimistisch waren, dass Emma durchkommen würde.
    »Sie atmet noch«, erinnerte Jamie sich, irgendwen rufen gehört zu haben, als die Besatzung des Krankenwagens in Aktion getreten, eine Sauerstoffmaske über Emmas aschfahlem Gesicht befestigt und ihren steifen und blutverschmierten Körper auf eine Trage gehievt hatte.
    »Was man von dem da nicht behaupten kann«, stellte ein zweiter Notarzt mit Blick auf Brad fest.
    Das Sirenengeheul hallte noch in Jamies Ohren nach, obwohl es mindestens eine Stunde her war, seit der Krankenwagen die Mad River Road verlassen hatte.
    Wenige Minuten nach ihrem panischen Anruf war die Polizei eingetroffen. Und praktisch unmittelbar danach war ein weiterer Polizist ins Zimmer gestürmt, gefolgt von einer Frau in einem bauchfreien grauen Trainingsanzug. »Wo ist Lily?«, rief die Frau, während ein Polizist sie rasch wieder aus dem Haus zog. »Lily, ist alles in Ordnung? Jeff, tu irgendwas.«
    Der Polizist namens Jeff versicherte ihr, dass er sie später
anrufen würde und dass es Lily tatsächlich gut ging. Jamie blickte zu ihr hinüber. Sie saß jetzt auf dem braunen Sofa und weinte leise in Jeffs Armen. Das Ganze war augenscheinlich mehr als eine rein berufliche Angelegenheit. Es war ein kleines Zimmer. Jamie musste sich nicht besonders anstrengen, ihr Gespräch mitzubekommen.
    »Wir haben Peter Rice gefunden«, hörte sie Jeff sagen. »Er hat bestätigt, dass seine Exfrau vor fast zwei Jahren ihren Sohn entführt hat, nachdem ihm das Gericht das Sorgerecht zugesprochen hat. Seither hat er nach ihnen gesucht. Ihr richtiger Name ist übrigens Susan.«
    Lily schüttelte den Kopf. »Sie wirkt gar nicht wie eine Susan.«
    Jamie lächelte traurig. Die Menschen waren so selten so, wie sie zu sein schienen, dachte sie.
    »Jedenfalls kommt er mit dem nächsten Flugzeug hierher.«
    »Das ist gut.« Lily rieb sich ihr Handgelenk, wo sich die Spuren der Fesseln immer noch rot abzeichneten. »Weißt du, Emma ist nicht die Einzige, die gelogen hat«, erklärte sie Jeff. »Es gibt so viel, was ich dir erzählen muss.«
    »Das muss aber nicht jetzt sein.«
    Lily lächelte dankbar. »Kann ich es dir später erzählen?«
    »Ich gehe nirgendwo hin.«
    Lily streichelte seine Hand. »Woher hast du gewusst, dass du herkommen musstest?«
    »Ich bin zum Training ins Studio gekommen. Jan hat mir von der albernen Trophäe erzählt und dass du Hals über Kopf aufgebrochen und noch nicht zurückgekommen bist. Sie hat sich Sorgen gemacht und ich offen gestanden auch, also haben wir beschlossen, bei dir vorbeizuschauen. Sobald wir um die Ecke gebogen sind, haben wir die Streifenwagen und den Krankenwagen gesehen. Mein Herz ist ungefähr bis zu den Knien gerutscht«, gestand er.
    Jamie lächelte, als Lily ihren Kopf an Jeffs Schulter lehnte.

    Sie dachte, dass Jeff Dawson ein netter Mann war. Lily hatte einen Guten gefunden.
    »Und wie geht es Ihnen?«, fragte die Polizistin Jamie. Jamie war sich nicht sicher, meinte sich jedoch zu erinnern, dass die Frau mit der ebenholzfarbenen Haut sich vorhin als Angela Pauley

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