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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Sie kniete sich neben ihm nieder. »Blaue Farbe von einem anderen Wagen?«
    »Ich glaube, ja.« Harry sah sie an. »Blau auf blau. Der Unterschied zwischen den beiden Farben ist so gering, daß die untersuchenden Beamten ihn nie bemerkt hätten. Aber er existiert.«
    »Es war also noch ein Wagen beteiligt.«
    »Ja.« Harry kam wieder hoch. »Wirklich interessant ist, daß die Farbe wahrscheinlich von demselben blauen Ford stammt, der versucht hat, uns von der Straße zu drängen. Denn dies hier ist nicht der Wagen, dem wir bei Icy Crest begegnet sind.«
    »O mein Gott. Zwei blaue Fords.«
    »Ich sagte ja, daß dieser Mensch sehr geschickt darin ist, die Szenerie für seine kleinen Spiele zu gestalten. Auf diesem Gebiet hat er viel Erfahrung.«
    »Das ist nicht einfach nur eine deiner logischen Einsichten, nicht wahr?« In Mollys Augen brannte tiefe Neugier. »Du kannst tatsächlich fühlen, daß mit diesem blauen Farbfleck etwas nicht stimmt.«
    »Ich kann die kleinen Unterschiede sehen. Ich bin darin geübt, auf winzige Details zu achten. Das ist einer der Gründe, warum ich so erfolgreich bei meiner Arbeit bin.«
    »Versuche nicht, mich an der Nase herumzuführen«, sagte Molly leise. »Oder dich selbst. In dem Augenblick, als du einen näheren Blick darauf warfst, wußtest du, daß etwas mit diesem Wagen nicht stimmt. Warum gibst du es nicht zu?«
    Unter normalen Umständen hätte Harry auf ihr hartnäckiges Insistieren mit kühlem Sarkasmus oder Verärgerung reagiert. Das Gefühl von Kontrolle hatte er mehr oder weniger zurückgewonnen, doch ein Rest Unsicherheit blieb. Mollys Fragen lösten die dunklen Ängste in ihm erneut aus. Wut war die einzige Waffe, die er noch besaß, um das Grauen zu bekämpfen. »Verdammt, was zum Teufel erwartest du?« Der Zorn, genährt durch die Angst, kochte in seinen Adern. »Soll ich zugeben, daß ich glaube, eine Art sechsten Sinn zu besitzen? Ebensogut könnte ich der Welt mitteilen, daß ich verrückt bin.«
    »Du bist nicht verrückt. Das habe ich dir schon gesagt.«
    »Was bist du? Eine Art Autorität?«
    Molly nahm seine Wut hin, ohne mit der Wimper zu zucken. »Harry, wenn du eine Art paranormaler Fähigkeiten besitzt, erkennst du sie besser an und lebst mit ihr. Sie ist ein Teil von dir.«
    »Du bist die Verrückte, wenn du glaubst, ich werde überall ausposaunen, daß ich paranormale Fähigkeiten besäße. Menschen, die an übersinnliche Kräfte glauben, sind ein Fall für den Arzt.« Harry schloß die Augen. Visionen von psychiatrischen Anstalten tanzten in seinem fieberheißen Kopf. »Oder schlimmer.«
    »Du mußt die Wahrheit nur vor dir zugeben.« Molly lächelte. »Und vor mir natürlich. Vor mir kannst du sie nicht verstecken.«
    »Es gibt nichts zuzugeben.«
    »Harry, ich habe das Gefühl, daß du zu deinen Fähigkeiten stehen mußt. Sonst wirst du niemals herausfinden, wie sie zu beherrschen sind. Du kannst sie nicht ewig unterdrücken.«
    »Wie könnte ich unterdrücken, was gar nicht existiert?«
    »Dein Arbeitsgebiet ist die Wahrheit. Vergiß das nicht. Gib es vor dir selbst zu und betrachte diesen sechsten Sinn, oder was es sonst sein mag, wie deine hervorragenden Reflexe einfach als angeborene, natürliche Fähigkeit. Als ein Talent.«
    »Natürlich? Du nennst diesen paranormalen Schwachsinn natürlich? Molly, du klingst langsam verrückter, als Olivia mich jemals bezeichnet hat.«
    »Das ist nicht fair Olivia gegenüber. Sie glaubt nicht, daß du verrückt bist, sondern an einer posttraumatischen Störung leidest und vielleicht an gelegentlichen Depressionen.«
    »Glaub mir, sie denkt, ich bin reif für die Psychiatrie.«
    »Aber Harry …«
    Er machte einen Schritt auf sie zu, die Hände fest an die Seiten seines Körpers gepreßt. Erneut frischte der Wind auf, und der Himmel verdüsterte sich. »Ich schwöre bei Gott, Molly, daß ich kein Wort mehr über dieses übersinnliche Zeug hören will. Hast du mich verstanden? Kein verdammtes Wort mehr.«
    Molly legte die Hand auf seine Schulter. »Hör mir zu.«
    »Wir werden nicht wieder über diese Sache reden«, sagte Harry gepreßt. Er konnte ihre Finger durch den Hemdstoff fühlen. Sie waren warm. Langsam versiegte der Zorn und hinterließ ein Gefühl großer Erschöpfung.
    »Hallo, unterbreche ich Sie bei etwas?« Chuck Maltrose schob sich in Harrys Blickfeld.
    Harry atmete tief ein, um Kraft zu sammeln, und wandte seine Aufmerksamkeit dann dem Besitzer des Schrottplatzes zu. »Wir sprechen über eine

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