Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition)

Titel: Träumst du noch oder küsst du schon?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
Vom Netzwerk:
regelmäßig riesengroße, hammergeile Penthouse-Wohnungen in Manhattan mieten. Natürlich nur, wenn ich nicht gerade downtown einen Schuhkarton angemietet habe.
    Aber insgeheim bin ich ein bisschen verunsichert. Himmel, er ist ganz offensichtlich ein hochwichtiger Überflieger, wohingegen ich zum Monatsende hin regelmäßig pleite bin.
    »Ich habe in L. A. gewohnt, aber jetzt bin ich aus beruflichen Gründen hierhergezogen«, erklärt er.
    »Sag nichts, du bist im Filmgeschäft«, rufe ich ganz aufgeregt und merke, wie ich rot werde. »Ich habe die Zeitschriften gesehen.« Etwas vage weise ich in Richtung Wohnzimmer.
    »Fernsehen.« Sein Blick wirkt beinahe entschuldigend. »Ich bin Produzent.«
    »Mensch, das ist ja toll.« Ich versuche überzeugend zu klingen, habe aber nicht die geringste Ahnung, ob das nun tatsächlich toll ist oder nicht. Es klingt zumindest beeindruckend.
Alle wollen schließlich zum Fernsehen, oder? Na ja, außer mir. Ich habe mich immer nur für Kunst interessiert.
    »Ja, ist eigentlich ziemlich cool …« Er nickt und bricht dann ab.
    Es entsteht eine peinliche Pause, und einen Moment stehen wir einfach bloß im Flur rum wie bestellt und nicht abgeholt und schauen uns stumm an. Man kann all die unausgesprochenen Fragen und Emotionen förmlich spüren, die in der Luft liegen.
    »Wow, sorry, jetzt merke ich erst, dass ich dir nicht mal was zu trinken angeboten habe«, fängt er an, sich zu entschuldigen, und reibt sich die Schläfen.
    »Ach, macht doch nichts«, entgegne ich hastig.
    »Ich habe leider nicht viel im Haus, bloß Evian.«
    Und dieses komische Quinoa-Zeugs, denke ich in Erinnerung an die Packung im Kühlschrank.
    »Hör mal, was meinst du? Wollen wir nicht einfach irgendwo was trinken gehen?«, schlägt er plötzlich vor. »Ein bisschen reden?«
    Ich bin wie vor den Kopf geschlagen. Was trinken gehen? Ich und Nate?
    »Oh, ähm …«Aufgeregt stammele ich herum und versuche, ein bisschen Zeit zu schinden. »Ich weiß nicht …«
    »Gleich um die Ecke ist ein echt netter kleiner Laden«, redet er eifrig weiter. »Komm schon, wie wär’s?«
    Erwartungsvoll schaut er mich an, ein strahlendes Lächeln im Gesicht, und unvermittelt merke ich, dass ich richtig sauer bin. Herrje, ich fasse es einfach nicht. Der glaubt doch allen Ernstes, dass ich einfach so mit ihm zu einem gemütlichen kleinen Plausch in ein Café gehe. Nach allem, was passiert ist? Ich sollte ihm sagen, er soll sich zum Teufel scheren.
    Sollte ich, mache ich aber natürlich nicht.
    »Ich hole nur schnell meine Tasche.«
    Diesen Moment habe ich mir eine Million, eine Trillion Mal vorgestellt: wie wir uns zufällig über den Weg laufen. Was ich sagen würde, wie ich aussähe, wie es wäre. Ich würde umwerfend aussehen, natürlich . Ich hätte meine sehr figurfreundliche Rank-und-schlank-Jeans an. Mein Haar säße perfekt (wobei meine Haare eigentlich nie perfekt sitzen; aber manchmal sind sie wenigstens nicht total wirr, und meine Ponyfransen liegen da, wo sie sein sollen, und haben sich noch nicht wie ein Rollo aufgerollt). Ach ja, und ich hätte einen unglaublich gutaussehenden Mann an meinem Arm.
    Wobei ich nicht der Meinung bin, dass frau einen Mann braucht, um sich toll zu fühlen, aber bitte, das reicht dann auch an feministischen Prinzipien. Wenn man der Liebe seines Lebens, die inzwischen längst mit einer anderen verheiratet ist, zufällig auf der Straße begegnet, glauben Sie mir, dann will man nicht gerade Single sein und altbackene verknitterte Arbeitsklamotten anhaben und Flipflops, in denen auch die schlanksten Beine aussehen wie Sauerkrautstampfer.
    Auf einem Barhocker sitzend reibe ich mir unbehaglich die Beine. Igitt, die sind ja ganz stoppelig. Und in dem Moment fällt mir auch siedend heiß wieder ein, dass ich ganz vergessen habe, sie zu rasieren.
    »Ich meine, das gibt’s doch gar nicht, oder?«
    Während ich noch an meinem Rock herumzerre, schaue ich auf und sehe Nathaniel an. Er hat die Hemdsärmel hochgekrempelt, sitzt mir gegenüber und schaut mich an, wobei er ungläubig den Kopf schüttelt.
    Wir sitzen in einem kleinen französischen Bistro gleich um die Ecke von seiner Wohnung und trinken Rotwein. Normalerweise trinke ich keinen Rotwein. Eigentlich mag ich gar keinen Rotwein. Danach fühlt sich meine Zunge immer so komisch pelzig an, als hätte ich Rhabarber gegessen. Aber ich habe getan, was man ganz gerne tut, wenn man ein bisschen
nervös ist, und habe gesagt, ich nehme das, was du

Weitere Kostenlose Bücher