Trallafitti: Kriminalroman (German Edition)
das Papier.
»Was zum Teufel soll das sein? Eine Nummer zu einem Anrufbeantworter? So etwas habe
ich seit den 80ern nicht mehr gesehen.« Er schüttelte den Kopf. »Was soll das Ganze?«
Ich sah
Gregor an. Mit einem Nicken ermunterte er mich, weiterzureden. »Als ich Arthurs
Leiche fand, habe ich ihn durchsucht, noch ehe Ansmann und die Polizei einen Blick
auf ihn werfen konnten. In seiner Brieftasche habe ich ein Passfoto von Martha gefunden.
Es war an meine Adresse gespickt. Wir nehmen an, dass Arthur auf der Suche nach
ihr war.«
»Weshalb
sollte er nach ihr suchen?«
»Weil sie
verschwunden ist«, sagte Gregor.
»Völlig
ausgeschlossen. Ich habe doch mit ihr gesprochen!«
Gregor nickte.
»Und seither nicht mehr.«
Guido zog
sein Handy aus der Jackentasche.
»Was tun
Sie?«, fragte ich ihn.
»Ich rufe
Martha an.« Als er sich das Telefon an sein Ohr drückte, überschlug sich mein Herzschlag.
Welche Ironie wäre es, wenn sie einfach abheben und uns alle überraschen würde.
Er nahm
das Handy vom Ohr. »Geht keiner ran.« Schließlich wählte er noch einmal und es dauerte
eine Weile, bis wir schalteten, dass er nicht Marthas Nummer, sondern gerade die
vor ihm liegende dubiose AB-Nummer in das Display tippte. Gregor reagierte als Erster
darauf und ließ seine Handfläche auf den Zettel klatschen. Doch da war es schon
zu spät. Die Reaktion ließ keine zwei Sekunden auf sich warten.
»Entschuldigen
Sie, wo bin ich bitte gelandet?« Seine Mimik verlor sich in Überraschung
und Argwohn.
»Leg auf!
Wir kennen die Quelle nicht!«, fauchte Gregor sichtlich in Angst, die Aktion würde
Martha unnötig gefährden.
Doch Guido
verstand nicht oder wollte nicht verstehen. Fuchtelnd winkte er ab und redete weiter
ins Telefon: »Sagen Sie, ist ein gewisser Massimo zu sprechen?« Guido nickte eifrig.
Dann legte er auf. »Sie sagen, sie kennen keinen Massimo.«
»Wer sagte
das?«, fragte Gregor.
Brüllings
Miene verfinsterte sich. Mit zwei Fingern tippte er auf der Tischplatte herum. »Nur
damit das klar ist: Ihr werdet mir jetzt alles erzählen, was ihr wisst. Jede Einzelheit.
Und ich will keine Ausreden mehr hören!«
Gregor und
ich sahen einander verdutzt an. »Was ist los?«, fragte er.
»Dieser
Anschluss«, er zeigte auf den Zettel, »gehört zu Herbert Nottulns Abteilung.«
»Wer ist
das?«, fragte ich.
»Nottuln
ist der Stellvertretende Beauftragte für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe.«
Bei mir
begann es in den Ohren zu klingeln. »Moment mal. Ist das nicht das Büro von Eduard
Schwarzinger?«
»War«, sagte
Guido. »Nottuln hat bis auf Weiteres seinen Platz eingenommen.«
»Wer zum
Teufel ist Schwarzinger?«, fragte Gregor.
»Herrschaftszeiten«,
fauchte ich ihn an. »Schaust du denn keine Nachrichten?«
Gregor fauchte
zurück: »Ich hatte in letzter Zeit weiß Gott wichtigere Dinge zu tun.«
Guido schnaubte
hämisch. »Nichts für ungut, Frau Roloff. Aber mit Diplomatie und Politik hat unser
Kollege hier nichts am Hut.« Er wandte sich seinem Schwager zu. »Eduard Schwarzinger
war Außenpolitiker. Mitte Oktober sollte er den Leiter der Abteilung für globale
Fragen, zivile Krisenprävention und humanitäre Hilfe beerben. Auf diesem Posten
hätte er direkt an den Außenminister berichtet. Das Schlitzohr machte jedoch keinen
Hehl daraus, dass er sehr bald auf den Stuhl des ständigen Deutschlandvertreters
im Weltsicherheitsrat wollte. Das brachte ihm zwar einiges an böser Publicity ein,
aber er war immerhin im Gespräch.« Brülling hob die Tasse und schlürfte dezent an
seinem Tee. »Schwarzinger wird sein Amt allerdings nie antreten. Ende letzten Monats
wurden er und seine Frau in seinem Düsseldorf Büro aufgeknüpft.«
Gregor öffnete
seine Fäuste.
Ich räusperte
mich. »Nach offizieller Version haben sich die beiden selbst erhängt.«
Brülling
schnaubte. »Ausgemachter Blödsinn! Da wurde definitiv nachgeholfen.«
Ich nickte
Gregor zu, um zu bekräftigen, dass ich derselben Meinung war.
»Und wer
sollte das tun?«, fragte er.
Brülling
hob die Schultern. »Das ist ja das Kuriose. Es gibt kein Motiv. Schwarzinger mochte
zwar forsch gewesen sein, aber er war populär. Und nur, weil jemand es auf einen
besseren Posten im Weltsicherheitsrat abgesehen hat, bringt man dessen Anwärter
nicht gleich um.«
»Hätte er
denn reelle Chancen auf den Stuhl gehabt?«
»Wer weiß
das schon. Er hatte allemal das Zeug dazu. Er hatte eine erstklassige Südasien-Expertise.
Und gerade im
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