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Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Träume wie Gold: Roman (German Edition)

Titel: Träume wie Gold: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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aschfahl, sie schien verstört zu sein.
    »Schlechte Nachrichten?«, erkundigte er sich, wobei er sorgsam jegliches Interesse aus seiner Stimme ausblendete. Als sie nicht antwortete, stellte er die Bretter ab. »Dora?« Er baute sich vor ihrem Schreibtisch auf und wiederholte ihren Namen.
    Sie hob das Gesicht. Eine der Tränen, die in ihren Augen schwammen, löste sich und kullerte über ihre Wange. Er hatte schon Hunderte von Frauen weinen sehen, einige routiniert und ohne Gefühl, andere hemmungslos ihrem Schmerz ausgeliefert. Aber er konnte sich nicht erinnern, dass ihn jemals etwas so berührt hatte wie diese eine stille Träne.
    Sie blinzelte – es kullerte noch eine Träne –, dann stand sie auf. Sein Verstand befahl ihm, sie gehen zu lassen, doch mit zwei Schritten war er bei ihr. Entschlossen drehte er sie an den Schultern zu sich herum.
    »Was ist denn passiert? Irgendwas mit deinem Vater?«
    Verbissen um Beherrschung ringend, schüttelte sie den Kopf. Sie hätte sich zu gern an Jeds Schulter gelehnt, unterließ es dann aber.
    »Setz dich.« Obwohl sie sich steif wie ein Brett machte, führte er sie zu ihrem Stuhl zurück. »Soll ich deine Schwester anrufen?«
    »Nein.« Dora presste die Lippen aufeinander und holte tief Luft. »Geh bitte.«
    Er wäre ihrer Bitte nur zu gerne gefolgt, hätte er nicht
schon genug Schuld auf sich geladen. Deshalb verschwand er in der kleinen Toilette und holte ihr ein Glas Leitungswasser. »Hier. Trink das. Dann lehn dich zurück, mach die Augen zu und atme ein paar Mal tief durch.«
    »Was ist das? Skimmerhorns Allheilmittel?«
    Um seinem Bedürfnis, sie zu streicheln und zu trösten, nicht nachzugeben, vergrub er beide Hände tief in den Hosentaschen. »So was Ähnliches.«
    Mit ihren geschlossenen Augen, dachte Jed, sah Dora plötzlich ungeheuer verletzbar aus. Sie ähnelte gar nicht mehr der vitalen Frau, die noch vor wenigen Minuten seine Libido aufs Höchste gereizt hatte. Er setzte sich auf die Schreibtischkante und wartete.
    »Okay«, sagte sie nach einer Weile. »Es hat schon geholfen.«
    Seufzend schlug sie die Augen wieder auf. »Danke.«
    »Was hat dich denn so aus der Bahn geworfen?«
    »Der Anruf.« Sie schniefte und kramte ein Päckchen Taschentücher aus einer Schublade. »Auf meinem Einkaufstrip kurz vor Weihnachten habe ich einen Antiquitätenhändler kennen gelernt. Ich habe vorhin bei ihm angerufen, um ihn zu fragen, ob er noch einen bestimmten Gegenstand besitzt, für den meine letzte Kundin Interesse zeigte.« Sie musste noch einmal tief Luft holen. »Er ist tot, wurde bei einem Einbruch letzte Woche umgebracht.«
    »Das tut mir Leid.« Jed hasste diese drei Worte; sie waren so nichts sagend.
    »Ich bin ihm nur einmal begegnet, bei einer Auktion. Ich habe ihn bei ein paar Partien überboten. Lea und ich haben anschließend noch bei ihm in seinem Laden vorbeigeschaut, und er hat uns heißen Kakao gekocht.« Ihre Stimme brach und sie brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu fangen. »Sein Sohn war am Telefon. Er sagte mir, dass er am Abend danach umgebracht worden sei.«
    »Haben sie den Kerl erwischt?«
    »Nein.« Sie sah Jed an. Beide waren sie erleichtert, dass ihre Augen wieder trocken waren. »Ich weiß keine Einzelheiten. Ich wollte nicht fragen. Wie kommst du mit so was
zurecht?«, fragte sie und griff mit einer Verzweiflung nach seiner Hand, die sie ebenso überraschte wie ihn. »Wie kommst du damit zurecht, Tag für Tag mit schrecklichen Schicksalen konfrontiert zu werden?«
    »Als Polizist betrachtet man diese Dinge mit anderen Augen. Muss man.«
    »Hast du deshalb deinen Job aufgegeben, weil du diese Dinge irgendwann doch nicht mehr mit diesen anderen Augen betrachten konntest?«
    »Teilweise.« Um Distanz zu schaffen, entzog er ihr seine Hand.
    »Ich finde nicht, dass das ein guter Grund ist.«
    »Fand ich schon.«
    »Interessant, dass du die Vergangenheitsform wählst, Skimmerhorn.« Sie stand auf und wünschte, ihr Magen würde sich endlich beruhigen. »Du hättest sagen sollen ›finde ich schon‹ –, es sei denn, du hast deine Meinung geändert. Wir könnten uns tiefer in dieses Thema vergraben, aber im Augenblick steht mir nicht der Sinn nach Grundsatzdiskussionen. Ich muss mit Lea reden.«
     
    Gregg und Renee Demosky erreichten Punkt sechs Uhr ihr Haus in Baltimore. Wie immer stritten sie sich. Sie hatten damit bereits in Greggs Zahnarztpraxis begonnen – Renee arbeitete dort als seine Assistentin. Sie setzten ihr Gezanke in

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