Traeume wie Samt
sein.«
»Wer weiß?« Harry durchschritt einen kalten, silbrigen Lichtstrahl, der vom Fenster her einfiel, und trat in den tiefen Schatten am anderen Ende des Zimmers.
Molly sponn den logischen Gedanken weiter. »Das würde bedeuten, daß Kendall und der mysteriöse andere Täter ab einem bestimmten Punkt bei ihrem kleinen terroristischen Projekt zusammengearbeitet haben.«
»Oder es bedeutet, daß jemand von Kendalls Rachegelüsten wußte und sie als Tarnung für seine eigenen Absichten benutzt hat.«
»Ach du lieber Himmel.« Molly zog die Knie hoch und schlang die Arme darum. »Willst du damit sagen, daß eine andere, viel bösartigere Person, die mich wirklich umbringen will, von Kendalls Verärgerung wußte? Und nach meinem Tod die Schuld auf ihn gelenkt hätte?«
»Darin liegt eine gewisse Logik.« Harry erreichte das Bücherregal, wandte sich um und begann seine Wanderung zum entgegengesetzten Ende des Zimmers. Seine Konzentration war so stark, daß die Atmosphäre um ihn wie aufgeladen wirkte.
»Ich weiß nicht«, sagte Molly zweifelnd. »Das erscheint weit hergeholt. Viel wahrscheinlicher klingt, daß das Ganze nach Kendalls Tod ausgestanden ist, wie auch Fergus Rice meint.«
Harry blieb vor den Fenstern stehen. »Es fühlt sich nicht so an, als wäre die Sache zu Ende, Molly.«
Sie lächelte leicht. »Dann mußt du etwas unternehmen, nicht wahr? Wenn nicht, wird keiner von uns Schlaf finden.«
Harry sah sie ausdruckslos an. »So sieht es beinahe aus.«
»Hast du eine Idee?«
»Vielleicht würde es mich weiterbringen, wenn ich etwas untersuche, was Kendall gehört hat«, sagte Harry langsam. »Dadurch bekäme ich möglicherweise einen Hinweis darauf, ob ich recht damit habe, daß er lieber seine eigenen Waffen konstruierte.«
»Wenn noch jemand anderes in dieser Geschichte mitmischt, fragt sich, ob Kendalls plötzlicher Tod überhaupt ein Unfall war.«
»Verdammt.« Im kalten Mondlicht wurde Harrys Gesicht zu Stein. »Du hast recht. Ich habe mich zu sehr auf die Möglichkeit konzentriert, daß es sich um zwei Täter handeln könnte, ohne an die Konsequenzen zu denken. Wenn Kendall einen Partner hatte oder als Tarnung diente, wollte die zweite Person ihn vielleicht loswerden, weil er zu einer Belastung wurde.«
»Die Sache wird immer komplizierter, um nicht zu sagen unangenehm.«
Harry wandte sich vom Fenster ab. »Ich muß mir unbedingt den blauen Ford ansehen. Rice kann herausfinden, wo er nach dem Unfall hingebracht wurde.«
»Es ist nach ein Uhr morgens. Fergus Rice wird fest schlafen. Und um diese Zeit kann er nichts unternehmen«, gähnte Molly. »Warum kommst du nicht ins Bett zurück?«
»Ich bin nicht in der Verfassung, um zu schlafen.«
Molly schickte ihm ein unschuldiges, engelsgleiches Lächeln. »In diesem Fall könnten wir vielleicht über einige deiner klinisch signifikanten Abnormitäten diskutieren.«
Auf halbem Weg durch das Zimmer zum Telefon fuhr Harry herum. In seinen Augen stand ein seltsames Glitzern. »Was hast du gesagt?«
»Magst du es nicht, wenn ich anzügliche Reden schwinge?«
»Molly …«
»Komm ins Bett zurück, Harry.« Molly tippte auf das Laken neben sich. »Bis zum Frühstück gibt es absolut nichts, was du tun könntest. Wenn du nicht schlafen kannst, werden wir einen Weg finden, die Zeit bis dahin auszufüllen.«
Er zögerte. Dann entspannten sich die strengen Linien in seinem Gesicht langsam. Er trat neben das Bett und sah mit nachdenklichem Blick, der in seltsamem Kontrast zu seinen glänzenden Augen stand, auf Molly herunter. »Klinisch signifikante Abnormitäten?« murmelte er.
»Was soll ich machen? Ich bin verrückt danach. Verschaff mir Stunden der Langeweile, gefolgt von Augenblicken des Entsetzens, und ich bin eine glückliche Frau.«
Harrys Mund verzog sich zu einem eindeutig sinnlichen Lächeln. Er hob ein Knie auf das Bett, beugte sich vor und umfing Molly mit seinen Armen. »Glückliche Frauen fresse ich als süßen Nachtisch im Bett.«
»Ich kann es kaum erwarten.« Molly schlang den Arm um seinen Nacken und zog Harry über sich.
In einer hingebungsvollen, überraschend spielerischen Bewegung kam er zu ihr, umfaßte sie und wälzte sich mit ihr im Bett herum, bis die Laken zerwühlt waren und Molly sich vor Lachen nicht mehr halten konnte. Als sie am Fußende lagen, beendete Harry die Rangelei und stemmte sich auf die Ellenbogen, um Molly anzusehen. Mit hochroten Wangen und außer Atem sah sie zu ihm auf und erkannte die
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