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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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mehr.«
    »Erstaunlich.« Molly war beeindruckt. »Ich hätte schwören können, daß Sie es geworfen haben.«
    »Das ist der Sinn der Sache«, sagte Josh.
    Molly wandte sich wieder zu Harry. »Und woher stammt das Messer, das Sie angeblich aus der Luft aufgefangen haben?«
    »Aus einer Scheide an seinem Fußknöchel«, erklärte Josh.
    Molly starrte Harry an. »Um Gottes willen! Sie tragen ein Messer?«
    »Tradition in diesem Zweig der Familie«, erklärte Josh leichthin. »Zeig es ihr, Harry.«
    »Ich hatte nicht die Absicht, den Abend auf diese Weise zu verbringen«, murmelte Harry.
    Molly sah fasziniert zu, wie sich Harry geschmeidig bückte. Ruhig und gelassen schob er das Messer in die kleine Lederhalterung zurück, die um seinen Knöchel geschnallt war, und ließ den Saum der Hose wieder herunter. Erstaunt schüttelte Molly den Kopf. »Ich habe nicht gesehen, daß Sie es herausgenommen haben.«
    Harry zuckte mit den Achseln. »Joshs dramatischer Auftritt hat Sie abgelenkt.«
    Molly betrachtete ihn eindringlich. »Sind Sie beide ehemalige Stuntmen?«
    »Nicht direkt.« Josh warf Harry einen verstohlenen Blick zu. »Klingt, als hätte mein Cousin Ihnen nicht allzuviel über uns Trevelyans erzählt.«
    »Nein, das hat er tatsächlich nicht.«
    »Harrys Vater, mein Onkel Sean, besaß eine Unterhaltungsshow.«
    »Diese Zeiten«, sagte Harry leise, »sind lange vorbei.«
    »Laß das nur nicht Tante Evie hören«, warnte Josh. »Sie ist ohnehin gekränkt, weil du dein Erbe verleugnest.«
    »Was für ein Erbe?« fragte Molly gebannt.
    »Gute Frage«, sagte Harry.
    »Nun komm schon, Harry. Ich bin wirklich schockiert über deinen Mangel an Respekt vor dem Erbe der Trevelyans.« Josh wandte sich an Molly. »Die Trevelyans sehen auf eine lange Tradition übersinnlicher Begabungen zurück. Wir zeigen magische Kunststücke, machen Motorradstunts, sagen die Zukunft voraus, werfen Messer und fahren seit Generationen Rennwagen.«
    Molly war sprachlos. Die Vorstellung von Dr. Harry Stratton Trevelyan als Nachkommen einer Zirkusfamilie verursachte ein Schwindelgefühl in ihrem Kopf. »Das ist ein Scherz, oder?«
    »Nein, kein Scherz«, versicherte Josh. »Nehmen wir zum Beispiel mich – ich führe diese ehrwürdige Tradition weiter. Wenigstens bis zum Ende des Sommers. Im Herbst kehre ich dann an die University of Washington zurück.«
    »Und was tun Sie bis dahin?« fragte Molly.
    »Ich helfe beim Aufbau und Betrieb von Fahrgeschäften der Smoke & Mirror Amusement Company«, sagte Josh. »Das Unternehmen gehörte meiner Tante Evangeline. Verschiedene Familienmitglieder arbeiten dort. Auch mein Großvater reist mit.«
    »Ihr Großvater?«
    »Ja. Großvater ist sein ganzes Leben lang Rennen gefahren.« Josh warf einen kurzen Blick auf Harry. »Smoke & Mirror befindet sich im Augenblick auf einem Jahrmarkt in Hidden Springs. Am Abend werden Stock-Car-Rennen gezeigt. Großvater ist einer unserer besten Mechaniker. Er arbeitet an den Boxen.«
    »Ich verstehe«, sagte Molly. »Wo liegt Hidden Springs? Ich habe nie von diesem Ort gehört.«
    »Das glaube ich Ihnen. Verborgene Quellen findet man, wie der Name schon sagt, nicht so leicht«, erklärte Josh. »Es ist ungefähr eine Autostunde von hier. Nördlich und dann nach Osten, in Richtung Cascades. Farmland. Smoke & Mirror hat dort immer großen Erfolg. Zwischen unseren Besuchen in Hidden Springs haben die armen Kleinstädter nicht viel Unterhaltung.«
    »Da wir gerade davon sprechen«, unterbrach Harry. »Was machst du eigentlich hier? Warum arbeitest du nicht?«
    »Tante Evangeline meinte, ich solle einen Abstecher nach Seattle machen, um dich zu besuchen, Harry.« Aus Joshs Blick schwand die gutmütige Belustigung. »Ich wollte mit dir über ein paar Dinge reden. Tut mir leid, daß ich deinen Abend gestört habe.«
    »Du hättest anrufen sollen«, sagte Harry.
    »Das habe ich versucht.« Josh zuckte mit den Achseln. »Aber ich konnte nur den Anrufbeantworter erreichen.«
    Harrys Mundwinkel zuckten verhalten. »Ich habe die Telefone abgestellt.«
    Josh machte ein überraschtes Gesicht. »Ach? Anrufe von Familienmitgliedern nimmst du doch sonst immer entgegen, wenn du zu Hause bist.«
    »Heute abend habe ich eine Ausnahme gemacht, in Ordnung?« erklärte Harry kühl. »Warum hat der Portier dich nicht über die Sprechanlage angekündigt?«
    »Ich habe Chris gesagt, daß ich dich überraschen will«, erwiderte Josh.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, schaltete sich Molly rasch

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