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Transzendenz

Transzendenz

Titel: Transzendenz Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich das nicht ausdrücken! Es wird nicht einmal das Ende der Menschheit sein. Ihr seid viel weiter verbreitet, als es der Lystrosaurus jemals war; Menschen sind intelligent, anpassungsfähig und als Gattung imstande, sich zu erholen. Es ist schwer, euch vollständig auszurotten – obwohl es leicht ist, euch in großer Zahl zu töten.«
    »Aber unsere Kultur wird vernichtet werden. Die meisten Menschen werden sterben. Milliarden.«
    Sie rollte hin und her, wobei sie Funkenschauer versprühte, und ihre kleinen Räder kratzten über eine Platte aus kahlem Post-Perm-Gestein. »Wissen Sie, jetzt, wo alles tot ist, kann man viel leichter herumfahren«, sagte sie. »Kein Laub verstopft mir die Räder, keine Insekten kommen mir in die Quere, keine hüpfenden Amphibien stoßen mich um. Vielleicht sollten wir die Welt den Robotern überlassen…«
    »Sei still«, sagte ich.
    Sie blieb reglos stehen.
    »Wie viel Zeit haben wir noch?«
    »Das ist schwer zu sagen. Ein Jahrzehnt? Wahrscheinlich weniger.«
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass es so weit kommt.«
    »Ich bin geneigt, Ihnen zuzustimmen.« Auf dem Steinboden vor ihr erschien abrupt ein dicker, gebundener Bericht. »Heute lege ich all meinen Geldgebern, sämtlichen Regierungen und zwischenstaatlichen Organisationen eine ultimative Studie vor. Nicht dass ich erwarte, sie allein könne etwas bewirken; die Menschen haben die Neigung, schlechte Nachrichten zu ignorieren.«
    »Hast du mich deshalb hierher gebracht?«
    »Vergessen Sie nicht, Sie wollten mich sehen«, sagte sie. »Sie sind zu mir gekommen, um mir Fragen über die polaren Hydrate zu stellen.«
    »Okay. Und was nun? Soll ich in dieser Sache als dein Sprachrohr fungieren?«
    »Mehr als das.« Die blecherne Stimme war ton- und klanglos.
    Ich wusste, was sie von mir wollte. »Du erwartest von mir, dass ich etwas unternehme, stimmt’s?…« Ging es bei all dem eben darum? Erwartete Gea, diese übermenschliche künstliche Intelligenz, dass ich eine Möglichkeit fand, die Welt zu retten?
    Der Roboter rollte hin und her. »Ich bin ein Biosphärenmodellierer. Ich habe meine genau definierten Aufgaben: Überwachung, nicht Modifikation. Aber es ist schwierig, Intelligenz zu begrenzen. Ich bin neugierig. Ich interessiere mich nicht nur für meine Modelle, sondern auch für deren Auswirkungen. Aber ich kann in der größeren Welt keine Aktionen initiieren; dazu habe ich weder die Mittel noch die Macht.«
    »Du brauchst einen Menschen, der es tut.«
    »Ich brauchte einen Menschen, der hierher kam und die richtigen Fragen stellte, ja. Sie haben sich selbst ausgewählt, Michael Poole.«
    »Was kümmert dich das Schicksal des Lebens?«, sagte ich grob. »Du selbst warst und bist kein Lebewesen.«
    »Ich habe Angst, Michael Poole.«
    »Angst? Du?«
    »Auch mir droht der Untergang, mir und den anderen künstlichen Intelligenzen, die ihr in die Welt gesetzt habt. Ist Ihnen das noch nie in den Sinn gekommen? Wahrscheinlich nicht. Keiner von uns kann ohne die Infrastruktur der menschlichen Gesellschaft überleben. Wenn das so weitergeht, werden die künstlichen Intelligenzen das Schicksal der Mammuts und Höhlenbären teilen…«
    Ich glaubte, im Augenwinkel eine Bewegung zu sehen – eine Bewegung, hier in dieser leblosen VR-Welt, die nur von mir, einem Blechroboter und Lystrosaurusknochen bewohnt wurde. Ich drehte mich um.
    Eine menschliche Gestalt stand schlank und stumm auf der Kuppe eines der niedrigen, kahlen Hügel. Sie war so weit entfernt, dass der Nebel sie verbarg. Aber ich wusste, wer sie war.
    Ich flüsterte: »Siehst du sie, Gea?«
    »Sie sind wichtig, Michael Poole«, sagte Gea. »Bedeutend.«
    »Ich will nicht bedeutend sein… Du siehst sie, nicht wahr? Sag es mir. Du siehst Morag.«
    »Ihr steht an einem Kreuzweg. Einem Umschlagpunkt. Die Welt und ihre Fracht des Lebens sind mit der größten Gefahr in der Geschichte der Menschheit konfrontiert – vielleicht sogar seit dem Perm. Und dennoch habt ihr unerhörte Kraft, mehr als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in der Geschichte. Eines Tages wird die Zukunft Ihrer Vorstellung entsprechen, Michael Poole. Aber zunächst einmal müssen Sie dafür sorgen, dass es überhaupt eine Zukunft gibt.«
    »Wie kann ich die Zukunft formen, wenn mich ein Geist aus der Vergangenheit verfolgt?«
    »Aber die tiefste Vergangenheit und die fernste Zukunft verschmelzen miteinander…«
    Morag stand reglos da, und doch schien sie von mir zurückzuweichen, tiefer in dem unwirklichen Nebel

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