Träume wie Gold: Roman (German Edition)
Hinterkopf liegen. »Soll ich deine Schwester anrufen? Oder deine Eltern?«
»Nein.« Dora drückte den Stöpsel in den Abfluss und ließ Wasser ins Spülbecken laufen. »Morgen, fürchte ich, werde ich ihnen wohl eine Erklärung abgeben müssen, und das wird schlimm genug.«
Sie spülte das Geschirr nicht aus übertriebener Reinlichkeit so gründlich und umständlich ab, wusste Jed, sondern weil sie den Moment des Alleinseins herauszögern wollte.
»Ich hab’ eine Idee. Was hältst du davon, wenn ich heute hier auf deiner Couch nächtige? Ich verspreche auch hoch und heilig, dass morgen früh kein Rasierschaum in deinem Waschbecken klebt.«
Mit einem Seufzer drehte sie den Wasserhahn zu, wendete sich um und vergrub ihr Gesicht an seiner Brust. »Danke.«
Er zögerte kurz, schlang dann aber seine Arme um sie.
»Bedank dich nicht zu früh. Es könnte sein, dass ich schnarche wie ein Fuhrknecht.«
»Das Risiko gehe ich ein.« Sie rieb ihre Wange an der seinen. »Ich könnte dir ja anbieten, mein Bett mit mir zu teilen, aber ich glaube, das wäre …«
»Schlechtes Timing«, beendete er ihren Satz.
»Genau. Das allerschlechteste. Ich hole dir jetzt ein Kissen.«
14. Kapitel
Sie war schön. Sehr schön sogar. Jed hatte bislang nicht viel Zeit darauf verwendet, schlafende Frauen zu betrachten, schon gar nicht, bevor er mit ihnen das Bett geteilt hatte. Aber keine hatte so gut ausgesehen wie Dora an diesem Morgen.
Sie lag auf dem Bauch, das vom Schlaf zerzauste Haar war zurückgestrichen, nur ein paar Fransen ihres Ponys fielen ihr in die Stirn, sodass er ihr ganzes Profil bewundern konnte. Sie sah ungeheuer reizvoll aus.
Bisher hatte er geglaubt, dass die großen dunklen Augen, die ihr ausdrucksvolles Gesicht beherrschten, ihren Reiz ausmachten. Aber ihre Augen waren jetzt geschlossen und ihr Gesicht völlig entspannt. Und dennoch war sie verdammt schön. Vielleicht lag es an ihrer Haut. Doras Teint schimmerte wie Seide, cremeweiß, mit dem rosigen Unterton reifer Pfirsiche.
Jed rief sich zur Ordnung, er war verlegen und zugleich entsetzt über die Richtung, die seine Gedanken nahmen.
Er stellte seine Kaffeetasse auf dem Nachttisch ab und setzte sich neben Dora auf die Bettkante. Er nahm ihren Körperduft wahr, der ihn sogleich erregte. Ein weiteres Anzeichen dafür, dass er in der Falle saß.
»Isadora.« Er berührte ihre Schulter, schüttelte sie ein wenig, wie er es die ganze Nacht hindurch alle zwei Stunden getan hatte, um sich zu vergewissern, dass sie bei Bewusstsein war.
Sie gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen Schmollen und Missmut angesiedelt war, und drehte sich um. Dabei rutschte ihr die dicke Steppdecke ein Stück über die Schultern. Nachdenklich betrachtete Jed das Flanellnachthemd, das sie trug – dick wie eine Ritterrüstung und von einem intensiven Blau. Dann entdeckte er zwei pinkfarbene Applikationen, die ihn unwillkürlich an Schweineohren
erinnerten. Und tatsächlich, als er neugierig die Bettdecke ein wenig anhob, grinste ihn ein fettes rosarotes Schwein an.
Er konnte sich gut vorstellen, dass sie dieses Nachthemd nicht zufällig, sondern ganz bewusst ausgewählt hatte, mit dem Hintergedanken, dass es erstens warm und zweitens reizlos war.
»Isadora.« Er schüttelte sie noch einmal und hielt dann ihre Schulter sanft fest, damit sie sich nicht wieder wegdrehen konnte. »Izzy«, flüsterte er. »Wach auf!«
»Lass mich schlafen, Dad.«
Grinsend beugte er sich zu ihr hinab und knabberte zärtlich an ihrem Ohrläppchen. Das half. Ihre Augen öffneten sich, und sie spürte eine Hitzewelle in ihrem Körper. Sie blinzelte sich den Schlaf aus den Augen, doch ehe sie sich noch orientieren konnte, hatte er schon ihren Mund erobert. Verwirrt tastete sie nach seiner Schulter und grub die Finger in seine festen Muskeln, während in ihrem Bauch ein Vulkan auszubrechen schien.
»Bist du jetzt wach?«, murmelte Jed und gönnte sich das Vergnügen, liebevoll an ihrer Unterlippe zu nagen.
»Oh, ja. Hellwach.« Sie räusperte sich ein paar Mal, aber ihre Stimme behielt den verträumt heiseren Klang.
»Wer bin ich?«
»Kevin Costner.« Sie lächelte und streckte sich. »Nur eine meiner kleinen, harmlosen Fantasien, Skimmerhorn.«
»Ist Costner nicht verheiratet?«
»Nicht in meinen Tagträumen.«
Ein wenig verstimmt lehnte er sich zurück. »Wie viele Finger?«
»Drei. Ich dachte, wir hätten gestern Abend schon festgestellt, dass mein Hirn einwandfrei funktioniert.«
»Dann
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