Träume wie Gold: Roman (German Edition)
einen Entschluss gefasst habe, spiele ich anschließend nicht das Hinterher-ist-man-klüger-Spiel, darauf kannst du dich verlassen. Und ich weiß auch, dass deine Warnung nicht mir, sondern dir selbst gilt.«
Er ließ seine Hände fallen und stand auf. »Wir haben heute andere Probleme, mit denen wir uns befassen müssen. Was machst du mit dem Laden?«
»Wir haben heute geschlossen.«
»Gut. Wir müssen demnächst ins Präsidium. Mach du dich fertig, und ich kümmere mich um das Frühstück.«
»Kannst du das denn?«
»Milch über irgendwelche Flocken kippen, das werde ich schon hinkriegen.«
»Mmm, lecker.«
Sie schlug die Steppdecke zur Seite, als er schon fast an der Tür war. »Oh, Conroy«, sagte er über die Schulter, »dein Schwein gefällt mir.«
Während Dora und Jed sich eine Packung Cornflakes teilten, strich DiCarlo wie ein Tiger in seinem New Yorker Apartment umher. Er konnte keinen Schlaf finden. Er hatte während der Nacht eine halbe Flasche Cutty Sark getrunken, was seine aufgepeitschten Gedanken jedoch nicht hatte beruhigen können.
Nach Philadelphia zurückzufahren, war völlig ausgeschlossen. Der tote Cop war eine Sache, aber er hatte auch noch zwei Zeugen zurückgelassen. Zwei Zeugen, die höchstwahrscheinlich sein Gesicht so gut gesehen hatten, dass sie es beschreiben konnten.
Mit Hilfe des Computers würde ihnen das auch gelingen, dachte DiCarlo grimmig und schenkte sich ein weiteres Glas ein. Und dann würden sie ihn unweigerlich
mit dem toten Streifenpolizisten in Verbindung bringen. DiCarlo wusste, dass die Cops dann nicht eher ruhen würden, bis sie den Mörder ihres Kollegen aufgespürt hatten.
Wie die Dinge standen, durfte er sich nicht mehr in Philadelphia blicken lassen und musste zudem auch noch schleunigst untertauchen, zumindest so lange, bis Gras über die Sache gewachsen war. Ein paar Monate, überlegte er, vielleicht ein halbes Jahr. Nun, das war nicht das eigentliche Problem. Er verfügte über jede Menge Kontakte und genügend Bargeld, konnte sich einen netten, warmen Winter in Mexiko machen und Margaritas schlürfen. Und sobald die Cops die Suche nach ihm aufgegeben hatten, würde er zurückkommen.
Der einzige Pferdefuß war Edmund J. Finley.
DiCarlo studierte die einzelnen Stücke, die neben dem Christbaum an der Wand standen. Sie sahen wie traurige, zurückgewiesene Geschenke aus, unverpackt und ungewollt.
Die Buchstützen, der Papagei, der Adler, Lady Liberty, der chinesische Jadehund, die Statuette, die er bereits abgeliefert hatte, sie alle hatte er finden können. Außer Finley würde das jeder als Erfolg betrachten.
Es fehlte nur noch das lausige Bild. Und er hatte sich wirklich darum bemüht, weiß Gott. Er hatte ein blaues Auge, eine aufgeplatzte Lippe davongetragen, und seine Nieren schmerzten höllisch. Seinen Kaschmirmantel konnte er wegwerfen, der war völlig ruiniert. Er hatte mehr als genug dazu beigetragen, einen Fehler zu korrigieren, den er im Grunde nicht begangen hatte. Sobald er Zeit dazu hatte, würde er Opal Johnson dafür bezahlen lassen, und zwar mit Zins und Zinseszins.
In der Zwischenzeit musste er sich überlegen, wie er mit Finley verfahren sollte. Nun, letztlich war Finley Geschäftsmann, der wusste, dass man auch Verluste einstecken musste, wenn man Profite machen wollte. Auf dieser Schiene würde er mit ihm reden. Von Geschäftsmann zu Geschäftsmann sozusagen. Dabei war es gewiss kein Fehler, Finley in freudige Stimmung zu versetzen, indem er
ihm zuerst einmal die fünf aufgespürten Stücke präsentierte und Wohlwollen und Anerkennung aus ihm herauskitzelte, indem er ihm alle Einzelheiten der Bergungsaktion detailliert beschrieb.
Die Geschichte mit dem Cop wollte er ihm selbstverständlich nicht verschweigen. Einen Mann wie Finley würde das große Risiko, das er mit dem Mord auf sich genommen hatte, sicherlich beeindrucken. Aber nicht genug, das wusste DiCarlo. Er griff nach dem Eisbeutel und presste ihn gegen sein misshandeltes Jochbein. Dann ging er zum Garderobenspiegel im Flur, um die Wunde genauer zu untersuchen. Es war nicht weiter tragisch, dass er vor lauter Arbeit nicht dazu kam, Silvester zu feiern. Mit diesem Gesicht, das aussah, als hätte es jemand durch den Fleischwolf gedreht, würde er sich ohnehin auf keiner Party blicken lassen können.
Irgendwann würde er sich diese Conroy und den Mann von gegenüber noch einmal vornehmen. Auch wenn dieses Vergnügen noch etwas warten musste. DiCarlo drückte vorsichtig
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