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Traeume Suess, Mein Maedchen

Titel: Traeume Suess, Mein Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Goldkettchen und den goldenen Perlohrringen, die sie noch an diesem Abend getragen hatte. Ich habe etwas dagegen, wiederholte sie stumm, während ihre Schwiegermutter den Schmuck in ihrer Handtasche verstaute und aus dem Zimmer marschierte.
    »Ich habe sogar sehr viel dagegen«, sagte Jamie laut, als sie die verhasste Frau jetzt schlafend vor sich sah. »Die Ohrringe sind in der Kommode. Oberste Schublade, ganz hinten.«

18
     
     
    Brad überquerte den weißen Läufer vor der Kommode mit ein paar anmutigen Schritten, fast wie ein Tänzer, dachte Jamie. Als ob er sein Leben lang in die Häuser schlafender Menschen eingebrochen wäre. Als ob ihm das Durchwühlen ihres Besitzes und der Diebstahl ihrer kostbarsten Schätze etwas vollkommen Vertrautes wäre. Als ob es nur eine weitere Nachtschicht für ihn wäre. Er schien sich in der Situation ein wenig zu wohl zu fühlen, dachte Jamie, als er den kunstvollen Messinggriff packte und die oberste Schublade der Kommode aufzog. So wie er sich gestern Abend in Tifton mit dem Messer in der Hand ein wenig zu wohl gefühlt hatte.
    Jamies Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt, und sie konnte mühelos selbst die kleinsten Details des Zimmers erkennen: die zahllosen Parfümfläschchen, die sich auf der Kommode reihten; den silbern geprägten Titel des Taschenbuchs auf dem Nachttisch neben dem Bett; den kleinen Riss in der blau-weißen Tapete zwischen dem Türrahmen und der Decke. Obwohl es auch sein konnte, dass sie sich an den nur erinnerte. Dabei hatte sie sich so angestrengt, alles über ihre Zeit in diesem Haus aus ihrem Gedächtnis zu tilgen.
    Und nun stand sie mittendrin.
    Und was noch? Wohinein war sie sonst noch geraten?
    Neben ihr rührte sich Mrs. Dennison und schmatzte leise. Einen Moment lang fürchtete Jamie, sie könnte aufwachen, um dem mitternächtlichen Ruf ihrer Blase zu folgen. Aber sie drehte sich nur auf die Seite und zog sich dabei instinktiv
die Decke wieder über die Schulter. Was würde sie tun, wenn Mrs. Dennison in diesem Moment aufwachte? Vielleicht war sie ja auch schon wach und tat nur so, als würde sie schlafen.
    »Du würdest sie gern umbringen, was?«, fragte Brad von der Kommode, wo er mit beiden Händen in Mrs. Dennisons Unterwäsche wühlte.
    »Was? Nein! Natürlich nicht.« Auf Jamies Stirn standen plötzlich Schweißperlen, als ob sie Fieber hätte. Sie dachte an das Schnappmesser in seiner Tasche.
    »Unsinn«, entgegnete Brad. »Es steht dir dick ins Gesicht geschrieben.« Er lachte. »Dein Hass auf diese Frau glüht im Dunkeln.« Er lachte noch einmal, lautlos diesmal.
    Jamie wollte widersprechen, hielt jedoch inne, als ihr klar wurde, dass er Recht hatte.
    »Du könntest es jetzt tun, weißt du«, fuhr Brad verführerisch flüsternd fort. »Du müsstest nur das Kopfkissen neben ihrem Kopf nehmen und es ein paar Minuten auf ihr Gesicht drücken. Es wäre ganz leicht.«
    Jamie starrte auf ihre Exschwiegermutter. Wollte Brad sie ermutigen, einen Mord zu begehen? Hätte er dem Jungen wirklich die Kehle durchgeschnitten? Sei nicht albern, sagte sie sich und verdrängte den beunruhigenden Gedanken. »Lass uns die Ohrringe schnappen und hier verschwinden.«
    Brad ließ die BHs und Schlüpfer fallen und strich mit der Hand geräuschlos durch die oberste Schublade. »Da ist nichts.«
    »Keine Schmuckschatulle?«
    »Guck doch selbst.«
    Auf Zehenspitzen schlich Jamie zu ihm und wusste, schon bevor sie die Hand in die Schublade steckte, dass sie nichts finden würde. »Sie muss sie woanders versteckt haben«, murmelte sie und hasste die schlafende Frau noch mehr als zuvor. Du konntest mir aber auch gar nichts leicht machen,
dachte sie, als sie die Unterwäsche wieder einräumte. Lautlos durchsuchte sie die mittlere und die untere Schublade, ohne Erfolg. »Okay, der Schmuck ist nicht hier. Lass uns einfach abhauen.«
    »Nein. Irgendwo muss er doch sein. Wo würde sie ihn aufbewahren?«
    »Ich weiß es nicht. Mein Herz rast und pocht wie wild. Ich glaube, mir wird schlecht«, sprudelte Jamie los, als ihr diese Unpässlichkeiten plötzlich selber bewusst wurden. Du hast die Gastfreundlichkeit ausgereizt, sagte ihr Körper ihr. Du zwingst dein Glück und flirtest mit der Katastrophe.
    Steig aus, solange du noch kannst.
    Sofort hatte Brad seine Arme um sie geschlungen und riet ihr mit leiser Stimme, ruhig zu atmen und sich zusammenzureißen.
    »Mir wird schlecht«, wiederholte Jamie heftig und spürte, wie ihr die Galle hochkam. Sie

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