Träume wie Gold: Roman (German Edition)
hat er. Soll ich Ihnen den Flakon gleich als Geschenk verpacken?«
»Gern.« Mary Pat folgte Dora zum Ladentisch. »Normalerweise bin ich nicht so aufdringlich. Aber Jed gehört so gut wie zur Familie.«
»Das verstehe ich. Sonst hätte ich mich schon dagegen gewehrt.«
Mehr als zufrieden mit ihrer Mission, stimmte Mary Pat ein heiteres Lachen an. »Gut. Wissen Sie, Dora, alles, was Jed braucht, ist …« Sie verschluckte den restlichen Satz, denn besagter Mann kam gerade aus dem Lager.
»Conroy, willst du diese …« Er blieb abrupt stehen und kniff die Augen zusammen. »MP.«
»Hallo, Jed.« Ihr Lächeln kam schnell und ein wenig gezwungen. »Was für ein Zufall, dich hier zu treffen.«
Er kannte sie gut, zu gut. Mit gespielter Lässigkeit steckte er die Hände in die Hosentaschen. »Was treibst du denn hier?«
»Ein Geschenk kaufen.« Zum Beweis zückte sie ihre Kreditkarte. »Für meine Mutter.«
»Und ich hoffe wirklich, dass sie Freude daran hat.« Dora blinzelte Mary Pat unauffällig zu. »Sie hat dreißig Tage Zeit, es umzutauschen.« Dann drehte sie sich zu Jed um. »Wolltest du etwas?«
Ärger stieg in ihm auf. »Willst du die Regalbretter fix eingebaut oder zum Verstellen?«
»Du kannst sie verstellbar machen? Super! Ach, Jed ist mir hier eine so große Hilfe.« Strahlend beugte sie sich zu Mary Pat. »Ich wüsste gar nicht, was ich ohne ihn täte.«
»Es geht doch nichts über einen handwerklich begabten Mann im Haus«, pflichtete ihr Mary Pat bei. »Jed hat Brent letztes Jahr geholfen, unser Wohnzimmer zu renovieren. Sie müssen es sich bei Gelegenheit einmal ansehen.«
»Du bist so heimtückisch wie eine Klapperschlange, Mary Pat.« Jed bedachte beide Frauen mit seinem finstersten Blick und knallte die Tür zum Lager hinter sich zu.
»Er ist ein so freundlicher und zurückhaltender Mann«, säuselte Dora gut hörbar.
»Deshalb lieben wir ihn ja auch so.«
Äußerst zufrieden mit ihrem morgendlichen Werk, verließ Mary Pat ein paar Minuten später Doras Laden.
Die Frau schien alles daranzusetzen, sich Ärger einzuhandeln, dachte Jed ingrimmig, während er die Stichsäge durch ein Brett jagte. Und sie war offensichtlich davon überzeugt, diesen auch durchzustehen. Es reizte ihn, ihr das Gegenteil zu beweisen. Er hätte es auch tatsächlich getan, entschied er, wenn sie in einem Punkt der Wahrheit nicht so verdammt nahe gekommen wäre.
Er hatte keine Angst vor ihr. Das wäre ja auch gelacht. Aber … Er stellte die Stichsäge ab und zündete sich eine Zigarette an. Dass sie ihn nervös machte, daran gab es nichts zu deuteln.
Er hörte sie gerne lachen. Es hatte ihm sogar irgendwie imponiert, wie sie sich am Abend zuvor in dem dunklen Kino lautstark in die Dialoge auf der Leinwand eingemischt hatte. Konversation zu machen bereitete ihr nicht die geringsten Probleme. Im Gegenteil, er konnte sich vorstellen, eine geschlagene Stunde mit ihr auf dem Sofa zu sitzen, ohne ein Wort zu sagen, während sie ihn unterhielt.
Es wäre auch gelogen, wenn er behaupten würde, dass ihm ihr Äußeres nicht gefiele. Große Augen und kurze Röcke. Und ein leicht zu besiegender Gegner war sie ebenfalls nicht. Er hatte sie für die Unerschrockenheit bewundert, mit der sie auf den Buchhalter losgegangen war – die Fäuste geballt und einen Blick in den Augen, der töten konnte.
Jed ertappte sich bei einem Grinsen und trat energisch die Zigarette auf dem Fußboden aus. Er würde sie nicht an sich heranlassen. Auf Probleme konnte er gut verzichten, wie auch auf Komplikationen. Er hatte nicht vor, sich von seinen Hormonen in eine nervenaufreibende Beziehungskiste locken zu lassen. Möglich, dass er sich ab und zu – viel zu oft – vorgestellt hatte, Isadora Conroy aus einem dieser hautengen Kostüme zu schälen, die sie mit Vorliebe trug. Aber das hieß noch lange nicht, dass er es auch tun würde.
Immerhin, war er zu Misstrauen, Zynismus und Arroganz
erzogen worden, ganz im Sinne der skimmerhornschen Tradition. Und seine Jahre bei der Polizei hatten diese Tendenzen noch verfeinert. Also, solange er dieser Lady nicht über den Weg traute, würde er die Finger von ihr lassen.
Die zehn Minuten draußen in der Kälte hatten sein Blut etwas abgekühlt. Er klemmte sich die Bretter unter den Arm und ging zurück ins Lager.
Dora saß immer noch an ihrem Schreibtisch. Doch bevor er noch einen sarkastischen Kommentar abgeben konnte, ließ ein Blick in ihr Gesicht ihn innehalten. Ihre Wangen waren
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