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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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nicht
einlullen. Das hier war immer noch eine Beerdigung. Er hätte sich schämen müssen,
wäre er ungepflegt, oder sogar mit einer Fahne, hier aufgetaucht.
    Ich ritt
ein wenig auf diesen Gedanken herum, wurde dann aber von einem penetranten Brummen
an meinem Hintern abgelenkt. Ein Anruf.
    »Wir haben
ein Problem«, begrüßte mich Metin. »Es geht um Corinna.«
    »Oh Gott.«
Intuitiv erwartete ich das Schlimmste. »Hatte sie einen Unfall? Geht es ihr gut?«
Mit dem Schrecken, der sich auf meinem Gesicht ausbreitete, bekam ich die volle
Aufmerksamkeit der beiden Anwesenden. Sie wandten ihre Köpfe zu mir, doch ich wandte
mich ab.
    »Dreh nicht
immer gleich durch. Ihr geht es bestens. Könnte sich aber bald ändern.«
    »Was meinst
du damit?« Ich ging ein paar Schritte.
    »Ich habe
vorhin mit der IHK telefoniert. Wegen Betriebsaufgabe und so. Dabei ist denen aufgefallen,
dass ich ja noch eine Azubine habe. Und wenn ich den Betrieb aufgebe, hat unsere
kleine Blutsaugerin keinen Ausbildungsplatz mehr. Hab mir fast schon gedacht, dass
die mir deswegen Stress machen werden.«
    »Ich verstehe
die Aufregung nicht«, sagte ich. »Sie kann doch bei mir weiterarbeiten. Derselbe
Job, dieselben Aufgaben. Sie muss nicht einmal woanders hinfahren.«
    »Fand ich
auch gut, die Idee. Du bist jedoch keine geprüfte Ausbilderin. Und wer ausbilden
will, muss einen Schein bei der IHK machen.«
    Ich stöhnte
in den Hörer. »Und jetzt?«
    »Drei Möglichkeiten.
Entweder stellst du schleunigst einen ein, der so einen Ausbilderschein hat, oder
Corinna macht ihre Ausbildung woanders zu Ende.«
    Ich wartete
ab, aber Metin schien fertig zu sein. »Und die dritte Option?«, erinnerte ich ihn.
    »Ach so«,
sagte er. »Die dritte Option ist, dass Corinna ihre Prüfungen vorzieht, das wird
die IHK allerdings nicht genehmigen, weil sie Scheißnoten hat.«
    »Haben die
das jetzt schon gesagt?«
    »Nein. Die
kennen ihre Noten nicht«, sagte er. »Aber ich kenn das Notendrama von woanders her.«
    Ich wollte
nicht weiter nachfragen, woher genau er das kannte.
    »Du kannst
sie auch rausschmeißen«, sagte er. »Ich hätte da einen Karton voller Kündigungsgründe
im Schrank, falls du Hilfe brauchst.«
    »Nein!«,
quiekte ich in den Hörer. Dann versuchte ich mich zu beruhigen. »Hör zu. Ich komme
morgen Früh vorbei und wir besprechen das Ganze.« Ich legte auf, starrte aber noch
eine Weile das Handy an und versuchte, das Gehörte zu verarbeiten.
    »Alles in
Ordnung?« Gregor hatte sich hinterrücks an mich herangeschlichen.
    »Ja. Nein.
Ich weiß nicht«, stotterte ich. Die Aussicht, dafür verantwortlich zu sein, dass
Corinna keine adäquate Ausbildung bekam und irgendwann biertrinkend und um Euros
bettelnd auf der Straße landete, stiftete Panik in meinem Kopf. Nicht nur, weil
es schlechte Aussichten für Corinna waren. Paps kannte außerdem ihren Vater. Und
mindestens einer von ihnen würde mir die nächsten Jahre die Hölle heißmachen. Ich
hörte, dass Ansmann sich verabschiedete, reagierte jedoch nicht.
    Gregor blieb.
»Kann ich irgendetwas tun?«
    Sein zuvorkommendes
Verhalten irritierte mich nur noch mehr. »Ich fahr heim«, sagte ich schnell. »Ruf
mich an, wenn es losgeht. Mit der Wohnung, mein ich.« Ich machte einen Schritt vorwärts.
    Gregor hielt
mich an der Schulter fest. »Geht’s dir gut?«
    »Ja.«
    »Das meine
ich nicht«, sagte er sofort, legte die zweite Hand auf meine andere Schulter und
drehte mich wie eine Puppe, sodass ich ihm ins Gesicht sehen musste. Seine Augen
suchten meinen Blick und er schwieg so lange, bis ich ihn endlich ansah. »Wie geht
es dir?«, fragte er langsam und deutlich, als sei ich begriffsstutzig.
    Ich verstand,
worauf er hinauswollte. Ich nickte. »Besser. Ich kann wieder etwas schlafen.«
    Er lächelte.
Die Wärme seiner Hände drang durch meine Windjacke. »Auch ohne Licht?«
    »Woher weißt
du davon?«
    Er ließ
seine Hände an meinen Armen hinuntergleiten. Sein Lächeln verflüchtigte sich. »Bevor
du fort warst, bin ich öfter nachts an deiner Wohnung vorbeigefahren und habe es
brennen gesehen.«
    Ich merkte,
wie ich vor Verlegenheit rot wurde.
    Sein Blick
schien mein Gesicht zu durchsuchen. »Minderhoud und van Spreuwen wurden vor drei
Wochen von Europol in Belgien aufgegriffen.«
    Erst wusste
ich nicht, wovon er sprach. Dann plötzlich begann sich mein Puls zu beschleunigen
und das Blut brodelte durch meine Adern. Mir wurde schwindelig. »Van Spreuwen? Ist
das …?« Meine Stimme versagte.
    Er

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