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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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muß seinen Therapeuten sehr sorgfältig auswählen.«
    »Sorgfältig?«
    »Genau. Da gibt es diese ganzen Geschichten mit Übertragung und Gegenübertragung, verstehst du. Man muß einen Therapeuten finden, dessen eigene Schwierigkeiten nicht bei der Behandlung des Patienten im Weg stehen.«
    »Du klingst wie eine Expertin.«
    »Nachdem meine Mutter starb, habe ich eine Zeitlang eine Therapie bei einer Psychologin gemacht«, erklärte Molly. »Um genau zu sein – ich habe ein halbes Dutzend Therapeuten konsultiert, bis ich eine Frau gefunden habe, mit der ich reden konnte. Ich bin einige Male zu ihr gegangen. Sie hat mir geholfen, ein paar Dinge zu verarbeiten.«
    »Was für Dinge?«
    Molly zögerte und dachte für einen Moment an die schwierige Zeit und die furchtbare Angst, die sie mit zwanzig Jahren erlebt hatte. »Ein Gefühl, von der Verantwortung erdrückt zu werden, der ich mich stellen mußte. Zorn darüber, mit diesen Belastungen allein gelassen zu werden. Meine Therapeutin war gut. Ich habe sie nur wenige Male besucht, weil ich mir nicht so viele Stunden leisten konnte. Aber ich habe viel von unseren Unterhaltungen profitiert.«
    Harry lächelte flüchtig. »Gut, zugegeben. Dann hast du also Erfahrung damit.«
    Molly betrachtete ihn nachdenklich. »Man braucht kein großes Fachwissen, nur etwas gesunden Menschenverstand, um zu merken, daß Olivia nicht geeignet ist, bei dir eine Diagnose zu stellen. Ihre eigenen Probleme, die mit dir zu tun haben, stehen ihr im Weg.«
    In Harrys Blick stand brennendes Interesse. »Was für Probleme?«
    »Ist das nicht offensichtlich?«
    »Nicht für mich.«
    »Ihr beide habt eine gemeinsame Geschichte. Zumindest würde ich sagen, daß sie sich schuldig fühlt, die Verlobung gelöst zu haben. Wahrscheinlich hat sie ihre Handlungsweise dadurch gerechtfertigt, daß sie dir und sich selbst einredet, du hättest psychische Probleme, die es dir unmöglich machen, eine gesunde Beziehung zu führen.«
    »Du glaubst nicht, daß sie recht haben könnte?«
    »Verdammt, nein.« Molly lächelte. »Du bist anders, Harry. Eindeutig einmalig. Aber du wirst ein wunderbarer Ehemann und Vater sein.«
    Für einen Augenblick schwieg Harry. »Vielleicht besitzt du eine Schwäche für klinisch signifikante Abnormitäten?« schlug er vor.
    »Vielleicht. Wer war am Telefon?«
    »Fergus Rice, der Privatdetektiv, den ich beauftragt habe, Kendall auf den Fersen zu bleiben.«
    »Hat er etwas entdeckt?« fragte Molly.
    »Vor zwei Stunden hat Wharton Kendall irgendwo auf dem Highway One in Oregon einen blauen Ford über eine Klippe gefahren. Offensichtlich war er auf dem Weg nach Kalifornien. Er wurde bei dem Absturz getötet.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis Molly die Bedeutung dieser Worte begriff. Als sie schließlich verstand, sprang sie vom Sofa und stürzte durch das Zimmer auf Harry zu. »Es ist vorbei«, flüsterte sie und warf sich in seine Arme.
    Harry umschlang sie fest. »Das sagt auch Rice.«

17
    »Also gut. Das war’s. Ich habe genug.« Molly richtete sich im Bett auf und wandte sich mit düsterem Blick zu Harry. »Es reicht. Was ist los? Warum schläfst du nicht?«
    Durch die Wimpern warf Harry ihr einen überraschten Blick zu. Das Laken war ihm bis zur Taille heruntergerutscht. Seine Arme lagen verschränkt hinter dem Kopf. In seinen kantigen Zügen stand ein Ausdruck intensiver Konzentration. »Ich denke nach«, sagte er.
    »Dein Nachdenken verursacht ernsthafte Schlafstörungen bei mir.«
    »Tut mir leid. Ich habe nicht bemerkt, daß ich dich am Schlafen hindere.«
    »Wie soll ich einschlafen, wenn du daliegst und die Decke anstarrst?«
    »Warum sollte es dich stören, wenn ich die Decke anstarre?« fragte Harry mit anscheinend echter Neugier.
    »Verdammt, wenn ich das nur wüßte. Aber es ist so. Ich habe das Gefühl, du würdest in meinem Kopf summen. Und das hält mich wach.«
    »Dagegen kann ich nichts tun. Wenn ich denke, dann denke ich.«
    »Unsinn. Das hier ist eindeutig nicht die Art Summen, die ich höre, wenn du einfach nur nachdenkst. Dabei kann ich schlafen. Dieses Summen klingt mehr nach einem Ichmache-mir-ernsthafte-Sorgen-über-dieses-Riesenproblem-Summen.«
    Harrys Augen verengten sich. »Was zum Teufel soll dieses Zeug über mein Summen in deinem Kopf bedeuten?«
    Molly zuckte mit den Achseln. »Ich kann es nicht erklären. Es ist einfach eine Empfindung, die ich in letzter Zeit habe. Kannst du es nicht fühlen?«
    »Nein.« Harry griff nach dem Laken und schlug

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