Traeumer und Suender
bringen, die Kidman, oder den Polen, hatte ich schon gesagt, dass das der neue Heath Ledger ist? Den muss man behutsam aufbauen. Premierenfeiern mit Presse, der Gang über den roten Teppich in Warschau, Berlin, Hamburg,Åódź, WrocÅaw, Brüssel, Paris, eine kleine Tour durch Europa. Das muss sein, da muss richtig geknipst und interviewt werden, die Stars bekommen die Chance, etwas zu sagen, das mache ich schon, â¹es war groÃartig mit Ridley zu arbeitenâº, â¹ich wollte immer einen Film machen, der etwas bedeutetâº, nichts Weltbewegendes, aber etwas, das der Zuschauer Ihnen auch abnimmt, kein intellektuelles Gesülze. Der Schauspieler ist der Körper, ist das Gesicht, ist der Klang einer Stimme, die lebt, liebt und leidet, mehr nicht. Träume dürfen nicht selbst kommentieren, sonst leiden die Bilder. Meistens geht das ganz gut. Die meisten Leute begreifen nicht, dass es im Fernsehen vor allem darum geht, da zu sein. Angestrahlt, aufgenommen, gesendet zu werden. Das ist alles.
Die ein, zwei Sätze sind zweitrangig.
Ja, auch das ist ein Deal. Ein Schauspieler verkauft sich, und wenn er Glück hat, wird er zum Idol.»
«Aber hat nicht gerade die Starkultur das Kino kaputt gemacht?», warf der Interviewer ein. Der Produzent zuckte mit den Schultern.
«Ja, vielleicht haben Sie recht. Und das Kino killt Stars oder zumindest die Menschen, die in dem Gefühl aufgebaut werden sollen, welche zu sein. Ralph wäre so ein Fall. Eine Fastberühmtheit. Haben Sie ihn sich einmal genau angesehen? Das Gesicht, die Muskeln, der Gliederbau, selbst jetzt noch, mit fast fünfzig, ist er ein schöner Mann.»
Ralph war also wirklich beim Film gewesen. Den Interviewer erinnerte der Gehilfe plötzlich an den blonden Homunkulus aus der
Rocky Horror Picture Show
, kam das zeitlich hin?
«Na los, sagen Sie es schon, fragen Sie doch! Es interessiert Sie, oder? Ja, ich habe Sex mit Ralph, immer noch. Ich bin schwul, na und? Wussten Sie das nicht? Aber Sie haben das die ganze Zeit vermutet, oder? Ich schlafe mit Ralph, ja, auch in meinem Alter. Immer wieder. Sex ist gut für das Immunsystem.
Sie können sich das gar nicht vorstellen, wie er damals ausgesehen hat, als ich ihn kennenlernte, so groÃe Augen, so schöne groÃe Augen. Ein groÃer, goldener Gott, in dem man versinken wollte. Ein ganzer Sumpf, der einen ansah, man fühlte sich sofort warm, aufgehoben, aufs Schönste des Atems beraubt, noch heute jagt er mir manchmal ein Kribbeln über den ganzen Körper, wenn er mich so ansieht. Ja, haben Sie sich doch nicht so. Sie rutschen da so rum, dabei hab ich genau gesehen, wie er Sie angesehen hat. Hatten Sie noch nie einen Schwanz im Mund? Er ist mein Angestellter â und mein Liebhaber. Na und? Es ist ein Arrangement. Wie die Ehe auch. Ich bin nicht immer schwul gewesen, wie Sie wissen, heutzutage würde man sagen: eher bi, vermutlich bin ich das immer noch, aber kommen wir zum Wesentlichen zurück: zu den Stars.
Manche von denen bekommen als Gage ja fast die Hälfte vom gesamten Budget. Aber seit man praktisch jeden Film aus dem Internet herunterladen kann â wir haben da was verpasst â, da brauchen Sie die Stars mehr denn je.
Und welche Stars will die Welt heute sehen? Johnny Depp, Brad Pitt, Nicole Kidman, Angelina Jolie, Tom Cruise, Tom Hanks, Leonardo DiCaprio, George Clooney, Julia Roberts, Will Smith, Harrison Ford, vielleicht noch Tobey McGuire ⦠die können einen Film weltweit in die Kinos tragen. Aber die kosten auch, o ja! Und ohne Stars einen Film vermarkten? Da können Sie gleich Selbstmord begehen. Ãkonomisch gesehen. Das ist ja genau das Dilemma. Meistens sind die Clooneys, Roberts und Hanks dann auchnoch an den Einnahmen beteiligt. Letztlich ist das eine Gleichung. Wir sitzen an den Startwochenenden, im Sommer oder zwischen Thanksgiving und Weihnachten, vor den Schirmen, zittern und überschlagen die Zahlen. Aber manchmal läuft das ja auch anders. Manchmal, so wie bei
Gleiwitz
, kriegen wir dann sogar Angebote, von Leuten, auch Stars, vielleicht nicht ganz so groà wie die oben, mitzumachen, wenn nicht als Schauspieler, dann als Investoren. Die gilt es einzusammeln. Das kann ich gut.»
«Sie meinen die Kidman», warf der Interviewer ein.
«Was die Kidman kriegt, verrate ich nicht. Was sie investiert ⦠nun, sagen wir, sie ist mit dabei. Keine leichte Person, kann ich Ihnen sagen. Sie
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