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Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Trallafitti: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Ullrich
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V-Personen. Gregor, dieser Schweinepriester, wollte aber kein Papier, auf dem
sein Name stand. Er wollte auch kein Geld, denn das flog ihm ja schon bei seinen
Nebengeschäften zu. Stattdessen ließ er sich seine Dienste mit Loyalität bezahlen.« Er belegte das Wort ›Loyalität‹ mit ausreichend Hohn und Spott.
    Ich knüpfte
daran an. »Sprich: seine Exkollegen versorgten ihn mit internen Informationen und
sahen weg, wenn er seine anderen Geschäfte machte.«
    Brülling
reagierte beinahe wütend. »Das sind keine Kavaliersdelikte. Weder für ihn noch für
die Beamten.«
    »Das erklärt,
warum Ansmann im Moment so unruhig ist.«
    »Gregor
darf nicht noch einmal vor dem Kader landen.« Es klang wie ein Beschluss. »Kommt
das Ganze ans Licht, wird sich die Presse darauf stürzen und so lange graben, bis
sie etwas gefunden hat. Sie werden mit Geld um sich werfen. Und die Straßenratten
werden kommen, um es sich zu holen. Und reden. Was dann kommt, hängt ganz von der
Staatsanwaltschaft ab. Schlimmstenfalls könnten Altverfahren neu aufgerollt werden.«
Er schnaubte. »Abgesehen davon, dass Gregors Straßenratten die Sache nicht auf sich
sitzen lassen werden.«
    »Es ist
nur Gerede«, wiederholte ich, was Gregor gesagt hatte, und klammerte meine Finger
um die heiße Tasse. Mir war kalt, ich hatte eisige Füße und zitterte. »Niemand will
ihn vor den Kader ziehen.«
    »Gut.« Brülling
hinkte zum Sofa zurück und hob seine Tasse.
    »Hat er
dort seine Tätowierungen her?«, fragte ich. »Aus dem Knast? Von seinen Nazi-Freunden?«
    Er sah streng
zu mir hinunter. »Sie reden über eine offene Wunde, Frau Roloff. Und wenn er es
Ihnen nicht sagt, wird es Ihnen niemand erklären.« Er setzte die Tasse ab. »Fragen
Sie ihn.«
    »Er wird
es mir nicht sagen.«
    »Gut möglich.«
    »Ich habe
Angst, ihn zu fragen.«
    »Dann sind
Sie nicht neugierig genug.«
    »Wollen
Sie jetzt jede Nacht vorbeischauen?«
    Er schob
eine Hand in seine Jackentasche und holte einen kleinen Zettel heraus. »Das ist
meine Handynummer. Bitte speichern Sie sie nirgendwo ein und lassen Sie sie auch
nirgendwo liegen. Rufen Sie mich an, wenn sich etwas Neues ergibt. Dann lasse ich
Sie zukünftig schlafen.«
    »Sehr aufmerksam«,
sagte ich.
    »Gehen Sie
vorsichtig mit den Informationen um, die ich Ihnen gerade gegeben habe.« Sein Blick
durchdrang ein paar meiner Hautschichten. »Und geben Sie acht auf ihn. Solange die
Wogen nicht geglättet sind, sollte er der Polizei besser nicht negativ auffallen.«
    Ich ließ
ihn nicht wissen, dass Ansmann mir bereits Ähnliches aufgetragen hatte. »Ich glaube,
ich bin nicht die Richtige dafür.«
    Er grinste.
»Oh, ich glaube doch, dass Sie das sind.« Er war sich seiner wirklich sehr sicher.
    »Haben Sie
etwa mit ihm über mich geredet?«
    »Das war
gar nicht nötig.« Dann verabschiedete er sich und ging.
    Gegen zehn Uhr morgens schlug ich
vor der Detektei auf. Der Himmel hatte sich in sein bestes hellblaues Kleid gehüllt,
die grauen Wolken befanden sich auf dem Rückzug. Dessen ungeachtet blies ein ausgewachsener
kalter Wind durch die Voedestraße und schubste den Straßenmüll vor sich her. Meine
Haare flogen mir unentwegt ins Gesicht, verhedderten sich in meinen Wimpern oder
pappten an meinen mit Fettstift geölten Lippen, sodass ich es eilig hatte, in den
Laden zu gelangen.
    Doch es
war schwierig hineinzukommen.
    Zahlreiches
Mobiliar war bereits vor die Tür gestellt, die Folien an den Scheiben heruntergekratzt
und in Säcke gestopft worden. Ein weiterer Sack war mit geschreddertem Papier gefüllt,
worüber ich mir allerdings keine Gedanken machen wollte. Als ich mich an den Tischen
vorbei in das Geschäft manövriert hatte, stolperte ich beinahe über einen halbherzig
zusammengerollten Teppichrest. Zwei mit Farbklecksen besudelte Männer krabbelten
auf dem Boden herum und malträtierten ihn parallel mit Teppichmessern und Pizzarollern.
Hin und wieder flog ein Teppichfetzen in eine der vier Ecken und legte ein weiteres
Estrichquadrat frei. An den Schreibtisch und den Chefsessel, in den Metin sich hineinbequemt
hatte und der zusammen mit dem Tisch vor die Tür geschafft werden sollte, hatten
sich die Helfer bislang nicht herangetraut. Der Schreibtisch war mit Papier zugemüllt.
Als ich reinkam, stand Metin gerade auf und trat den Schredder um.
    »Scheißding!«,
fluchte er.
    »Keine Tacker-
oder Büroklammern, nicht mehr als 20 Seiten«, ermahnte ich ihn und nahm erst jetzt
den Duft der frischen weißen Farbe

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