Traeume von Fluessen und Meeren
zugrunde lag und die nicht Teil der ökologisch ausgeglichenen Symmetrie des Gartens war. Siehe da, es war der Anfang von Magie und Technik.«
Worauf in aller Welt wollte der Mann hinaus? John starrteden Bildschirm an. Sein Leben lang war sein Vater besessen gewesen von der Form und Gestalt der Dinge: von Krabben und Blattäderchen, von Käfern und Kristallen. »Die Gestalt des Verhaltens«, sagte er gern. »Die Gestalt des Lebens.«
»Der Teufel ist also der Impuls, etwas zu einem fremden Zweck zu benutzen, sich zu entfernen von …«
»Mr. John, Sir«, sagte eine Stimme.
John drehte sich um. Sein Fahrer war erschienen, in Begleitung eines Mannes im eleganten grauen Anzug. Mutter hatte also sogar einen Führer engagiert. John schaltete den Computer aus, ohne die E-Mail abzuschicken.
Am Morgen waren sie durch Nebel gefahren, aber jetzt schien hell die Sonne. Der Fahrer hatte in einer Straße geparkt, in der zwischen Schlamm und Asphalt mehrere Kioske standen, an denen kleine, bunte, zumeist in Folie oder Plastik verpackte Produkte verkauft wurden, die John nicht identifizieren konnte.
»Wir können nicht direkt zum Taj Mahal fahren, Mr. John«, erklärte der Führer, »wegen der Schäden durch die Abgase. Im Umkreis von einer halben Meile sind keine Abgas produzierenden Fahrzeuge erlaubt. Es ist ein sehr heiliger Ort. Wir fahren also auf den Parkplatz, und dann gibt es drei Möglichkeiten: Man kann zu Fuß gehen, eine Fahrradrikscha mieten oder, was ich empfehlen würde, den Elektrobus nehmen, der alle fünfzehn Minuten fährt und gratis ist.
Um den Führer zu ärgern, entschied sich John, zu Fuß zu gehen. Ihm war übel. Er bereute seinen Entschluss sofort, denn jetzt musste er sich auf dem breiten Fußgängerweg, der zu beiden Seiten von hohen Mauern gesäumt war, wie schon zuvor mit aufdringlichen Straßenhändlern auseinandersetzen. Alle verkauften Souvenirs vom Taj, Fotos, Schnickschnack, Stickereien. Der Führer eilte stur weiter. John schüttelte immer wieder seinen schmerzenden Kopf. »Nein, danke, nein danke«, murmelte er.
»Hallo! Sie wollen Elefant?«
Ein junger Mann hielt ihn auf, stellte sich ihm geradezu in den Weg, Brust an Brust.
»Schauen Sie, mein Herr, grüner Stein, handgemeißelter Elefant. Hallo! 600 Rupien, Sir.«
Der Mann hatte einen vielleicht fünfzehn Zentimeter großen Elefanten in der Hand, grob aus glänzendem grünen Stein gehauen. Er lächelte eifrig und zeigte dabei seine verfärbten Zähne. John schüttelte den Kopf, aber der Händler trat nicht zur Seite.
»Steinelefant! Nur 600 Rupien, Sir.«
John lächelte matt.
»Schnäppchen!«, beharrte der junge Mann. »Sehr guter Preis.« Er trug ein graues Hemd, das bis zur Fadenscheinigkeit ausgewaschen war. Sie mussten ungefähr gleichaltrig sein. John versuchte wegzugehen. Der Straßenhändler protestierte. »Nein, Sir, hallo, hallo, Sie verstehen nicht. Sie denken, ein Steinelefant – aber sehen Sie, sehen Sie! – in einem Steinelefant, Sir, zwei Steinelefanten!«
Als führe er einen Zaubertrick vor, schob der Mann eine Hand unter den Gegenstand und zog einen zweiten, kleineren Elefanten in der gleichen Machart heraus. »Nicht einer, zwei Steinelefanten!«, rief der Mann mit gespielter Begeisterung. »Zwei Steinelefanten, Sir. Grüner Stein. Hallo. Sehr wertvoll, Sir. Nur 500 Rupien!«
»Wirklich nicht«, sagte John. »Wirklich, nein danke.«
Aber der junge Inder hatte den Engländer zum Hinsehen gebracht, und er hielt seinen Blick fest. Seine Zähne waren rötlich von Betelnüssen, seine Augen glänzten. Das ganze Gesicht war hellwach und in Bewegung. »Sie mögen nicht Steinelefanten? 500 Rupien, Sir. Ich mache den besten Preis.« Er lachte ungläubig. »Schauen Sie, ein Steinelefant« – er schob den kleineren wieder in den größeren –, »nein, nicht einer, Sir, zwei Steinelefanten!« Er zog den kleineren wieder heraus. »400 Rupien, Sir«, sagte er.
»Nein danke. Sehr nett von Ihnen, aber nein.«
John versuchte, sich dem strahlenden Blick des Inders zu entziehen. Er schaute zu seinem Führer hinüber, der ein paar Schritte vorausgegangen war. Er trug europäische Kleidung, und sein Akzent wies darauf hin, dass er einige Zeit in den USA verbracht hatte. Sein Gesicht war rundlich, bärtig, seine Miene unterwürfig, sein Haar exakt geschnitten und geölt. Jetzt stand er auf dem geschäftigen Fußgängerweg und betrachtete John mit einem leicht spöttischen Zug um den feisten Mund: Das war der Grund, warum man
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