Träume wie Gold: Roman (German Edition)
der Garage fort und hörten auch auf dem Weg zur Haustür damit nicht auf.
»Wir hätten irgendwo zum Essen hingehen können«, meinte Renee vorwurfsvoll, indem sie die Haustür aufstieß. Sie war eine hoch gewachsene Blondine, die um die Hüften ein wenig mollig zu werden begann.
»Alle heiligen Zeiten einmal bewege ich mich gern in Gesellschaft von Menschen, die mich nicht mit sperrangelweit offen stehendem Mund anglotzen«, maulte sie. »Unser Dasein ist ein einziger Trott.«
»Ich liebe diesen Trott«, brummte er. »Komm, Renee, lass es gut sein. Alles, was ich will, ist, mich in meinen eigenen vier Wänden zu entspannen. Ist das zu viel verlangt?«
»Und ich wollte mir einen schönen Abend machen, vielleicht unten am Inner Harbor.« Renee machte den Kühlschrank auf und nahm die Thunfischpfanne heraus. »Aber nein, ich komme nach Hause, nachdem ich mir den ganzen Tag die Beine in den Bauch gestanden habe, um anderen Leuten die Zähne zu polieren, und dann muss ich auch noch Abendessen kochen.«
Gregg strebte geradewegs auf die Scotchflasche im Wohnzimmer zu.
»Bleib gefälligst hier, wenn ich mit dir rede.« Renee schob den Thunfischauflauf in den Ofen und eilte ihm hinterher.
Wie Gregg kurz zuvor, blieb auch sie wie angewurzelt stehen, als sie die Verwüstung sah, die im Wohnzimmer herrschte. Was noch an Einrichtung vorhanden war, türmte sich, größtenteils zerbrochen, in der Mitte des Zimmers auf, wo morgens noch der Perserteppich gelegen hatte. In der Einbauwand gegenüber der Sitzgruppe, wo sonst der Stereo-Farbfernseher nebst Videogerät und Hi-Fi-Anlage gestanden hatte, gähnte jetzt ein großes Loch.
»Oh Gregg!« Alle Zwistigkeiten waren vergessen, als Renee ihrem Mann an die Brust sank. »Man hat uns ausgeraubt.«
»Weine nicht, Baby. Ich kümmere mich um alles. Geh in die Küche und ruf die Polizei an.«
»Unsere ganzen Sachen. All unsere hübschen Sachen.«
»Alles nur materielle Werte.« Er legte seine Arme um sie und hauchte ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Wir können alles neu kaufen. Und immerhin haben wir noch uns.«
»Oh.« Renee blinzelte sich die Tränen aus den Augen und blickte zu ihm auf. »Meinst du das wirklich?«
»Aber natürlich.« Seine Hand zitterte ein wenig, als er ihr übers Haar strich. »Und wenn die Polizei hier fertig ist, und wir wissen, was, zum Teufel, das alles bedeuten soll, gehen wir beide aus.«
DiCarlo pfiff fröhlich den Song von Tina Turner mit, der aus dem Autoradio kam. Er war im Besitz der Meerjungfrau-Buchstützen,
hatte die 600 Dollar in der Tasche, die die Demoskys im Tiefkühlfach versteckt hatten, zudem einen hübschen Ring mit Brillanten und Rubinen, den Renee achtlos auf ihrem Toilettentisch hatte rumliegen lassen, und freute sich auf den Profit, der ihm winkte, wenn er den ganzen Elektronik-Plunder erst einmal an seinen alten Kontaktmann in Columbia, Maryland, verschachert hatte.
Alles in allem konnte er sich über den Verlauf dieses Tages nicht beklagen. Und dass er es wie einen ganz gewöhnlichen Einbruch hatte aussehen lassen, minderte seine Reisekosten erheblich. Zur Feier des Tages wollte er sich in einem Fünf-Sterne-Hotel einmieten, nachdem er den Papagei in Virginia abgeholt hatte.
Anschließend stand nur noch der kurze Abstecher nach Philadelphia auf dem Programm, um das Gemälde ausfindig zu machen.
In ein oder zwei Tagen würde Finley dann zugeben müssen, was für ein zuverlässiger und erfindungsreicher Mitarbeiter Anthony DiCarlo doch war. Und außerdem, überlegte er, war es ohne weiteres drin, dass er für seine geleisteten Dienste eine wohldotierte Prämie bekam.
10. Kapitel
In dem von Adam gestalteten Kamin brannte ein manierliches Buchenholzfeuer, das rötliche Schatten über den Orientteppich und die seidenbespannten Wände tanzen ließ. Der erlesene Wermut in dem schweren, geschliffenen Baccarat-Glas fing das dezente Lichtspiel ein und wechselte hin und wieder die Farbe. Van Cliburn spielte eine Chopin-Etüde. Auf einer gregorianischen Silberplatte hatte der angegraute, diskrete Butler kleine Appetithäppchen anrichten lassen.
Es war genau die Sorte von Räumen, in denen Jed sich als Kind herumgedrückt hatte, mit den wohlplatzierten Antiquitäten, die nach altem Geld rochen. Mit einem kleinen, aber nicht unerheblichen Unterschied. In diesem Zimmer, in diesem Haus, hatte er einige glückliche Momente verbracht. Hier war ihm nicht gedroht worden, hier war er nicht ausgeschimpft oder übersehen worden.
Und
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