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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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herablassende Lächeln zu, das besagt: Bist du bald fertig?
    – Über dieses Thema hab ich mich letzte Woche mit Laura McEwan unterhalten. Sie hat mir gegenüber angedeutet, daß du auf dem Gebiet Probleme hattest. Hat mir erzählt, daß beim letzten Mal, als sie bei dir gelandet ist, keine rechte Freude aufgekommen ist.
    Ich grinse gequält und zucke mit den Schultern. Und ich hab gedacht, die Katastrophe hätt ich hinter mir.
    – Sie sagte, mit dem Fingerhut, den du frecherweise Penis nennst, könntest du dich noch nich mal selbst befriedigen, von anderen ganz zu schweigen.
    Beim Thema Schwanzgröße kann ich Sick Boy nichts erzählen. Seiner is größer, da gibts gar keinen Zweifel. Als wir jünger waren, ham wir im Fotoautomaten an der Waverley Station Bilder von unseren Dingern gemacht. Dann ham wir die Fotos hinter die Glasscheiben in den alten grauen Bushäuschen geklemmt, damit die Leute sie sahen. Wir nannten das unsere öffentliche Kunstausstellung. Mir war aufgefallen, daß Sick Boys Ding größer war, also hab ich meinen Schwanz so hoch wie möglich vor die Linse gehalten. Unglücklicherweise is der Arsch bald drauf gekommen und hat dasselbe gemacht.
    Über das besondere Thema meines Fiaskos bei Laura McEwan konnte ich noch weniger sagen. Laura is bekloppt. Im besten Falle schüchert sie einen ein. Nach ner Nacht mit ihr hatt ich mehr Narben am ganzen Körper, als ich jemals von den Nadeln gekriegt hab. Ich hatte mich dafür entschuldigt, wies mir ging. Das macht einen so fertig, daß die Leute einfach keine Ruhe geben können. Sick Boy is fest entschlossen, jedem Wichser zu erzählen, was fürn Versager ich im Bett bin.
    – Schon gut, geb ich zu, das war ne beschissene Vorstellung. Aber ich war blau und zugeknallt, und sie hat mich ins Bett gezerrt, nich andersrum. Was hat sie denn erwartet, die Kuh?
    Sick Boy kichert bloß. Der Bastard gibt einem immer das Gefühl, daß er noch mehr erstklassiges Material hat, mit dem er einen runtermachen kann, das er sich für andere Gelegenheiten aufhebt.
    – Tja, Kumpel, denk nur, was du so verpaßt. Letztens hab ich in den Gardens rumgeschnüffelt. Überall Schulmädchen. Brauchst bloß n Joint anzuzünden, schon umschwirren sie dich wie Fliegen die Scheiße. Haufenweise Mädchen. Überall ausländische Schnitten, und manche lechzen geradezu danach. Ich hab sogar n paar kleine Süße in Leith gesehen. Wo wir gerade von kleinen Süßen reden, Mickey Weir war am Samstag an der Easter Road echt verdammt gut. Alle Jungs ham gefragt, wo du bist. Und denk dran, Iggy Pop und die Pogues kommen bald. Wird langsam Zeit, daß du dich zusammenreißt und anfängst, n verdammtes Leben zu führen. Du kannst dich doch nich den Rest deiner Tage in abgedunkelten Zimmern verstecken.
    Die Scheiße von dem Penner hat mich nich weiter interessiert.
    – Ich brauch echt bloß n kleinen Schuß, Si, damit ich leichter runterkomm. Bloß n bißchen Methadon…
    – Wenn du brav bist, kriegste vielleicht n Schluck Dünnbier. Deine Ma hat gesagt, daß sie dich am Freitag abend mit in den Dockerclub nimmt; aber bloß, wenn du dich anständig benimmst.
    Kaum war der herablassende Arsch gegangen, vermißte ich ihn auch schon. Er hatte mich abgelenkt. Es war wie in alten Zeiten, aber eher in dem Sinn, daß es mich daran erinnerte, wie sehr sich alles verändert hatte. Irgendwas war geschehen. Junk war geschehen. Ob ich nun damit lebte, daran starb oder ohne weiterlebte, ich wußte, nichts würde mehr so sein wie früher. Ich mußte aus Leith, aus Schottland verschwinden. Für immer. Auf der Stelle, nicht bloß fürn halbes Jahr nach London. Mir waren die Beschränkungen und die Häßlichkeit dieser Gegend klargeworden, ich konnte sie nich mehr im alten Licht sehen.
    In den folgenden Tagen ließen die Schmerzen langsam nach. Ich fing sogar an zu kochen. Jeder Idiot unter der Sonne glaubt, daß seine Ma die beste Köchin der Welt is. Das dachte ich auch, bis ich meine eigene Bude hatte. Da merkte ich, daß meine Ma ne beschissene Köchin is. Also hab ich angefangen zu kochen. Der alte macht sich über das »Karnickelfutter« lustig, aber ich glaub, insgeheim mag er meine Chillis, Curries und Aufläufe. Der Alten sind meine Übergriffe auf ihr Territorium, wie sie es sieht, nich ganz recht, und sie blökt rum, von wegen wie wichtig doch Fleisch in der Ernährung wär; aber ich denke, es schmeckt ihr doch.
    Allerdings sind die Schmerzen nun einer grauenvollen, heftig tiefen Depression gewichen.

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