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Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Sie sind aufgesprungen und haben geklatscht, als die ersten Worte gesprochen wurden. Das war mitten im Film, in einer Nachtclubszene, als Jolson plötzlich den Mund aufmachte und redete.«
    »Und was hat er gesagt?«, frage ich, neugierig, wie ich nun mal bin.
    Er setzt eine affektierte Stimme auf. »›Wait a minute, wait a minute! You ain’t heard nuthin’ yet!‹« Er lacht. »Als sei er der Künder einer neuen Zeit, findest du nicht?«
    Ich staune nicht schlecht. »Woher weißt du das alles?«
    »Keine Ahnung.« Er zuckt mit den Schultern. »Filme sind halt mein Ding. Sie faszinieren mich.« Er unterbricht sich und guckt mich an. »Das ist wie bei dir mit der Kunst, nicht wahr? Genau dasselbe.«
    Ich werfe Adam einen kurzen Seitenblick zu. Ein Filmemacher aus Brooklyn. Marotten: unter anderem komische Stimmimitationen und Vernissagenstürmen zum Freigetränkeabstauben.
Wir sind so grundverschieden, und trotzdem … Wieder sehe ich ihn an, und ich habe dasselbe Gefühl wie neulich im MoMA: dass wir uns im Grunde genommen, tief drinnen, sehr ähnlich sind.
    »Ja, stimmt«, sage ich und nicke. »Genau dasselbe.«
    Wir gehen weiter, an einer Tür mit der Aufschrift »Kino Eins« vorbei und auf eine andere zu.
    »Und was ist dein liebster Lieblingsfilm aller Zeiten?«, frage ich, als wir zu Kino Zwei kommen. Wir bleiben davor stehen. Und mir fällt ein, dass wir gar keine Eintrittskarten gekauft haben.
    »Wart’s ab, du wirst es schon sehen.« Er lächelt geheimnisvoll und öffnet die Tür.
    »Ist das die Überraschung?« Klar, Adam hat sicher vorhin schon die Karten gekauft.
    »Gewissermaßen.«
    Er drückt die Tür auf, und wir betreten den abgedunkelten Kinosaal.
    »Himmel, hier ist ja gar niemand«, murmele ich mit Blick auf die leeren Sitzreihen.
    »Ich weiß.« Er führt mich einen Gang entlang nach vorne.
    »Mensch, jetzt habe ich das Popcorn vergessen«, rufe ich, als es mir siedend heiß einfällt. »Das war mein Teil der Abmachung, oder? Du besorgst die Tickets, und ich besorge das Pop…« Unvermittelt breche ich ab, als ich in der Dunkelheit vor uns etwas aufschimmern sehe.
    Es ist ein silberner Eimer. Ein Eiskübel.
    »Ist das …?« Fragend drehe ich mich zu Adam um. Im Dunkeln ist es schwer, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen, aber als meine Augen sich an die Schwärze gewöhnt haben, sehe ich, dass er mich anschaut und mich nervös anlächelt.
    »Ich hoffe, du magst Champagner«, meint er und zaubert aus dem Nichts eine Flasche hervor.
    »Aber wie?« Ich bin vollkommen baff. Ehrlich. Zum ersten Mal in meinem Leben fehlen mir die Worte.
    »Ein Freund von mir ist hier Filmvorführer. Er schuldete mir einen kleinen Gefallen.« Gekonnt reißt er die Silberfolie ab.
    »Soll das heißen, wir haben den ganzen Saal für uns allein?«, frage ich staunend.
    »Sagen wir einfach, wir bekommen eine kleine Privatvorführung.« Er grinst, als der Korken plötzlich herausschießt. »Oh Mist!« Schäumend ergießt sich der Champagner aus der Flasche, und er versucht hektisch, ihn mit einem Plastikbecher aufzufangen. »Entschuldige, ich habe völlig vergessen, Gläser mitzubringen – jetzt gibt’s leider nur Plastikbecher«, erklärt er kleinlaut und reicht mir einen.
    »Weißt du, ich war immer schon der Meinung, dass Champagner aus Plastik viel besser schmeckt.« Ich grinse und stoße mit meinem Plastikbecher an seinen.
    »Passt prima zum Popcorn«, meint er und zaubert eine große Tüte hervor.
    »Was bist du eigentlich?«, murmele ich lächelnd und gucke ihn ungläubig an. »Ein Zauberer?«
    »So was in der Art.« Er lächelt, als ich mir eine Handvoll warmes, gebuttertes Popcorn aus der Tüte nehme.
    Ein wohliges Glücksgefühl steigt in mir auf. »Mhm, das ist –«
    Mit einem Kuss auf die Lippen bringt er mich zum Schweigen. »Pst … der Film fängt gleich an.«
     
    Wie sich herausstellt, ist sein Lieblingsfilm 8 ½ von Fellini, und die nächsten zwei Stunden und ein bisschen bin ich vollkommen in die Geschichte von Guido versunken, einem italienischen Filmregisseur, dessen Rückblenden und Träume unentwirrbar mit der Realität verwoben sind.
    »Das war fantastisch, wirklich fantastisch. Obwohl ich, glaube
ich, höchstens die Hälfte davon verstanden habe«, gestehe ich anschließend, während ich gerade das zweite Stück Pizza verspeise. Nachdem wir aus dem Kino gekommen sind, haben wir uns schnell ein paar Stücke Pizza zum Mitnehmen auf die Hand besorgt, und die essen wir jetzt auf dem Weg zu mir

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