Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Einzelheiten, die er gerade mit Brent besprach, von höchster Wichtigkeit waren, sah aber pausenlos Dora vor sich, wie sie in seinem alten, verhassten Zimmer auf der Fensterbank saß, eingehüllt vom warmen Licht der Sonne.
Er konnte noch immer ihre Hände auf seinem Gesicht spüren, während sie ihn anlächelte und ihn bat, die Liebe zu akzeptieren.
»Jed, ich komme mir wie ein langweiliger Geschichtslehrer …«
Jed blinzelte, richtete seinen Blick wieder auf Brent. »Was?«
Brent seufzte resigniert und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Möchtest du mir nicht erklären, was dir im Kopf herumspukt?«
»Ach, nichts.« Er spülte seine melancholische Stimmung mit einem Schluck schwarzem Kaffee hinunter, der selbst Tote aufgeweckt hätte. »Was du da über Winesap herausgefunden hast, hört sich so an, als ob auch er nur ein Untergebener ist. Ich bin immer noch der Meinung, dass es am besten wäre, sich mit dem Boss zu beschäftigen, mit Finley. Aber nicht direkt. Je länger wir das geschmuggelte Gemälde aus dem Spiel lassen können, desto besser.«
»Was ich über den Kerl an Informationen zusammentragen konnte, füllt nicht einmal eine Teetasse«, erklärte Brent. »Er hat Geld, so viel Geld, dagegen bist du ein armer Schlucker. Er ist erfolgreich, allein stehend, und hütet sein Privatleben wie ein Staatsgeheimnis.«
»Und böte sich als Chef einer großen Import-Export-Firma, die ein idealer Umschlagplatz für Schmuggelware ist, geradezu an.«
»Schön wär’s«, murmelte Brent. »Wir haben keinerlei
Beweise gegen Finley. Sicherlich, die Sendung war an seinen Assistenten adressiert, und DiCarlo arbeitet für ihn.«
»DiCarlo ist ein kleiner Fisch, ein Schmalspurganove. Man muss sich nur sein Vorstrafenregister anschauen.«
»Finley dagegen hat keine Vorstrafen. Er verkörpert das amerikanische Idol, ein Selfmademan, bescheiden und unbescholten.«
»Dann schadet es ihm bestimmt nicht, wenn wir ein wenig in seinem Leben herumstöbern«, betonte Jed. »Ich glaube, ich höre mich mal in Los Angeles um.«
»So etwas in der Art habe ich befürchtet.« Brent rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Hör mal, Jed, ich weiß, dass du ein persönliches Interesse an dem Fall hast, und ohne dich hätte die Polizei sich wohl kaum so ins Zeug gelegt.«
»Aber«, fiel ihm Jed ins Wort, »ich arbeite nicht mehr für die Polizei.«
Nervös rückte Brent seine Brille zurecht und kramte in den Papieren auf seinem Schreibtisch. »Goldman stellt schon Fragen.«
»Vielleicht ist es Zeit, dass du sie ihm beantwortest.«
»Der Meinung ist der Commissioner auch.«
»Ich bin ein freier Bürger, Brent. Und nichts und niemand kann mich davon abhalten, einen Ausflug an die Küste zu machen – es ist meine Zeit, die ich verschwende, und ich trage die Reisekosten.«
»Hör auf mit dem Mist«, entgegnete Brent aufgebracht. »Ich weiß, dass du in einer Stunde eine Unterredung mit dem Commissioner hast, und wir beide wissen, was er dir erzählen wird. Du kannst nicht länger so herumlavieren. Mach mir doch das Leben ein bisschen leichter und sag mir, dass du wieder an deinen Schreibtisch zurückkehrst.«
»Das kann ich dir nicht sagen. Ich kann dir nur sagen, dass ich mit dem Gedanken spiele.«
Der Fluch, der Brent auf der Zunge lag, wurde nicht ausgesprochen.
»Ernsthaft?«
»Ernsthafter, als ich es je für möglich gehalten hätte.« Jed stand auf, marschierte in Brents Büro auf und ab, betrachtete die Tür mit der Milchglasscheibe, den verkratzten Aktenschrank, die Kaffeemaschine mit der fleckigen Glaskanne. »Verdammt, ich vermisse diesen Ort.« Amüsiert über seine Gedanken, drehte Jed sich zu Brent um. »Ist das nicht ein Witz? Ich vermisse das alles – das stundenlange Warten, die verfluchten Berichte, die kleinen, schmierigen Gauner. Ich habe mir sogar schon überlegt, ob ich mir nicht ein Radio mit Polizeifunk anschaffe, damit ich weiß, was hier so vor sich geht.«
»Halleluja!«, rief Brent aus und faltete seine Hände wie ein Priester. »Lass mich Goldman die frohe Botschaft überbringen. Bitte, gönn mir dieses Volksfest.«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich zurückkomme.«
»Doch, das hast du.« Einem spontanen Impuls folgend, sprang Brent von seinem Stuhl hoch, packte Jed bei den Schultern und küsste ihn.
»Himmel, Chapman, krieg dich wieder ein!«
»Die Jungs werden dich empfangen wie einen Gott. Was denkt Dora darüber?«
Jeds Grinsen verschwand. Ȇberhaupt nichts. Ich habe mit ihr
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