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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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überhaupt keine Scham?
    Brad küsste sie auf die Wange, stieg aus und benutzte seine Kreditkarte, um die Zapfsäule in Betrieb zu nehmen, bevor er das teuerste Benzin wählte. »Musst du mal?«, fragte er und beugte sich wieder in den Wagen. »Dann wäre jetzt wahrscheinlich eine gute Gelegenheit.«
    »Gute Idee.«
    »Ich glaube, es ist auf der Rückseite«, wies er sie an, als sie aus dem Wagen stieg. »Wahrscheinlich braucht man einen Schlüssel.« Er zeigte zu dem Supermarkt.
    Die Hitze prallte Jamie entgegen wie ein grob unaufmerksamer Fußgänger, und die schiere Wucht hätte sie um ein Haar auf das Pflaster geworfen. Sie stolperte über ihre eigenen Füße und sah sich verlegen zu Brad um, der neben dem Wagen stand, ihr mit einer Hand zuwinkte, mit der anderen die Zapfsäule bediente und ihr sein fabelhaftes Grinsen zuwarf, das sogar die brütend heiße Sonne Floridas überstrahlte. »Alles in Ordnung?«, rief er.
    Sie nickte. »Willst du irgendwas? Cola oder Chips?«
    »Eine Cola wäre super. Brauchst du Geld?«
    Jamie hielt lachend ihre braune Leinenbörse hoch. »Meine Runde.« Sie betrat den kleinen Laden, wo ein angenehm kühler Luftstrom sie umfing. Sie hörte, wie eine Autotür zugeschlagen wurde, ein Motor heulte auf, Reifen quietschten. Da hat es aber jemand eilig, dachte sie und betrachtete die Reihen von Junkfood und Zeitschriften. Hinten in der Ecke, von einem Stapel unausgepackter Kartons verdeckt, stand ein alter kaputter Spielautomat. An der Wand reihten sich vier große Metallkühlschränke mit Molkereiprodukten und nichtalkoholischen Getränken. Sie nahm mehrere Getränkedosen heraus und trug sie an einem Ehepaar mittleren Alters vorbei, die über eine Straßenkarte gebeugt über eine verpasste Abfahrt stritten. »Was macht das?«, fragte Jamie die Kaugummi kauende junge Frau hinter der Ladentheke.

    »Zwei Dollar, fünfzig Cent.«
    Jamie gab ihr einen Fünfdollarschein und überschlug, während sie auf das Wechselgeld wartete, dass sie noch etwa hundert Dollar in bar bei sich hatte. »Kann ich den Schlüssel für die Toilette haben?«, fragte sie die Kassiererin.
    »Man braucht keinen.« Das Mädchen ließ laut eine Blase ihres Kaugummis platzen, während sie die Cola-Dosen in eine Plastiktüte packte, die sie Jamie anreichte. »Das Schloss ist kaputt.«
    Na toll, dachte Jamie, nahm die Tüte und zog den Kopf ein, bevor sie wieder hinaus in die heiße Sonne trat. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie einen Obdachlosen in Lumpen und zwei nicht zueinander passenden Turnschuhen, der schwankend neben einer Reihe von Zeitungsständern herumlungerte. Unheimlich, dachte Jamie und spürte, wie sich an ihrem Haaransatz kleine Schweißtröpfchen bildeten.
    »Hey«, rief irgendjemand, und Jamie drehte sich um in der Hoffnung, Brad zu sehen. Doch es war nur ein Teenager, der einem anderen etwas zurief, während Brad Fisher und ihr blauer Thunderbird nirgendwo in Sichtweite waren. Sie drehte sich einmal um die eigene Achse, aber sowohl ihr treues Gefährt als auch ihr Märchenprinz blieben verschwunden.
    Wo war er, fragte sie sich und drehte sich noch einmal in alle Richtungen um.
    Wenn einem etwas zu gut erscheint, um wahr zu sein, ist es das meistens auch, deklamierten ihre Schwester und ihre Mutter im Chor.
    Es ergab überhaupt keinen Sinn. Brad hatte seine Chance zu gehen heute Morgen gehabt. Ja, verdammt, er war sogar schon gegangen. Warum sollte er zurückkommen - noch dazu mit Bagels -, wenn er vorhatte, sie nur Stunden später sitzen zu lassen?
    Die Antwort darauf wusste Jamie schon, bevor sie die Frage ganz formuliert hatte. Weil er ein Auto brauchte, erinnerte
sie sich. Weil sein eigener Wagen kaputt war und er einen fahrbaren Untersatz brauchte, um nach Ohio zu kommen.
    Weil das mit seinem Geld, dem Zimmer im Breakers und wer weiß was sonst noch gelogen war.
    Weil es eine lange, langweilige Fahrt und sie eine nette Ablenkung war.
    Weil sie ein Idiot war, dachte Jamie, als ihr Tränen in die Augen schossen und über ihre Wangen kullerten. Sie versuchte, sie zu ignorieren, und ging zur Toilette auf der Rückseite des Gebäudes. »Ein verdammter Idiot.« Sie riss die Tür mit der Aufschrift adies auf, das L wie Brad Fisher schon lange verschwunden.
    Die Toilette war überraschend sauber, die mattweißen Wände rochen nach Desinfektionsmittel. Vor einem grünen Toilettentisch mit zwei abgestoßenen Emaillebecken stand ein großer grüner Plastikmülleimer, und irgendjemand hatte offenbar in dem

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