Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
Vom Netzwerk:
es zur Seite. »Wenn ich dich am Schlafen hindere, gehe ich wohl besser ins Wohnzimmer.«
    »Nein, das wirst du nicht tun.« Molly faßte nach seiner bloßen Schulter und zog ihn auf das Kissen zurück. »Bleib, wo du bist.«
    Ohne Widerstand sank Harry auf das Kissen zurück und hob höflich fragend eine Braue.
    Molly schüttelte ihr Kopfkissen auf und lehnte es gegen die Kopfstütze des Bettes. »Und jetzt erzählst du mir, was das Problem ist.«
    Harry zögerte nur wenige Sekunden, bevor er zu einer Entscheidung zu kommen schien. »Kendalls Notizbuch.«
    »Du machst dir noch immer Gedanken darüber? Aber ich dachte, wir wären einer Meinung darüber, daß unsere Schwierigkeiten beendet sind, seit Kendall tot ist.«
    »Etwas stimmt mit dem Notizbuch nicht.« Harry richtete sich auf und schob sich sein Kopfkissen hinter den Rücken. »Ich wünschte, ich könnte genauer bestimmen, was es ist.«
    »Du sagtest, daß in den Skizzen für die Pistolenattrappe und die Gespensterpuppe keine große Racheenergie zu spüren war.«
    »Ja, aber das ist es nicht, was mich jetzt stört.«
    Molly betrachtete Harry im Halbdunkel. »Was dann?«
    »Die Art, wie der Eindringling dich bei dir zu Hause angegriffen hat. Das paßt nicht zu den Skizzen in Kendalls Notizbuch.«
    Molly erschauerte. »Es erschien mir alles sehr zielgerichtet und sauber geplant.«
    »Genau das meine ich«, sagte Harry leise. »Es war saubere Arbeit. Direkt. Einfach. Nicht sehr kreativ. Oder persönlich, individuell.«
    »Das hängt davon ab, wie du Kreativität definierst. Und ich kann dir versichern, daß ich seinen Angriff sehr persönlich genommen habe.« Molly schüttelte sich bei der Erinnerung. »Aber ich glaube, ich verstehe, worauf du hinaus willst.«
    Mit den langen, schlanken Fingern seiner rechten Hand trommelte Harry geistesabwesend auf das Laken neben sich. »Wenn ein Mann wie Kendall auf Mord aus gewesen wäre, hätte er einen selbstkonstruierten Mechanismus benutzt, um sein Opfer zu töten.«
    »Harry, vielleicht treibst du deine schlußfolgernden Einsichten in diesem Punkt etwas zu weit.«
    »Er hat selbstgebaute Scherzartikel benutzt, um dich zu terrorisieren«, fuhr Harry unbeirrt fort. »Es wäre doch nur logisch, daß er etwas Vergleichbares verwendet hätte, wenn er einen Mord hätte begehen wollen.«
    »Aber Harry …«
    »Einen Mechanismus, den er selbst entworfen und gebaut hätte. Eine selbsterfundene Maschine, die ihm die Befriedigung verschafft hätte, daß sie fehlerlos funktionierte. Dieselbe Logik kann man auf den Versuch anwenden, uns mit dem Auto von der Straße zu drängen. Es paßt nicht.«
    Molly griff nach seinem Arm. »Laß uns erst einmal nachdenken. Der blaue Ford gehörte Kendall. Du hast gesagt, Mr. Rice, dein Privatdetektiv, hat herausgefunden, daß er auf ihn zugelassen war.«
    »Ja.«
    »Also ist es nur logisch anzunehmen, daß Kendall an dem fraglichen Tag, als er uns von der Straße zu drängen versuchte, auch am Steuer saß.«
    »Jemand anderes könnte Kendalls Wagen für den Versuch benutzt haben, uns zu töten.«
    »Aber niemand sonst hätte einen Grund, uns umzubringen.«
    »Soweit wir wissen.« Harry sah in die Dunkelheit hinter den Scheiben. »Ich habe hier gelegen und darüber nachgedacht, ob noch jemand anderes in die Sache verwickelt sein könnte.«
    Molly zog das Bettzeug bis zum Hals zu sich. »Also gut, laß uns für den Augenblick annehmen, daß es noch eine andere Person gibt. Was könnte ihr Motiv sein? Wir waren zu dem Schluß gekommen, daß Kendall auf Rache aus war, weil ich seinen Finanzierungsantrag abgelehnt habe.«
    »Das war eine logische Schlußfolgerung.« Harry schob die Decke beiseite und stieg aus dem Bett. »Aber was wäre, wenn es noch eine zweite Person mit einem anderen Motiv gäbe?«
    Molly beobachtete Harry, der vor den Fenstern umherzuwandern begann. Sie konnte die intensive Energie spüren, die sich in ihm konzentrierte, während er seine Aufmerksamkeit auf das Problem richtete. Bis auf seine weißen Shorts, die sich um die kräftigen Muskelstränge seiner Beine schlossen, war er nackt. Eine unheimliche, geisterhafte Atmosphäre umgab ihn, während er im Mondlicht auf und ab ging.
    »Wen?« fragte Molly sanft. »Und welche Motive könnte es noch geben? Ich habe ungefähr einhundert Anträge abgelehnt. Und ich nehme an, wir können mit mehr als nur einem verärgerten Bewerber rechnen. Aber gleich zwei Mörder unter den Erfindern zu vermuten, scheint doch etwas übertrieben zu

Weitere Kostenlose Bücher