Traeume von Fluessen und Meeren
Frau, die bei der Explosion ihr Baby verliert; außerdem will er dann bestimmt auch wieder Sex, nicht wahr? Und ich werde nicht Nein sagen können, sonst schmeißt er mich raus, und dann muss ich wieder ganz von vorne anfangen. Und das Stück werden sowieso alle blöd finden.«
Paul dachte darüber nach. »Vielleicht wollen Sie die Affäre gar nicht beenden. Vielleicht genießen Sie sie ja.«
»Ach, ich weiß nicht!« Elaine litt, aber sie musste auch lachen. Sie zog sich fest am Ohr. »Natürlich genieße ich sie. Aber zuerst will ich mit John reden. Wenn ich John treffen kann, dann kann ich vielleicht zurückgehen und das Stück spielen. Aber ich muss ihn sehen und mir klar werden, was mit uns ist. Und jetzt ist er gar nicht da! Gott, warum habe ich nicht gesagt, dass ich ihn heirate, als er mich gefragt hat? Wieso?«
»Weil Sie nicht wollten.«
Paul wurde weich und griff väterlich über den Tisch nach ihrer Hand. »Ich bin sicher, wenn Sie und John sich lieben, dann wird am Ende alles gut. Meinen Sie nicht auch? Im Augenblick sollten Sie nach Hause fliegen und Ihr Stück spielen. Das Wichtigste ist doch, dass der Typ Sie auf der Bühne haben will. Dann haben Sie wenigstens etwas erreicht. John wird zurückkommen. Was die Affäre betrifft, die können Sie doch von einem Tag auf den anderen sausen lassen.«
»Ich möchte ihm die Wahrheit sagen«, sagte sie.
»Tun Sie das nicht«, gab Paul schnell zurück. »Sie haben es ihm doch nicht per SMS gesagt, hoffe ich?«
»Ich will es ihm ins Gesicht sagen. Dann habe ich es hinter mir.«
Paul ließ seine Hand auf ihrer liegen und drückte sie mit einer gewissen Dringlichkeit. »Das sollten Sie wirklich nicht tun, Elaine.« Es war das erste Mal, dass er sie mit ihrem Namen ansprach. Er erzählte ihr, wie er seiner ersten Frau gesagt hatte,dass er eine Affäre hatte. »Später wurde mir klar, dass ich sie nur verletzen wollte. Ich wollte sie bestrafen. Ich habe sie ganz umsonst unglücklich gemacht.«
»Ich weiß nicht«, sagte das Mädchen wieder. »Das Leben ist so kompliziert. Ich hätte nie gedacht, dass es so wird.«
»Kommen Sie, wir rauchen eine Huka!«, schlug Paul vor und zog seine Hand weg. Er lächelte und hatte schon bestellt, ehe sie überhaupt verstanden hatte, was eine Huka war. Während er es ihr noch erklärte, brachte ein Kellner bereits die schwere Wasserpfeife von der Bar herüber und säuberte mit viel Tamtam das Mundstück. Der Tabak war bereits angezündet.
»Einfach tief durch die Blasen hindurch inhalieren«, sagte Paul zu ihr. »Der Rauch geht durch das Wasser, verstehen Sie. Es ist angenehmer als eine Zigarette, besonders wenn man nicht ans Rauchen gewöhnt ist.«
Elaine machte einen erneuten Versuch, bessere Laune zu bekommen. »Sieht aus wie eine Kreuzung zwischen einem Kerzenständer und einem Staubsauger«, sagte sie lachend.
Die Bar füllte sich allmählich, sodass sie lauter sprechen mussten. Sie nahm das Mundstück zwischen die vorgeschobenen Lippen und brachte Paul zum Lachen, indem sie die Wangen hohl machte und anfing zu schielen. Als sie losließ, wurde ihr schwindelig.
»O Gott!« Elaine schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück. Sie schloss kurz die Augen und machte sie dann lachend wieder auf. »Sie haben ja immer noch den rosa Schal um. Sieht echt komisch aus.«
»Ich gewöhne mich langsam daran«, sagte Paul grinsend.
Dann sagte sie beinahe entrüstet zu ihm: »Ich habe viel zu viel über mich geredet. Ich habe das Gefühl, alles preiszugeben, während Sie kein Sterbenswörtchen von sich erzählen. Das ist unfair.«
»Was möchten Sie denn wissen?«
Elaine zog erneut an der Pfeife. »Wer Sie sind«, sagte sie nüchtern.
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Erzählen Sie sie mir.«
Paul bestellte noch zwei Drinks. »Sie werden sich langweilen«, warnte er. Er holte tief Luft und seufzte melodramatisch. »Kurz gesagt, ich war das Muttersöhnchen in einer extrem religiösen Familie. Als ich klein war, gingen alle davon aus, dass ich eines Tages Geistlicher werden würde. In Wirklichkeit war das eine Art Schule zum Lügenlernen. Ich meine, wenn alle perfektes Benehmen erwarten, was bleibt einem da übrig, da muss man ja so tun, als wäre man besser, als man ist. Um es ihnen recht zu machen. Und irgendwann kommt dann der Moment, wo man die anderen bestrafen will, weil es so mühsam und anstrengend gewesen ist.«
Weil Paul das alles schon so oft und zu so vielen Mädchen gesagt hatte, kam es ihm beim Sprechen so
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