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Träume(h)r (German Edition)

Träume(h)r (German Edition)

Titel: Träume(h)r (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudolf Moos
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zur Tür herein.
    »Kannst stolz auf dich sein. Zu einer Exkursion eingeladen. Das will einem Mal gesagt sein«, begrüßte er Marc. Als er auch Ole entdeckte, wandte er das Wort an ihn.
    »Hach! Du bist auch dabei? Dann hat sich deine Theorie vom Lernen über das Studium hinweg bestätigt. Freut mich ebenfalls für dich. Pass mir gut auf unseren Marc auf. Wir haben nur einen davon.«
    Ole musste sich das Lachen verkneifen und versicherte Jörg, dass seinem Sohn nichts geschehen würde.

Am Bahnhof angekommen bestand Marc darauf, dass seine Eltern ihnen nicht bis zum Gleis folgten. Er wollte sich gar nicht erst die peinliche Situation vorstellen, worin Clara und Jörg ihn eskortierten und alle fiktiven Teilnehmer der Exkursion sich vor Lachen krümmten, während seine Mutter ihn tränenüberströmt verabschiedete.
    Tränen gab es trotzdem, aber glücklicherweise nur im Auto, wo Ole der einzige Zuschauer des unangenehmen Spektakels war. Marc drohte ihm nach dem Verlassen des Wagens damit, ihm den Kopf abzureisen, wenn auch nur ein Wort davon an ihre Freunde gelangen würde.
    Nun hatte er sich von jeglicher elterlicher Fürsorge gelöst. Marc hatte niemals der Luxus gestört, den Clara und Jörg ihm boten, aber ihre intensive, elterliche Fürsorge schon. Er war sechsundzwanzig, aber durfte im Herbst nicht ohne Jacke aus dem Haus gehen. Einige Männer in seinem Alter hatten schon zwei Kinder und entschieden selbst darüber, ob ihre Sprösslinge im Herbst Jacken anziehen mussten oder nicht.
    Es blieben ihnen noch fünfundvierzig Minuten bis zur Abfahrt des Zuges, worin Ole genug Zeit hatte, um seinen Wunsch nach Süßigkeiten zu äußern.
    »Was bist du? Ein Zwölfjähriger auf Klassenfahrt?«
    Ole fand die Kritik seines Kumpels unberechtigt, da dieser von seiner Mutter mit einem Lunchpaket ausgerüstet worden war, das locker für eine Woche Bergwanderung ausgereicht hätte.
    Im Kiosk durfte sich der Riese alles, was sein Herz begehrte - und das war nicht wenig - aussuchen. Marc hatte ihm ein Versprechen gegeben und wusste bereits im Voraus, worauf er sich bei Oles Magenvolumen eingelassen hatte.
    Im Anschluss machten sie sich auf den Weg zu Gleis Acht, wo der Intercity pünktlich eintraf. Die zwei Freunde setzten sich in ein separates Abteil, in dem sie alleine waren und sich ungestört unterhalten konnten.
    Nur zwei Stationen später öffnete ein Mann die Tür, der maximal 1,60m groß aber mindestens genauso breit war, und setzte sich zu ihnen. Er war zweifellos der muskulöseste Mensch, den sie jemals gesehen hatten. Ole machte riesige Augen. Neben diesem Brocken wirkte der athletisch gebaute Marc wie ein Zahnstocher, den man mit Leichtigkeit hätte durchbrechen können. Nach einigen Minuten des Schweigens stellte sich der Fremde als Klaus vor, der auf dem Weg zu einem Bodybuilding-Wettbewerb war. Eigentlich kam er aus Hamburg, aber wegen seines Berufs war er andauernd unterwegs. Auf die Frage wie er zum Bodybuilding gekommen war, hatte Klaus eine recht plausible Erklärung parat.
    »Also in der Schule bin ich schon immer einer der Kleinsten gewesen. Die anderen Kinder haben mich dann dauernd geärgert. Verprügelt, aufgezogen, ihr wisst schon. Die ganze Schiene. Ich bekam damals den Spitznamen Kopfnuss Klaus und das nicht, weil ich so oft Kopfnüsse verteilt habe, sondern da ich täglich welche einstecken musste.«
    Er pausierte kurz, um einmal durchzuatmen. Sich dieses Ungetüm als hilfloses Grundschulkind vorzustellen, war für Marc beinahe unmöglich.
    »Mit Vierzehn bekam ich meine ersten Hanteln. Mit der Zeit wurden die immer größer und schwerer. Genauso wie meine Arme und der Rest meines Körpers. Irgendwann sprach mich einer in der Muckibude an, ob ich nicht Lust hätte das Ganze professionell in die Hand zu nehmen und seitdem ist es mein Beruf, Gewichte zu stemmen. Leider glauben alle Menschen, die mich heutzutage kennenlernen, der Name Kopfnuss Klaus stamme daher, dass ich die Dinger früher massenhaft ausgeteilt habe, aber das stimmt nicht. Ich bin eine friedfertige, ausgeglichene Person«, sagte Klaus und ein kindliches Lächeln formte sich auf seinem granitgleichen Gesicht. Wer könnte es den Leuten verübeln, dass sie diesen Muskelberg für aggressiv hielten, dachte sich Marc. Kopfnuss Klaus konnte man sich eben schwer, auf einer Wiese sitzend und einen Kranz aus Gänseblümchen flechtend, vorstellen.
    »Macht´s denn Spaß Bodybuilder zu sein?«, fragte Ole neugierig.
    »Spaß macht es schon

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